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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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berauscht.
Rätsel
    Was bedeutet »Indect«? Virus? Medikament? Umweltschutzorganisation?
    Hilfe: Es ist etwas sehr Prekäres, sehr Lukratives.
    Lösung: Intelligentes Informationssystem zur Überwachung, Suche, Detektion für die Sicherheit der Bürger in urbaner Umgebung.
Gefühle
    Frau Sykowa hat eine Delikatesse, die sie für ihren Mann gekauft hat, hinter seinem Rücken selbst aufgegessen, restlos! Niemand außer ihr weiß davon. Etwas daran ist ihr peinlich. Nicht, daß es geschehen ist, das eigentlich nicht. Nur: Wie kann sie bloß alserwachsene Frau so kindisch sein, darin einen, wenn auch geringfügigen Liebesentzug zu vermuten, viel stärker, als wenn sie bei seinen Vorträgen über Aktuelles aus der Etruskerforschung in Gedanken abschweift?
Liebe Herta,
    Du hast meine Zeilen offenbar wirklich nicht verstanden. Schade!
    Ruth
Kindische Ruth,
    das wollte ich zur Information noch nachliefern: In der Nähe von Bangkok führen Mönche sogenannte »Paradiesgärten«. Dort können, als Ausdruck der Allharmonie oder was weiß ich, Kinder auf chemisch ruhiggestellten oder durch Quälerei gezähmten (ihrer natürlichen Waffen beraubten) Tigern reiten.
    Wie immer,
    Deine Herta
Erwin in schöner Landschaft
    Damals im Mai öffnete sich das Zeitfenster für Bergsteiger, die auf den K2 wollen. Der Jäger freute sich, daß er den ganzen Monat lang das weibliche Schmalreh erschießen durfte. Erwin und seine Frau gingen ausnahmsweise ein Stück flußaufwärts am grasgrünen Ufer spazieren. In der Umgebung überall Löwenzahnwiesen, hinter dem Deich laut blühende Kastanienbäume. Zum ersten Mal rief der Kuckuck. Alter, treuer Frühling! Danach saß Erwin, der Westfale, ein Mensch, der in seinem Leben irgendwann begonnen hatte, viel vor sich hinzustarren, mit Anita in einer kleinen Gaststätte, in der wohl alles von Versteigerungen zusammengekauft war. Lampen und Stühle, Vorhänge und Tischdecken verschmolzen zu einer einzigen, nahezu demütigen Altertümlichkeit. Anita, die ihren Kiosk für heute geschlossen hatte, würdigte gerührt jedes einzelne Stück.
    Plötzlich sagte Erwin: »Man muß sich laufend über so vieles ärgern.«
    »Es fing schon an, mir zu fehlen. Dann man los: Kapitaldelikte auf dem Finanzmarkt! Destabilisierung ganzer Staaten vom Restauranttisch aus!« Anita wimmerte es beinahe und sah blind auf die dunklen Blumen der ein wenig fettigen Wirtinnenschürze.
    »Es hat hier keinen Zweck mit mir. Mich bringt nur noch das Schlechte auf Touren. Mein Gott, ich glaube, ich habe das Freuen verlernt.«
    »Stimmt!« flüsterte Anita. Überall suchte sich der Mann die Rosinen des Bitteren raus. Warum redete sie nicht weiter? Nach langer Stille, sie hatte es ja Monate und Jahre zurückgehalten, fuhr sie fort: »Das ist auch der Grund, weshalb uns die Kinder nicht mehr besuchen.«
    In der Nacht lag Erwin wach. Schließlich brach es sich Bahn: »Ist es wirklich meine Schuld, Anita?«
    »Ach, unsere Kinder«, seufzte sie und kämpfte einen Augenblick einen schweren Kampf mit sich, »die melden sich wieder, irgendwann. Aber du, Erwin, komm!«
    Am Morgen hörte sie ihn im Bad alte Schlager singen: Dann ist es gut, dann weißt du dich zu retten, Erwin! Denn singt man nicht auch fröhliche Jagdlieder, ohne Jäger zu sein, und wird trotzdem lustig davon?
Diese herrlichen Vögel
    »Wenn diese herrlichen Vögel kreischend und mit schnellem Flügelschlag über dem heimatlichen Urwald dahinfliegen, bieten sie einen viel bewegteren Anblick als ihre zahmen Artgenossen auf den Sitzstangen der Käfige.«
    Aber muß es nicht »bewegenderen Anblick« heißen?
Auch Frau Fendel lacht
    Da lacht Frau Fendel beim Rätselraten: Wie gut sie noch weiß, daß im Angeliter Platt das Wort für Kastanie »Kastangelboom« lautet! Wie hätte sie das je vergessen können!
    Herr Dillburg hat ihr heute erzählt, manchmal stelle er sich im Botanischen Garten, wo ihm immer die besten Gedanken zur Predigt kämen, alle Leute als verkappte Gottsucher vor, obschon sie doch nur nach den Namensschildchen Ausschau hielten. Da lachte sie auch.
    Und genauso hat sie es heute mittag, Punkt zwölf Uhr, gemacht: Jemand hatte eine weiße, gekrümmte Fluse gegen den blauen Himmel geblasen. Aber dann war es am Ende da oben kein anderer und niemand anders als der schöne halbe Tagesmond! Ein Wunder, daß sie hier ebenfalls lachte. Normalerweise ist der Mittag die Zeit, in der sie keinen Rat weiß.
Noch nicht und noch immer nicht
    Hier sitzt die Harpyie, die schauerlich

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