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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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waren.
    Astrid überkam ein Gefühl des Unbehagens, ein Gefühl, das sie selbst nicht begründen und erst recht nicht in Gedanken übertragen konnte. Nicht ihre Intelligenz, sondern ihre Intuition sagte ihr, Per mache jetzt die ersten mühsamen und nicht ganz geglückten Schritte auf dem Wege zur obersten Gesellschaftsklasse. Und Astrids Herzensbildung wie auch ein ihr nicht bewußtes Gefühl für das Schickliche bewahrten sie davor, ihn nachzuahmen. Sie blieb, was sie war: ein anspruchsloses junges Mädchen in einem einfachen und anspruchslosen Kleid und mit einem einfachen und ungekünstelten Wesen.
    War sie nicht gut genug, wie sie war – nun, dann verzichtete sie lieber auf die große Ehre, mit Gutsbesitzern und Schiffsreedern verkehren zu dürfen.
    Aber Astrid war gut genug.
    Rolf Heier war mit seiner allerliebsten Tischdame mehr als zufrieden, und die Blicke des Gutsherrn selbst richteten sich häufiger und häufiger auf die kleine, hellblau gekleidete Gestalt.
    Auf der anderen Seite des Tisches saß Per und unterhielt sich lebhaft und eine Kleinigkeit zu laut mit Frau Großhändler Grehner über Picassos Kunst. Astrid fing vereinzelte Worte auf und warf einen verwunderten Blick auf Per. Hatte er nicht neulich erst gesagt, er verstände nicht das geringste von moderner Malerei?
    Astrid wußte selbst nicht, warum, aber ihr eigenes Wesen wurde nun nur noch ruhiger, noch gedämpfter und so unendlich einfach.
    Sie ahnte nicht, daß in der Tiefe ihres Unterbewußtseins ein unerklärlicher Drang dawar, eine Art Gegengewicht zu bilden, damit Harders Freunde dennoch von ihnen – dem Tierarzt und seiner Assistentin – einen einigermaßen günstigen Eindruck bekämen.
    Rolf Heier und Astrid tanzten. Und dann kam Harder und bat um den nächsten Tanz. Und kaum war der Tanz zu Ende, so war auch schon der Chefarzt zur Stelle.
    Astrid war begehrt.
    Ihre Augen suchten Per. Dort tanzte er mit Gerda. Er beugte sich vor, flüsterte ihr etwas zu, und Gerda lächelte.
    Bald darauf tanzte er mit der Gattin des Chefarztes. Und dann wieder mit Gerda.
    Astrid sagte sich, natürlich müsse er mit der Gastgeberin tanzen, das war ja so sonnenklar, und natürlich…
    Es war ja alles so natürlich -
    Endlich forderte Per sie auf. Und sie tanzten. Und sie spürte seinen Atem und seine Wärme. Sie senkte halb die Lider. Der wunderbare Augenblick vorhin im Auto stand plötzlich wieder lebendig vor ihrem Geiste, und sie bebte ob des jungen, unfaßbaren Glücks.
    Aber Per merkte es nicht. Nichts in seinem Wesen verriet, daß sie beide ein kleines Geheimnis teilten. Und nichts deutete darauf hin, daß auch er daran dachte, daß…
    Als die Musik einen Augenblick pausierte, ließ er sie los, machte eine kurze Verbeugung und steuerte wieder auf Gerda mit ihrem blauen Samtkleid, Platinhaar und funkelnden Diamanten los.
    Astrid blieb nur eine Sekunde allein. Dann nahm Harder Pers Platz ein; und sie fühlte sich geborgen, als sein starker Arm sich um sie legte.
    Merkwürdig jung sah der Gutsherr aus. Vielleicht war er erst fünfundvierzig Jahre alt. Aber man konnte ihn auch ganz gut für einen Achtunddreißiger halten. Schlank und von der Sonne gebräunt und durch Sport gestählt war er. Von der Würde des gereiften Mannes hingegen war ihm nichts anzumerken. Er war ungemein charmant.
    Auf dem Büfett standen eine große, kühle Bowle und Mineralwasser für die Tanzenden. Dort trafen sich Rolf Heier mit Astrid und Per mit Gerda am Arm.
    Gerda beugte sich vor und sagte etwas zu Per, während sie gleichzeitig ihre Hand auf seinen Arm legte. Es war etwas Vertrauliches, etwas Intimes an dieser kleinen Handbewegung.
    „Du, Gerda“, sagte Rolf lachend. „Wenn einer vor sieben Jahren gesagt hätte, der tolle Wildfang von der zweiten Realklasse würde einmal so aussehen, wie du heute aussiehst, dann wäre ich jede Wette eingegangen, das wäre einfach ausgeschlossen.“
    „Ich nehme an, daß das ein Kompliment sein soll“, sagte Gerda lächelnd.
    „Das kannst du glauben“, sagte Rolf. „Auf dein Wohl, Gerda! Und schönen Dank auch, daß du mir eine so reizende Tischdame gegeben hast!“
    Astrids Augen suchten die Pers. Aber sie fanden sie nicht. Sie waren auf Gerda gerichtet. Es ging etwas Strahlendes von Gerda aus. Astrid hatte noch nie etwas so vollkommen Schönes gesehen. Und sie und Per paßten zueinander.
    Die lodernde Flamme in Astrids Innerem sank zusammen. Sie wurde schwächer und immer schwächer, und zuletzt flackerte sie nur noch

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