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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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pathologischer Sorge reagierten, gehörten zur Kategorie Tagträumer und Schlafwandler. Der Leser ahnt bestimmt, daß solche Spezies von der natürlichen Auslese besonders hart betroffen sind und deshalb nur kleine, im Aussterben begriffene Minderheiten darstellen. In jeder menschlichen Gesellschaft gibt es Aussteiger, aber auf Krull bekommen entsprechende Leute keine Gelegenheit, ihre Meinung zu ändern.
    Terpsic Mims war kein Aussteiger, sondern Angler. Es gibt einen wichtigen Unterschied: Das Angeln nimmt weitaus mehr Zeit in Anspruch und führt nur selten zu einem fatalen Sturz ins Nichts. Man holt sich höchstens nasse Füße. Terpsic lächelte zufrieden und beobachtete den kleinen, mit einer Feder versehenen Schwimmer, der auf den Wellen des Hakrullflusses tanzte. Ein sanfter Wind wehte und seufzte im Schilf, das sich am Ufer hin und her neigte. Der Mann befreite sein Denken und Empfinden von allem Ballast, gab sich ganz dem Gefühl inneren Friedens hin. Nur die Vorstellung, es könne tatsächlich ein Fisch anbeißen, störte seine Seelenruhe. Kalte und schlüpfrige Fische gingen ihm mit ihrem Zappeln auf die Nerven. Und mit Terpsics Nerven war es nicht zum Besten bestellt.
    Solange er nichts fing, gehörte Terpsic Mims zu den glücklichsten Anglern der Scheibenwelt, denn fünf lange Meilen trennten den Hakrullfluß von seinem Heim – und somit auch von Frau Gwladys Mims, mit der er die letzten sechs glücklichen Ehemonate verbracht hatte. Die zwanzig vorhergehenden Jahre vergaß er schlicht.
    Terpsic hob nur kurz den Kopf, als eine zweite Gestalt einige Dutzend Meter entfernt am Ufer Aufstellung bezog. Andere Angler hätten vielleicht gegen diese Verletzung der Etikette protestiert, aber Terpsic hob nur mit die Schultern. Er war für alles dankbar, das die Wahrscheinlichkeit eines Fangs reduzierte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, daß der Neuankömmling eine Trockenfliege verwendete. Er fand diese Art des Angelns recht interessant, lehnte sie jedoch ab, da man zuviel Zeit damit verschwendete, den Köder zu Hause vorzubereiten.
    Noch nie zuvor hatte er eine solche Trockenfliege gesehen. Die meisten gehorchten ihrem Herrn, indem sie ruhig und friedlich auf dem Wasser schwammen und darauf warteten, von einem hungrigen Fischmaul verschlungen zu werden. Doch diese besondere Fliege entwickelte ein gespenstisches Eigenleben, stürzte sich mit einem entschlossenen Knurren in die Fluten und zerrte entsetzte Fische an Land.
    Vages Unbehagen regte sich in Terpsic, und er sah, wie die hochgewachsene Gestalt unter den Weiden immer wieder mit der Rute ausholte. Das Wasser brodelte und schäumte, als die schuppige Bevölkerung des Flusses in Panik geriet und vor dem summenden, brummenden Schrecken zu fliehen versuchte. Unglücklicherweise schnappte ein großer und vor Angst völlig außer sich geratener Hecht aus reiner Verzweiflung nach Terpsics Haken.
    Im einen Augenblick stand er noch am Ufer, und im nächsten tauchte er durch grünes und unangenehm nasses Zwielicht. Der Atem des Mannes bildete kleine Blasen, die perlenartig fortglitten, und vor dem inneren Auge zogen Erinnerungsbilder seines Lebens vorbei. Noch während er ertrank, fürchtete er sich vor den Vorstellungen, die von der Hochzeit an bis zur Gegenwart reichten. Er dachte daran, daß Gwladys bald Witwe sein würde, und diese Vorstellung munterte ihn ein wenig auf. Terpsic neigte dazu, in erster Linie die positiven Aspekte zu sehen und alles Negative mit fatalistischem Gleichmut hinzunehmen, und als er dankbar in den Schlamm am Grund sank, kam er zu dem Schluß, daß sein Leben von jetzt an nur besser werden konnte…
    Etwas packte ihn am Schopf und zerrte ihn an eine Wasseroberfläche zurück, die plötzlich aus flüssigem Schmerz zu bestehen schien. Geisterhafte blaue und schwarze Schemen wallten dicht vor ihm. Flammen loderten in Terpsics Lungen, und in seinem Hals brannte ein heißes Feuer.
    Hände – eisige kalte Hände, die sich seltsam hart anfühlten – zogen ihn durchs Wasser und an Land. Terpsic blieb mit wachsender Verzweiflung im Sand liegen, und nachdem er eine Zeitlang vergeblich versucht hatte, weiterhin zu ertrinken, fand er sich mit der bitteren Tatsache ab, ins Leben zurückzukehren.
    Er wurde nicht wütend, denn Gwladys verbot Zorn und Ärger ihres Mannes. Aber er fühlte sich betrogen. Er war geboren worden, ohne daß man ihn nach seiner Meinung fragte. Er mußte heiraten, weil Gwladys Vater und sein eigener eine entsprechende

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