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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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der Schulter. Dann trat sie etwas zurück und betrachtete ihr Werk.
    „Silberschuhe mit niedrigen Absätzen“, sagte sie. „Silberne Tasche. Kein Schmuck. Kein Pelzwerk.“
    Astrid lachte.
    „Das kommt bei mir ohnehin nicht in Frage.“
    „Du hättest ja meinen Umhang leihen können und… halt… den Aquamarin. Den Aquamarin genau im Ausschnitt. Aber sonst nichts.“
    Astrid hatte Herzklopfen. Ihre Augen waren blank. Ihre Wangen hatten Farbe bekommen. Per Mostvedt machte die Entdeckung, daß seine Assistentin nicht nur tüchtig und lieb war, sondern auch hübsch. Und wieder beglückwünschte er sich selbst, daß er einen so guten Griff getan hatte.
    Auch er freute sich auf den Samstag. Es war wahrhaftig keine Kleinigkeit, zu Gutsbesitzer Harder eingeladen zu werden. Daß er einen solchen Bekanntenkreis bekommen würde, hatte er denn doch nicht gedacht.
    Ohne daß es ihm richtig bewußt war, fühlte er ein gewisses Wohlbehagen bei dem Gedanken, als ein gerngesehener Gast in Harders eleganten Räumen zu weilen und mit der schönen Gerda Harder befreundet zu sein.
    So weit dachte Astrid nicht. Sie wußte nur, daß sie in Gesellschaft gehen sollte und besser aussehen würde als je in ihrem Leben; und sie fragte nicht die Spur nach den feinen Gästen, dem guten Essen und all dem andern, sie wußte nur, daß sie mit Per Mostvedt tanzen würde.
    Und sie würde auf der Hinfahrt mit ihm die freudige Erwartung teilen, und auch auf der Rückfahrt von der Gesellschaft würde sie den ganzen weiten Weg bis zur Stadt an seiner Seite sitzen. Sie würden als gute Kameraden, als zwei Menschen, die einander kannten und verstanden, von allem, was sie gemeinsam erlebt hatten, angeregt miteinander plaudern, und vielleicht würde er sagen, wie gut sie ausgesehen habe, und vielleicht… vielleicht würde er…
    Und so kam der Tag heran.
    Astrid sah wirklich gut aus, als sie in das Zimmer trat, in dem Per Mostvedt auf sie wartete. Das Haar umrahmte das Gesicht in weichen Wellen. Und das blaue Kleid saß fehlerfrei und ließ ihre schlanke Gestalt voll zur Geltung kommen. „Du hast den Aquamarin vergessen!“ sagte Frau Liberg. Sie legte ihrer Tochter die dünne Kette mit dem klaren blaßblauen Stein um den Hals.
    „Sie sehen aus, als wären Sie ganz und gar Aquamarin“, sagte Mostvedt lächelnd. „Wie wohltuend ist diese kühle Farbe! Sie sind… eine Symphonie in Blau!“
    In Frau Libergs Mundwinkeln zitterte ein kleines Lächeln.
    Im Innern aber war Astrid alles andere als kühl. Das Herz klopfte ihr wild in der Brust. Ihr war, als müsse sie vor Glück tot umsinken.
    Auf der Hinfahrt zu Harders plauderten sie gemütlich miteinander, und viele hübsche und schmeichelhafte Worte fanden den Weg zu Astrids kleinem, ungefestigtem und unerfahrenem Herzen.
    „Angelangt!“ sagte Mostvedt, indem er den Wagen zum Stehen brachte. Er blickte Astrid lächelnd an. „Viel Vergnügen in dem höheren Gesellschaftsleben!“ sagte er. Und plötzlich legte er den Arm um ihren Hals.
    „Großer Himmel! Wie süß du doch aussiehst, Astrid!“
    Und unversehens gab er ihr einen Kuß.
    Es war ein schneller und leichter Kuß. Aber es war Astrids erster.
    Die prickelnde, leichte Nervosität, die Astrid gespürt hatte, war verschwunden. Die Gesellschaft war nicht länger ein Ziel und eine Begebenheit an sich. Sie war nur noch der Rahmen um ihr und Pers Glück.
    Und das Glücksgefühl, das sie so ganz erfüllte, verlieh ihr Ruhe und Sicherheit, gab ihr Haltung, erhöhte den Glanz ihrer Augen.
    In dem Gastzimmer, in dem die Damen ablegten, warf Astrid einen Blick in den Spiegel. Sie erhob die Arme, um das Haar zu glätten, gab es aber auf. Es war gut, wie es war. Und sie betrachtete sich selbst, etwas fragend, verwundert. Das Bild, das sie erblickte, war ganz anders als jenes, das ihr der Spiegel daheim vor einer Stunde gezeigt hatte.
    Zum ersten Male in ihrem Leben entdeckte Astrid, daß sie schön war. Ein stolzes Glücksgefühl erfüllte sie, und sie ging leicht und mit erhobenem Kopf die Treppe nach der Halle hinunter, wo sie Per zu finden hoffte. Zusammen würden sie jede Einzelheit genießen, und sie würden um eine gemeinsame schöne Erinnerung reicher werden.
    Aber nicht Per stand am Fuße der Treppe, sondern Gutsbesitzer Harder. Sein Gesicht hellte sich auf, als er sie sah.
    „Herzlich willkommen, Fräulein Liberg! Ich freue mich, Sie bei uns zu sehen. – Darf ich vorstellen? Herr Ingenieur Heier. Rolf, dies ist Fräulein Liberg, deine

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