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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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so reinplatze«, sagte Carruthers und klang im Augenblick so gar nicht wie ein Politiker, sondern vielmehr wie ein gebrochener Mann. »Ich habe dich über die Straße gehen sehen und fahre seit einer halben Stunde immer wieder um den Block …«
    »Wer ist der Kerl?«, raunte Will Tracina wütend zu, während er in das stickige, überfüllte Zimmer kam.
    Tracina sah von einem Mann zum anderen und brachte erst einmal keinen Ton heraus. Als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, ging sie von null auf hundert. »Warum bist du hier?«, schrie sie Carruthers an und versuchte, ohne Hilfe aufzustehen, wobei sie fast nach vorn gefallen wäre. »Ich habe dir gesagt, dass ich nichts von dir haben will!«
    »Ich bin hier, weil ich dich liebe, Tracina!«, dröhnte Carruthers. »Ich habe dir gesagt, dass es nicht so einfach sein wird, mich loszuwerden. Und wenn das hier mein Kind ist, dann ist es sowieso unmöglich.«
    Jede Frau im Zimmer sog scharf den Atem ein, sodass der Sauerstoff noch knapper wurde. Vielleicht sah Will deshalb so aus, als ob er gleich in Ohnmacht fallen würde. Seine Hand tastete nach der Wand hinter ihm. Ich wäre gern zu ihm gegangen, aber zwischen uns standen zu viele Menschen – wirkliche Hindernisse, nicht nur metaphorische.
    »Und was ist mit deiner Frau ?«, brüllte Tracina, die nun ihre zierlichen Fäuste in die Hüften gestemmt hatte.
    Carruthers ließ den Kopf sinken. »Ich habe es ihr erzählt. Es ist vorbei.«
    Die restlichen Menschen im Raum taten es ihm gleich und schauten ebenfalls zu Boden. Als ich wieder aufsah, bemerkte ich, dass Tracinas Blick voller Staunen war. Und auf Wills Gesicht stand der blanke Horror. Und Dell saß die ganze Zeit über stocksteif da, die Gabel erhoben, und bewunderte scheinbar ein Kuchenstück vor sich auf dem Teller, als ob diese ganze schreckliche Geschichte gar nicht passierte.
    »Verdammt will ich sein«, murmelte Tracina.
    »Möchte mir vielleicht mal jemand erklären, was zum Teufel hier los ist?«, fragte Will.
    Carruthers wandte sich ihm zu. »Ich muss mich für diesen öffentlichen Auftritt entschuldigen. Aber ich glaube, dass ich der Vater dieses Kindes bin.« Dann sagte er zu Tracina: »Es tut mir leid, dass ich deine schöne Party durchkreuze. Aber du willst mich nicht sehen, und du gehst nicht ans Telefon, wenn ich anrufe. Du hast mir also keine Wahl gelassen.«
    »Stimmt das, was er sagt?«, fragte Will tonlos.
    Tracinas Blick wurde weich, als sie Will ansah. Obwohl sie murmelte »Ich habe keine Ahnung«, sprach ihr Gesicht Bände. Und dann rieselte plötzlich Wasser ihre Beine entlang und bildete auf dem Holzboden eine Pfütze. Sie versuchte, über ihren Bauch hinweg nach unten zu spähen. »Oh mein Gott, jetzt bepinkele ich mich schon selbst.«
    »Nein, Liebes«, sagte Dell, führte schließlich die Gabel zum Mund und kaute auf einem Kuchenstück herum. »Das ist dein Fruchtwasser.«
    »Mein was ?«
    Angela stöhnte. Carruthers bahnte sich einen Weg zu Tracina und half ihr, sich wieder hinzusetzen. Will stand regungslos da und beobachtete die Szene, während ich losrannte, um Handtücher zu holen. Als ich zurückkehrte, lief Tracina immer noch das Wasser die Beine herunter. Carruthers sprach mit entschlossener Abgeordnetenstimme:
    »Wir warten nicht auf den Krankenwagen.« Er deutete auf Wills Handy. »Mein Wagen steht draußen. Ich nehme dich jetzt hoch, Baby.« Und mir, mir , rief er zu: »Nehmen Sie den anderen Arm.« So wurde ich Teil der Eskorte für werdende Mütter. Tracina schrie Kit und Angela über die Schulter hinweg Anweisungen zu:
    »Passt auf Trey auf!«
    »Behaltet Trey hier!«
    »Sagt Trey, er soll sich keine Sorgen machen!«
    Wir drängten uns auf den Rücksitz. Von dort erhaschte ich einen letzten Blick auf Will, der mit aschgrauem Gesicht und am ganzen Leib zitternd versuchte, die Tür seines Trucks zu öffnen. Als das nicht klappte, lief er zur Beifahrertür hinüber, machte sie auf und rutschte von dort auf den Fahrersitz. Ich sollte bei ihm sein , dachte ich, ich sollte ihm jetzt beistehen . Dass ausgerechnet ich jetzt Tracinas Hand hielt statt Wills, war die seltsamste Überraschung des Tages.
    Eine Wehe erschütterte Tracina, und sie vergrub ihre Nägel in meinen Schenkeln. »Werde ich das schaffen?«
    »Natürlich. Alles wird gut. Konzentriere dich auf deine Atmung«, sagte ich so ruhig wie möglich und strich ihr das Haar aus dem schweißnassen Gesicht.
    »Halt durch, Liebling. Ich werde dich so schnell ich kann ins

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