Gewagter Einsatz
Es schien, als könnte ich nichts mehr mit normalen Augen sehen. Ich war unfähig zu genießen. Die sonnigen Tage, die warme Frühlingsbrise.
Oder den Duft von Flieder. Ich sah immer nur Dunkelheit. Ich fühlte nur noch die Eiseskälte des Todes und roch Blut, Leichengeruch."
Tiefe Einsamkeit flackerte in seinem Blick auf.
„So ist mein Leben, Rees. Mir irgendein Hobby zu suchen wird nichts lösen. Und dich in diese Hölle mit hineinzuziehen ebenso wenig."
Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht glaubte er wirklich daran, dass sein Schicksal unabänderlich sei. Sie hingegen nicht. „Als ich Dixies Bild in Kanes Zelle sah, sagtest du, ich solle ihn nicht gewinnen lassen. Aber du bist derjenige, der ihn gewinnen lässt, Trent. Indem du nichts Gutes mehr in deinem Leben zulässt."
Er wandte den Kopf ab.
Risa packte seinen Arm, als gelte es das Leben. Nun war sie an der Reihe zu erklären, sein Verständnis zu wecken. „Es muss nicht so sein. Du hast das alles nicht allein zu bewältigen.
Gemeinsam sind wir stark. Wir können alles durchstehen, wenn wir zusammen sind."
Ein scharfer Blick traf sie. „Du bist stärker ohne mich, Rees. Und du wärst besser dran, wenn du mich niemals kennen gelernt hättest."
„Wenn du das wirklich glaubst, hast du bereits zugelassen, dass Kane und all die anderen gewonnen haben."
Der Ausdruck in seinen Augen versetzte ihr einen qualvollen Stich. „Ich glaube fest daran, Rees", sagte er mit dumpfer Stimme. „Und du solltest es auch tun."
Risa senkte die Lider. Sein Schmerz ging tiefer, als sie erwartet hatte. Und sie konnte nichts dagegen tun. Keines ihrer Worte würde ihn überzeugen.
Vielleicht hatte Trent Recht. Vermutlich gab es Dinge, die nicht wieder in Ordnung zu bringen waren. Sicher, manche Menschen waren nicht zu retten. Ihre Mutter hatte wahrscheinlich dazugehört. Sie hatte sich zu Tode getrunken, in einem letzten verzweifelten Versuch, die zahlreichen Enttäuschungen des Lebens zu vergessen. Gehörte Dixie auch zu diesen Menschen?
Oder Trent?
Eisige Kälte kroch in ihr hoch. Vielleicht konnte sie ihn gar nicht mehr retten, nichts mehr für ihn in Ordnung bringen. Ihr nächster Gedanke kam unerwartet. „Ich weiß, ich kann die Dunkelheit nicht vertreiben, Trent. Aber ich könnte dir einen Lichtstrahl schenken." Sie hob die Hand und berührte sein Kinn. Unter ihren Fingerspitzen spürte sie seine rauen Bartstoppeln wie Sandpapier. „Lass mich dich lieben, Trent. Nur heute Nacht. Ich will dich berühren und liebkosen. Du brauchst es. Genau wie ich."
12. KAPITEL
Trent erbebte unter Risas zärtlichen Fingerspitzen. Seit zwei Jahren träumte er von ihren Berührungen. Dachte an ihre Finger, die über seine Haut strichen. An das Leuchten in ihren Augen, wenn sie ihn dabei anschaute. Und nun war sie hier, bot ihm alles, was er sich wünschte. Alles, was er brauchte. Und er musste nur die Hand ausstrecken und es sich nehmen.
Er schluckte trocken. Was würde er nicht alles dafür geben, dieses Licht wiederzugewinnen. Es zu halten und in seine Seele zu lassen. Um die Dunkelheit seines Lebens nur eine einzige Nacht zu vertreiben.
Eine Gnadenfrist.
Zögernd legte er die Hand auf ihren Arm, streichelte ihre Schulter, das wundervolle Gesicht. Langsam ließ er die Finger über ihre Wange gleiten, zu ihrem weichen, duftenden Haar, weiter zu ihrem Nacken. Bis ihr Kopf in seiner Hand lag.
Ihre Augen schimmerten in dem dämmrigen Raum. Und als sich ihre Blicke trafen, strahlte ein klares, unerschütterliches Licht darin.
Trent brachte kein Wort heraus. Konnte sich nicht bewegen. Er wusste, dass Risa auf eine Antwort wartete. Sein Herz schlug wild. Sicher, sein Leben war höllisch einsam geworden.
Ihm fehlte so vieles. Ändern konnte er daran nichts. Niemals. Doch er konnte ihr Angebot annehmen.
Für die Dauer einer wundervollen Nacht würde er aus den Schatten hervortreten, die Kraft und Wärme dieser einzigartigen Frau in seinem Herzen speichern für die dunklen Tage, die ihn erwarteten.
Sie hob das Kinn. Ihre samtigen Lippen öffneten sich einladend, verführten ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss. Trent beugte sich vor, schmeckte Honig, als er ihren Mund berührte, und war im Paradies. Heute Nacht hatten die Albträume keine Chance. Heute Nacht funkelten die Sterne wieder für ihn.
Wie lange hatte er diese Gefühle entbehren müssen? Trent erinnerte sich nur an Zorn und Bedauern, wenn er an die letzten beiden Jahre dachte. Jetzt erfüllte ihn eine köstliche,
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