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Gewagter Einsatz

Gewagter Einsatz

Titel: Gewagter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Voss Peterson
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die Suche nach Trent.
    Aromatischer Kaffeeduft empfing sie, als sie die Tür öffnete und den Flur betrat. Sie tappte die Treppe hinunter und spürte das kühle Holz der Stufen unter den nackten Füßen.
    Schließlich fand sie ihn im Speisezimmer der Pension. Eine Kanne mit frischem Kaffee stand auf dem Mahagonitisch, der groß genug war, einem ganzen Haus voller Gäste Platz zu bieten. Daneben wartete eine leere Tasse. Trent hatte sie offensichtlich für sie dorthin gestellt.
    Die fürsorgliche Geste rührte sie, und ihr wurde ganz warm ums Herz.
    Jetzt blickte er von der Akte auf. Er war frisch rasiert, hatte ein sauberes Hemd an, eine sorgfältig gebundene Krawatte – und er trug das Schulterhalfter, in dem seine Waffe steckte.
    „Guten Morgen", sagte er. Obwohl seine Stirn die gewohnte Sorgenfalte zeigte, klang seine Stimme doch anders als noch am Tag zuvor.
    „Guten Morgen." Sie ging zu ihm. Gern hätte sie sich über ihn gebeugt und ihm einen Kuss gegeben, wie alle Liebenden es nach einer solchen Nacht taten. Aber sie wagte es nicht.
    Stattdessen beschränkte sie sich darauf, ihm die Hand auf die Schulter zu legen. Dabei warf sie einen Blick auf die offene Akte vor ihm und entdeckte Polizeiberichte und Zeugenaussagen.
    Schnell schloss er die Akte, so dass sie nichts mehr sehen konnte.
    Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe. Sie hatte gehofft, dass sich in der letzten Nacht etwas zwischen ihnen geändert hätte. Wahrscheinlich hatte sie zu viel erhofft.
    Trent bückte sich, zog eine weitere dicke Mappe aus dem Karton zu seinen Füßen und legte sie auf den Tisch. Er drehte sich in seinem Stuhl herum, blickte Risa an und lächelte leicht. „Zeitungsausschnitte, die du beim Frühstück lesen kannst."
    Sie erwiderte sein Lächeln. Die letzte Nacht hatte doch etwas bewirkt. Wie zart das Pflänzchen auch sein mochte, es war eine Veränderung spürbar. „Danke."
    Er nickte stumm. Dann hob er die Kaffeekanne, schenkte ihr ein und stellte sie wieder neben der Akte ab.
    Risa setzte sich und trank einen Schluck. Der Kaffee war kräftig und heiß, hatte ein herrliches Aroma. Genau das, was sie brauchte, um richtig wach zu werden. Sie betrachtete die prall gefüllte Mappe. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, öffnete sie die Akte und nahm sich den ersten Artikel vor.
    Er befasste sich mit dem Verschwinden von Ashley Dalton, einer zwanzig Jahre alten Biochemiestudentin, die zuletzt von ihrer Kommilitonin gesehen worden war, als sie zum Bus gehen wollte. Ashley hatte vorgehabt, zum Labor Day, dem 1. Mai, in ihre Heimatstadt zu fahren, um das Wochenende mit ihren Eltern und zwei jüngeren Geschwistern zu verbringen.
    Der Bus kam ohne sie dort an. Ihre Eltern meldeten sie bei der Polizei als vermisst. Der Artikel war sehr nüchtern geschrieben und beschränkte sich auf die reinen Fakten, aber das Foto der jungen Frau ging Risa ans Herz.
    Ashley Dalton war nicht gerade eine Schönheit gewesen, aber in ihren Augen strahlte eine Lebensfreude, die man selbst auf dem groben Zeitungspapier erkennen konnte. Kane hatte ihr brutal ein schreckliches Ende bereitet.
    Nach drei weiteren Artikeln, die noch zur Zeit der Suche abgefasst worden waren, las sie im vierten, dass ein Jäger die Leiche gefunden hatte. Der nächste Artikel beschrieb die Suche nach dem Täter. Risa las zuerst den Artikel, dann besah sie sich die dazugehörigen Aufnahmen.
    Das erste Foto zeigte Ashley, als sie noch lebte. Eine fröhliche junge Frau. Auf dem zweiten Bild war ein Polizist zu sehen in der bewaldeten Gegend, in der Ashleys Leiche gefunden worden war. Risa wollte Trent gerade fragen, ob er den Mann kenne, da fiel ihr Blick auf das dritte Foto.
    Es stammte von der Beerdigung. Ashleys gramgebeugte Eltern standen an der Kirchentür, die Arme schützend um ihre zwei jüngeren Töchter gelegt, als hätten sie Angst, dass sie ihnen auch noch genommen werden könnten.
    Doch nicht die schmerzerfüllten Eltern erregten ihre Aufmerksamkeit, sondern ein Gesicht im Hintergrund. Ein vertrautes, viereckiges Gesicht, mit traurigen Augen.
    Duane Levens.
    Entsetzt keuchte sie auf.
    „Was ist? Was hast du gesehen?" Trent reckte den Hals, um einen Blick auf das Foto werfen zu können.
    Sie schob ihm den Artikel zu und deutete auf das Bild. „Duane Levens, der Gefängniswärter, war auf der Trauerfeier von Ashley Dalton."
    Trent starrte auf das Bild. „Unzweifelhaft."
    Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Was hatte Duane mit Kanes erstem Opfer zu

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