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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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daran befestigt, und einige krakelige Großbuchstaben übermittelten folgende Botschaft: FÜR DEINN FERD.
    Mort kämpfte gegen das Unbehagen an, das sich wie eine Gewitterwolke in ihm verdichtete – jemand hatte mit seiner Ankunft gerechnet. Nun, er wußte aus leidlicher Erfahrung, daß man sich nicht von den Flutwellen der Unsicherheit davonspülen lassen durfte, sondern mit einem Surfbrett darauf reiten mußte, wenn man nicht riskieren wollte, in Ungewißheit zu ertrinken. Wie dem auch sei: Binky hielt sich nicht mit irgendwelchen moralischen Bedenken auf und probierte einen Bissen Stroh. Er schien ihm zu schmecken.
    Tods junger Stellvertreter überlegte eine Zeitlang, ob er anklopfen sollte. Aus irgendeinem Grund erschien ihm ein solches Verhalten unangemessen. Angenommen, es antwortete niemand? Und wie sollte er reagieren, wenn man ihm mitteilte, niemand sei an Staubsaugern oder Nachschlagwerken interessiert?
    Mort traf eine Entscheidung, drückte die Klinke und öffnete die Tür. Sie schwang nach innen auf und knarrte überhaupt nicht.
    Er betrat eine Küche, deren niedrige Decke seinen Kopf in nicht unerhebliche Gefahr brachte. Das Licht einer einzelnen Kerze flackerte über weißes Geschirr in langen Schrankregalen, spiegelte sich auf Fliesen wider, die erst kürzlich geschrubbt zu sein schienen und vor Sauberkeit geradezu strahlten. Das Feuer im breiten Kamin trug kaum zur Beleuchtung des Zimmers bei, beschränkte sich nur auf einen Haufen grauweißer Asche unter halb verkohlten Holzresten. Mort begriff sofort, daß es sich um den letzten Scheit handelte.
    Eine ältere Frau saß am Tisch und schrieb mit hingebungsvollem Eifer. Nur einige wenige Zentimeter trennten das Ende ihrer krummen Nase vom Papier. Dicht neben dem kleinen Tintenfaß hatte sich eine graue Katze zusammengerollt und musterte Mort gelassen. Die Sense stieß an einen Deckenbalken, und daraufhin nickte die Frau.
    »In bin gleich soweit«, sagte sie, starrte auf das Blatt hinab und runzelte die Stirn. »Ich habe noch nicht hinzugefügt, daß ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin. Ist ohnehin Blödsinn, nicht wahr? Ich meine, welcher Tote kann schon von sich behaupten, gesund zu sein? Möchtest du einen guten Tropfen?«
    »Wie bitte?« fragte Mort. Er erinnerte sich an seine Rolle und wiederholte: »WIE BITTE?«
    »Falls du überhaupt trinkst. Himbeerwein. Auf der Kommode. Nimm ruhig die ganze Flasche.«
    Mort richtete einen argwöhnischen Blick auf die Kommode und hatte das Gefühl, die Initiative zu verlieren. Er holte die Lebensuhr hervor und beobachtete sie. In der oberen Hälfte befand sich nach wie vor ein wenig Sand.
    »Es bleiben mir noch einige Minuten«, sagte die Hexe, ohne sich umzudrehen.
    »Woher… Ich meine, WOHER WEISST DU DAS?«
    Ammelin Kniesehne achtete nicht auf ihn, trocknete die Tinte vor der Kerze, versiegelte den Brief mit Wachs und legte ihn beiseite. Dann griff sie nach der Katze.
    »Oma Ichkümmermichgut kommt morgen vorbei, um hier alles in Ordnung zu bringen. Du gehst mit ihr, verstanden? Sorg dafür, daß sie Mütterchen Nußkern das Waschbecken aus rosarotem Marmor überläßt. Sie wünscht es sich schon seit Jahren.«
    Die Katze miaute gehorsam.
    »Ich habe nicht…« Mort räusperte sich. »ICH HABE NICHT DIE GANZE NACHT ZEIT, WEISST DU.«
    »Du schon, im Gegensatz zu mir«, widersprach die Hexe. »Außerdem ist es nicht nötig zu schreien.« Mort bemerkte ihren krummen Rücken erst, als sie vom Hocker glitt – sie wirkte wie ein lebender Bogen. Mühsam zog sie einen spitz zulaufenden großen Hut vom Haken an der Tür und setzte ihn aufs weiße Haupt, nachdem sie Dutzende von Haarnadeln zurechtgerückt hatte. Anschließend nahm sie zwei Gehstöcke zur Hand.
    Die alte Frau wankte auf Mort zu und sah ihn aus Augen an, die er mit schwarzen Johannisbeeren verglich.
    »Was meinst du? Brauche ich meinen Schal? Nein, vermutlich nicht. Ich schätze, mich erwartet im Jenseits ein recht warmer Ort.« Sie musterte Mort und runzelte erneut die Stirn.
    »Du bist weitaus jünger, als ich dachte«, sagte sie. Als Mort schwieg, fügte Ammelin Kniesehne hinzu: »Um ganz ehrlich zu sein – ich habe überhaupt nicht mit jemandem wie dir gerechnet.«
    Mort atmete tief durch.
    »Mit wem denn?« fragte er und spürte, wie das Surfbrett unter ihm schwankte.

»Mit Tod«, erwiderte die alte Frau schlicht. »Das gehört zur Vereinbarung, wenn du verstehst, was ich meine. Hexen erfahren im voraus von ihrem Ableben und

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