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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Nerven gehen.«
    »Ich hätte nichts gegen ein bißchen Abwechslung einzuwenden.«
    Weiter unten stöhnte jemand und ließ sich zu einigen deftigen Ausdrücken hinreißen.
    Ysabell spähte in die Dunkelheit.
    »Mit seinen Fluchmuskeln ist offenbar alles in Ordnung«, stellte sie fest. »Ich glaube, solchen Worten sollte ich nicht lauschen. Sie könnten Charakter und Moral schaden.«
    Albert hockte im Staub, lehnte sich mit dem Rücken an die Regale und hielt sich den Arm. »Es ist wohl kaum nötig, einen solchen Wirbel zu machen«, sagte Ysabell energisch. »Du hast keine Verletzungen erlitten. So etwas erlaubt mein Vater einfach nicht.«
    »Warum habt ihr mir das angetan?« stöhnte Albert. »Ich wollte doch nur herausfinden, was ihr hier treibt.«
    »Du wolltest uns von der Leiter stoßen«, sagte Mort. »Ich hab's im Buch gelesen. Es wundert mich nur, daß du keine Magie verwendet hast.«
    Albert musterte ihn finster.
    »Du weißt also Bescheid, nicht wahr?« entgegnete er leise. »Nun, ich hoffe, jetzt bist du zufrieden. Du hast kein Recht, in meinem Leben herumzuschnüffeln.«
    Er stemmte sich in die Höhe, stieß Morts hilfreich zugreifende Hand beiseite und taumelte an den schweigenden Regalen entlang.
    »Halt, warte!« rief Mort. »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Oh, natürlich«, erwiderte Albert über die Schulter hinweg. »Das ist doch ganz logisch, oder? Du dachtest schlicht und einfach: Ich spioniere ein bißchen in Alberts Privatleben, lasse es auf ihn hinabfallen und bitte ihn anschließend um Hilfe.«
    »Ich wollte nur feststellen, wer du wirklich bist«, antwortete Mort und folgte dem alten Mann.
    »Ich bin ich. Was ist daran so rätselhaft?«
    »Wenn du mir nicht hilfst, wird etwas Schreckliches geschehen! Es gibt da eine Prinzessin, und sie…«
    »Es geschehen dauernd irgendwelche schrecklichen Dinge, Junge…«
    »… Mort…«
    »… und für gewöhnlich verlangt niemand von mir, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Aber du warst ein mächtiger Zauberer!«
    Albert blieb kurz stehen, drehte sich jedoch nicht um.
    »Ja, genau. Ich war ein mächtiger Zauberer. Die Betonung liegt auf war. Und versuch bloß nicht, mir Honig um den Mund zu schmieren. Ich mag keinen Honig.«
    »Man hat dir Denkmäler gesetzt und so«, beharrte Mort und unterdrückte ein Gähnen.
    »Wie nett. Dummheit ist eben unausrottbar.« Albert erreichte die Treppe, die zur eigentlichen Bibliothek emporführte. Mit entschlossenen Schritten trat er die Stufen hoch und verharrte in der offenen Tür. Seine Gestalt zeichnete sich deutlich vor dem Licht ab.
    »Soll das heißen, du willst gar nicht helfen?« fragte Mort. »Nicht einmal dann, wenn du dazu in der Lage wärst?«
    »Du hast es erfaßt«, knurrte Albert. »Und glaub bloß nicht, du könntest an mein weiches Herz unter der harten Schale appellieren«, fügte er hinzu. »Es ist längst versteinert.«
    Mort hörte, wie der alte Mann so zornig über die Fliesen der Bibliothek stapfte, als hege er einen persönlichen Groll gegen sie. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloß.
    »Nun…«, begann Tods Lehrling unsicher.
    »Was hast du erwartet?« schnappte Ysabell. »Bis auf meinen Vater ist ihm alles gleich.«
    »Ich dachte, jemand wie Albert könnte helfen, wenn ich ihm alles richtig erklärte«, erwiderte Mort niedergeschlagen und ließ die Schultern hängen. Die brodelnde Energie, die ihn seit Stunden antrieb, verflüchtigte sich und hinterließ bleiernen Dunst in seinem Bewußtsein. »Weißt du, daß er ein berühmter Zauberer war?«
    »Und wenn schon – Zauberer müssen nicht notwendigerweise nett und hilfsbereit sein. Misch dich nicht in die Angelegenheiten von Magiern, denn eine Zurückweisung weckt häufig Verärgerung, das habe ich irgendwo gelesen.« Ysabell trat näher an Mort heran und musterte ihn besorgt. »Du siehst aus wie etwas, das man auf dem Teller zurückläßt«, stellte sie fest.
    »Ich 'n in Ordnung«, knurrte Mort, stapfte die Treppe hoch und taumelte durch die kratzenden Schatten der Bibliothek.
    »Das bist du nicht. Du könntest einige Stunden Schlaf gebrauchen, mein Junge.«
    »M't«, murmelte Mort.
    Er spürte, wie ihm Ysabell den Arm um die Schultern schlang. Die Wände glitten langsam an ihm vorbei, und der Klang der eigenen Stimme kam wie aus weiter Ferne. Benommen stellte er sich vor, wie angenehm es sein mochte, sich auf einer gemütlichen Steinplatte auszustrecken und hundert Jahre lang zu schlafen.
    Tod kehrt bald zurück, dachte er, während

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