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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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wandern.
    Es trompeten die Berge, es musiziert der Bach. Wie ein Gänseblümchen steht eine kleine Kirche auf der Wiese und öffnet sich weit der Sonne, gemeint ist aber die Unendlichkeit. Man kriegt schon Heimweh nach der Landschaft, noch während man hindurchgeht. Einmal sieht er eine Alte im Bergwald, die sich zu grün-gelblichen Pflanzen hinunterbeugt. Sie bemerkt ihn nicht, ruft nur für sich: »Meine Güte! Waldwachtelweizen. Und da drüben: Klappertopf!« Donnerwetter, die kennt sich aus. Er hat plötzlich Lust, sich zu kämmen, und holt den Taschenspiegel raus. Da sieht ihn ein Firnspiegel an. Es ist ja aber sein persönliches Gesicht, wie es glänzt in Freude und Schweiß. Insgesamt ein herrlicher Tag.
    Eine Frau von 93 Jahren soll hier immer noch allein auf Bergtouren unterwegs sein. Ihre Verwandtschaft steht Kopf. Sie kümmert sich nicht drum und geht los. Irgendwann wird sie abstürzen oder zusammengesunken am Wegrand liegen. Wenn eine Gestalt in der Ferne hinter einer Ecke verschwindet, denkt Herbert: Ob die es wohl ist? Er würde sie so gern um den geheimnisvollen Bergsegen bitten.
    Nur als Herbert Wind am Tagesende, erschöpft vom vielen Aufund wieder Absteigen, für die letzte Etappe, das ist eine öde Wirtschaftsstraße, ein Taxi ruft und dann, mit dem Fahrer plaudernd, ein wenig renommierend seine müden Glieder streckt, passiert es. Plötzlich antwortet der eben noch gutgelaunte schwarze Mann nicht länger. Warum nur? Was hat Herbert gesagt? Eineunwillentliche Beleidigung? Er kann ja nicht fragen danach, redet jedoch, vorsorglich Abbitte leistend, frisch drauflos, immer mühsamer aber. Der Fahrer bleibt stumm, kneift die Lippen zusammen. Verachtet er Herbert aus heiterem Himmel? Was ist geschehen? Der schöne Tag verdunkelt sich durch die Kränkung, wie lächerlich.
    In seiner Verwirrung gibt Herbert dem Fahrer ein großes Trinkgeld als Bitte und Demütigung zugleich. Nein, er belohnt nicht nur, so dämlich ist er nicht, er kann auch ahnden, strafen, rächen!
    Alles ist klein geworden und verdämmert. Er wird den kindischen Ärger nach der glanzvollen Wanderung nicht los. Nein, für heute nicht mehr. Zu dumm das.
    Im Traum geht es dann weiter. Da sagt der schwarze Mann, unerwünscht gesprächig, in den Rückspiegel hinein, das ganze riesige Gebiß spottet mit: »Kriegs- und Handelsstraßen querdurch, mein Guter. Im Mittelalter ging’s los mit spezifischer Alpwirtschaft, Sie Bester. Ab 1500 zunehmende Besiedlung, Agrarintensivierung, Flexibilität im Tierbestand. Vielfältige Ressourcennutzung, Schatzi. Ein großer Teil der Steinböcke erblindet heutzutage, stürzt ab und verendet qualvoll. Die stecken sich, Süßer, mit der Augenkrankheit an den Salzlecken der Schafe an. Oder behaupten das nur die Jäger, um möglichst viele von ihnen abknappeln, was sag ich, abknallen zu können? Erstickungstod in Kunstschnee und Hotels, Baby.«
Zwei Dreierrätsel
    Was haben die Bergferkelratte, der Puerto-Rico-Blütenvampir und das Dangs-Königsriesenhörnchen gemeinsam?
    Lösung: Sie teilen das Schicksal der Wandertaube.
    Was wird das Gemeinsame der drei Männer sein, die eben das Flugzeug nach New York bestiegen haben, ohne daß sie es voneinander ahnen? Der erste war vierzehn Tage lang von Geiselnehmernin einer finsteren Waldhöhle in gebückter Haltung und ständiger Todesdrohung versteckt gehalten, dann allerdings, als sich der Irrtum herausstellte, freigelassen worden, da sie ihn mit dem Sohn eines sehr reichen Kettenladenbesitzers verwechselt hatten und von der eher bedürftigen Familie des Gefangenen kein Lösegeld zu erhoffen war. Der zweite wurde vor einigen Jahren von einer verheerenden Tsunamiwelle am Strand überrascht, fand sich zwischen schwimmenden Trümmern wieder und erfuhr erst nach Stunden, daß auch Frau und Kind überlebt hatten. Der dritte entstammte einer ehemals berühmten russischen Teedynastie und hatte, da er das Genie des vom Großvater gegründeten und vom Vater geschickt erweiterten Unternehmens nicht erbte, die ehrwürdige Firma an eine ebenfalls im 19. Jahrhundert zu großem Reichtum, in diesem Fall zunächst durch Baumwollhandel, dann über Geschäfte mit Buntmetallen und Kaffee/Kakao erblühte und, im Gegensatz zu der seinigen, immer noch florierende Familie vor wenigen Tagen verkaufen müssen.
    Hilfe: Es ist etwas Unsichtbares.
Es läßt ihn nicht los
    Clemens Dillburg, tapferer Mann Gottes, frühstückt nun wieder ohne Gegenüber, tut es allein, was manchmal das Schwerste ist

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