Gevatter Tod
Selbst dort, wo er in die Stadt floß, war er langsam und träge und trug den Schlick der Ebenen mit sich. Aber im Bereich der Schatten wäre selbst ein Agnostiker in der Lage gewesen, ihn zu Fuß zu überqueren. Wer im Ankh zu ertrinken versucht, erstickt vorher.
Mort betrachtete die braune Masse skeptisch. Sie schien sich zu bewegen, und hier und dort stiegen Blasen auf. Also mußte es Wasser sein.
Er seufzte und wandte sich um.
Drei Männer traten ihm entgegen, erschienen so plötzlich; als wären sie aus dem Pflaster gewachsen. Sie sahen ganz wie die zu allem entschlossenen, durchtriebenen Bösewichter aus, die irgendwann in jedem Roman auftauchen, um den Helden ein wenig in Gefahr zu bringen. Der Leser bleibt bei solchen Abschnitten natürlich zuversichtlich, denn er weiß genau, daß der Protagonist nicht vor der letzten Seite sterben kann. Er ist daher ziemlich sicher, daß den Halunken eine Überraschung bevorsteht.
Diese drei Burschen grinsten anzüglich. Sie hatten Übung darin.
Einer von ihnen zog ein Messer und schnitt damit runde Löcher in die Luft, während er sich Mort langsam näherte. Seine beiden Kumpanen blieben einige Schritte zurück und gewährten ihm unmoralische Unterstützung.
»Her mit dem Geld!« fauchte der Mann.
Mort tastete nach dem Beutel am Gürtel.
»He, einen Augenblick!« sagte er. »Was geschieht nachher? Ich meine, nachdem ich dir die Münzen gegeben habe?«
»Was?«
»Geld oder Leben«, erklärte Mort. »So heißt es doch immer, nicht wahr? Eine Tradition aller Räuber, die etwas auf sich halten. Das habe ich einmal in einem Buch gelesen.«
»Möglich, nicht unbedingt von der Hand zu weisen«, gestand der Räuber ein. Er spürte, daß er die Initiative verlor, faßte sich jedoch rasch. »Andererseits: Vielleicht verlangen wir das Geld und dein Leben. Alles oder nichts, sozusagen.« Er drehte den Kopf und sah seine Gefährten an, die daraufhin gehorsam kicherten.
»In dem Fall…« Mort holte aus, um den Beutel so weit wie möglich in den Fluß zu werfen. Eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß er von der Oberfläche abprallen würde.
»He, was tust du da?« fragte der Räuber. Er lief los, blieb aber sofort stehen, als Mort den Beutel hin und her schwang.
»Nun«, sagte Mort, »ich sehe die Angelegenheit folgendermaßen. Wenn ihr mich ohnehin töten wollt, kann das Geld von mir aus ruhig im Ankh verschwinden. Es liegt ganz bei euch.« Um seinen Standpunkt zu unterstreichen, nahm er eine Münze aus dem Beutel und warf sie ins Wasser. Das braune Etwas verschlang die kleine gelbe Metallscheibe mit einem unheilvoll klingenden saugenden Geräusch. Die Diebe schauderten.
Ihr Anführer starrte auf Morts Börse. Er blickte auf sein Messer. Er beobachtete den Jungen einige Sekunden lang. Er sah seine beiden Komplizen an.
»Entschuldige mich für einen Moment«, sagte er schließlich und kehrte zu den anderen Räubern zurück, um sich mit ihnen zu beraten.
Mort schätzte die Entfernung bis zum Ende der Gasse ab. Nein, er konnte es unmöglich schaffen. Die drei Halunken erweckten den Eindruck, als seien sie ziemlich flink auf den Beinen. Nur Logik brachte sie ein wenig in Verlegenheit.
Der Anführer drehte sich wieder zu Mort um. Er warf seinen Begleitern einen letzten Blick zu, und sie nickten bestätigend.
»Ich glaube, wir töten dich und gehen ein Risiko ein, was das Geld betrifft«, sagte er. »Wir möchten vermeiden, daß sich die Sache herumspricht.«
Die beiden anderen Räuber zogen ebenfalls ihre Messer.
Mort schluckte. »Ich fürchte, ihr macht einen Fehler.«
»Wieso?«
»Nun, jemand könnte verletzt werden. Ich zum Beispiel. Und das würde mir ganz und gar nicht gefallen.«
»Dir soll nichts gefallen – du sollst sterben«, sagte der Anführer und kam näher.
»Ich glaube, meine Zeit ist noch nicht abgelaufen«, erwiderte Mort und wich zurück. »Man hätte mir bestimmt Bescheid gegeben.«
»Ja«, brummte der Räuber. Verwirrung stahl sich in seine grimmige Miene. »Genau das ist gerade geschehen, nicht wahr? Bei der Großen Dampfenden Elefantenkacke!«
Mort war geflohen. Direkt durch die Wand.
Der Oberdieb starrte auf die massive Mauer, die Mort verschluckt hatte. Verärgert warf er sein Messer zu Boden.
»Zum ------ auch«, schnaufte er. »Ein ----- Zauberer.
Ich hasse ------ Zauberer!«
»Du solltest sie nicht ------«, brummte einer der beiden anderen Schurken. Es fiel ihm überhaupt nicht schwer, vier Bindestriche zu
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