Gevatter Tod
Platz.«
EINES TAGES WIRD SIE ZUM KEIM EINES NEUEN UNIVERSUMS.
Mort zuckte zusammen und hätte den runden Gegenstand fast fallen gelassen.
»Wie bitte?«
DER DRUCK DIESER REALITÄT HÄLT DIE PERLE ZUSAMMENGEPRESST. VIELLEICHT KOMMT IRGENDWANN EINMAL DER TAG, AN DEM DAS GEGENWÄRTIGE UNIVERSUM STIRBT. WENN DAS GESCHIEHT DEHNT SICH DIE KUGEL AUS UND… NUN, WER WEISS, IN WAS SIE SICH DANN VERWANDELT? HÜTE SIE GUT. SIE IST NICHT NUR EIN GESCHENK, SONDERN AUCH EINE MÖGLICHE ZUKUNFT.
Tod neigte den Kopf zur Seite. EIN KLEINES, SOGAR UNWICHTIGES DING – VERGLICHEN MIT DER EWIGKEIT, DIE ICH DIR ANBOT.
»Ja, ich weiß«, sagte Mort. »Ich bin dir sehr dankbar.«
Er legte die Kugel vorsichtig auf den Büfettisch, deponierte sie zwischen den Wachteleiern und Würstchen.
DA WÄRE NOCH ETWAS. Tod griff erneut unter seinen schwarzen Umhang und holte ein rechteckiges Präsent hervor. Es war in zerknittertes Geschenkpapier gehüllt und mit einem bunten Faden verschnürt.
Mort öffnete das Paket, und sein Blick fiel auf ein kleines, in Leder gebundenes Buch. Auf dem Rücken stand in glänzenden goldenen Lettern: Mort.
Er schlug die leeren Seiten auf und blätterte zurück, bis er die schmale Tintenspur fand, die geduldig übers Papier kroch. Neugierig begann er zu lesen:
Mort klappte das Buch zu, und in der Stille klang das leise Pochen wie ein Schöpfungsknall. Er lächelte voller Unbehagen.
»Es müssen noch viele Seiten gefüllt werden«, sagte er. »Enthält die obere Hälfte meiner Lebensuhr genug Sand? Du hast das Glas einfach nur umgedreht, und nach Ysabells Ansicht müssen wir daraus schließen, daß ich im Alter von…«
DIR BLEIBT AUSREICHEND ZEIT, warf Tod kühl ein. DIE MATHEMATIK IST NICHT ANNÄHERND SO ZUVERLÄSSIG, WIE MAN OFT BEHAUPTET.
»Möchtest du zu den Taufen eingeladen werden?«
LIEBER NICHT. ICH GEBE KEINEN GUTEN VATER AB, UND ZUM OPA EIGNE ICH MICH NOCH WEITAUS WENIGER. MEINE KNIE SIND ZU SPITZ, WENN DU VERSTEHST, WAS ICH MEINE.
Tod stellte sein Weinglas ab und nickte Mort zu.
RICHTE DEINER GATTIN MEINE BESTEN GRÜSSE AUS, sagte er. ICH MUSS JETZT WIEDER LOS.
»Schon? Ich würde mich freuen, wenn du uns noch ein wenig Gesellschaft leisten könntest.«
DAS IST SEHR NETT VON DIR, ABER DIE PFLICHT RUFT. Tod seufzte. DU WEISST JA, WIE DAS IST.
Mort ergriff die dargebotene kalte Hand des Knochenmanns und schüttelte sie.
»Wenn du dir einmal einige Tage freinehmen möchtest…«, sagte er. »Wenn dir der Sinn nach einem Urlaub steht…«
VIELEN DANK FÜR DAS ANGEBOT, entgegnete Tod freundlich. ICH WERDE ES ERNSTHAFT ERWÄGEN. UND NUN…
»Leb wohl!« Mort stellte überrascht fest, daß ihm im Hals ein Kloß entstand. »Das klingt gräßlich, nicht wahr?«
IN DER TAT. Tod grinste, und es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, daß ihm eigentlich auch gar nichts anderes übrigblieb. Diesmal aber steckte volle Absicht dahinter.
ICH ZIEHE ›AUF WIEDERSEHEN‹ VOR, sagte er.
Die Tod Geschichten
Der Sensenmann auf seinem Pferd Binky, sein Butler Albert und der Rattentod sind die zentralen Figuren dieser Romane. Seine Enkelin Susanne Sto Helit tritt in den späteren Romanen mehr in den Vordergrund. Seine Adoptivtochter Ysabell und sein Schwiegersohn Mort werden bisweilen wieder erwähnt. Die Tod-Geschichten beginnen mit „Gevatter Tod“, es folgen „Alles Sense“, „Rollende Steine“, „Schweinsgalopp“ und „Der Zeitdieb“. Die Reihenfolge ist allerdings weniger deutlich als bei den anderen Reihen, da „Gevatter Tod“ auch einen direkten Zusammenhang zu „Rollende Steine“ hat und „Alles Sense“ einen direkten zu „Der Zeitdieb“. In fast allen weiteren Scheibenweltromanen (bis auf „Kleine Freie Männer“ und „Snuff“) hat der Tod Kurzauftritte.
Inhaltsangabe aus Wikipedia
Gevatter Tod
Englischer Titel: Mort
Die menschliche Gestalt der „anthropomorphen Personifizierung“ Tod bewirkt dessen Interesse am menschlichen Wesen. In diesem Roman sucht er einen Lehrling und findet ihn in Mort, einem schmächtigen, rothaarigen Sohn eines Bauern, den kein anderer Lehrmeister haben will. Tod unterrichtet ihn in seinem „Handwerk“, und Mort macht seine Sache anfangs auch gut. Aus dem vormaligen Tollpatsch wird ein Mensch, der sich zu helfen weiß. Tod nutzt die Gelegenheit, einen Stellvertreter zu haben, um weitere Studien des menschlichen Wesens auf der realen Scheibenwelt zu treiben. Doch dann greift Mort in den Lauf der Geschichte ein und bringt damit
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