Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
oder dich auf eine andere Art und Weise umzubringen«, fügte sie nachdenklich hinzu. »Übrigens: Was tun wir denn hier? Möchtest du im Buch der Prinzessin nachsehen, um festzustellen, ob sie dich heiratet?«
    »Ich habe es bereits gelesen«, sagte Mort. »Sie ist tot. Rein historisch gesehen. Ich meine, sie ist nicht wirklich gestorben.«
    »Gut. Andernfalls müßtest du es mit Nekromantie versuchen. Wonach suchen wir?«
    »Nach Alberts Biographie.«
    »Weshalb? Ich glaube, er hat gar keine.«
    »Es gibt für jeden Menschen eine.«
    »Nun, er mag keine Leute, die persönliche Fragen stellen. Ich habe einmal nach seinem Buch Ausschau gehalten, konnte es jedoch nirgends entdecken. Außerdem: Albert hat nicht viel los. Warum sollte er so interessant sein?« Ysabell griff nach zwei weiteren Kerzen und zündete sie an. Der flackernde Schein glitt über lange Regale, und Schatten ergriffen hastig die Flucht.
    »Ich brauche einen mächtigen Zauberer, und ich glaube, er ist einer.«
    »Wer? Albert?«
    »Ja. Allerdings suchen wir nach einer Biographie mit dem Titel Alberto Malich. Vermutlich ist er mehr als zweitausend Jahre alt.«
    »Wer? Albert?«
    »Ja. Albert.«
    »Ich habe ihn noch nie mit einem Zauberhut gesehen«, wandte Ysabell skeptisch ein.
    »Er hat ihn verloren. Es spielt auch keine Rolle: Zauberhüte sind nicht verbindlich. Nun, wo sollen wir beginnen?«
    »Tja, wenn du recht hast… Im Archiv, nehme ich an. Dort bewahrt mein Vater alle Biographien auf, die alter als fünfhundert Jahre sind. Hier entlang!«
    Ysabell ging voraus, vorbei an den wispernden und raunenden Regalen, wanderte durch eine Sackgasse, die an einer geschlossenen Tür endete. Sie ließ sich nur mit Mühe öffnen, und das Knarren der Angeln hallte laut durch die ganze Bibliothek. Mort stellte sich vor, wie die vielen Bücher eine kurze Pause einlegten, um zu lauschen.
    Schmale Stufen führten in eine konturlose Finsternis hinab. Staubige Spinnweben hingen an den Wänden, und die Luft roch, als sei sie mindestens tausend Jahre lang in einer Pyramide eingeschlossen gewesen.
    »Es verirrt sich nur selten jemand hierher«, sagte Ysabell. »Ich zeige dir den Weg.«
    Mort hielt ein Kompliment für angebracht.
    »Ich muß sagen, du bist wirklich mit allen Wassern gewaschen.«
    »Soll das eine Anspielung auf meine Morgentoilette sein?« erwiderte Ysabell. »Oh, du verstehst dich wirklich auf den Umgang mit Mädchen, mein Junge.«
    »Mort«, sagte Mort automatisch.
    Im Archiv war es so dunkel und still wie in einer unterirdischen Höhle. Die Regale standen gerade weit genug auseinander, um einer Person Durchlaß zu gewähren, und oben erstreckten sie sich übers Kerzenlicht hinaus in die Finsternis. Sie wirkten besonders gespenstisch, weil nicht das leiseste Kratzen ertönte. Hier gab es keine Leben mehr, die geschrieben werden mußten – die Bücher schliefen. Aber Mort konnte sich kaum des Eindrucks erwehren, daß sie wie Katzen ruhten – mit einem offenen Auge. Sie waren sich ständig ihrer Umgebung bewußt.
    »Ich habe diesen Ort schon einmal aufgesucht«, flüsterte Ysabell. »Wenn man weit genug geht, weichen die Biographien Tontafeln, Steinplatten und Tierhäuten, und dann heißen alle Leute Ug und Zog.«
    Die Stille erschien fast greifbar. Während sie durch die trockenen, warmen und stillen Gänge schritten, fühlte sich Mort von den Büchern beobachtet. In diesem Gewölbe waren die Lebenserinnerungen aller Menschen verstaut, die jemals auf der Scheibenwelt wandelten. Die Aufzeichnungen reichten bis zu den Leuten zurück, die durch göttlichen Schalk aus Lehm oder irgendeinem anderen Material entstanden. Die dicken Bände begegneten Mort nicht etwa mit Ablehnung; sie fragten sich nur, was ihn herführte.
    »Bist du an den Ugs und Zogs vorbeigegangen?« erkundigte er sich neugierig. »Was befindet sich vor ihnen? Mit einer Antwort darauf könntest du ganze Generationen von Philosophen und Theologen beglücken.«
    »Ich bekam es mit der Angst zu tun. Weißt du, es ist ein ziemlich langer Weg, und ich hatte nicht genug Kerzen dabei.«
    »Wie schade.«
    Ysabell blieb so plötzlich stehen, daß Mort gegen sie stieß.
    »Dies müßte der richtige Bereich sein«, sagte das Mädchen. »Was nun?«
    Mort las die verblaßten Namen auf den Buchrücken.
    »Von alphabetischer Ordnung kann überhaupt keine Rede sein!« stöhnte er.
    Sie blickten hoch. Sie wanderten durch mehrere Seitengänge. Sie zogen einige Bände aus den untersten Regalen. Staubwolken

Weitere Kostenlose Bücher