Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewagter Einsatz

Gewagter Einsatz

Titel: Gewagter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Voss Peterson
Vom Netzwerk:
sich und gab den Blick frei auf ein vom Mondlicht verzaubertes viktorianisches Gebäude. Runde Türmchen reckten sich zum Himmel. Die für die Mitte des 19. Jahrhunderts typischen Gingerbread-Verzierungen, die an Pfefferkuchenhäuschen erinnerten, zierten die Dachtraufen. Auf der vorderen Veranda schwang eine Schaukel sacht in der leichten Brise hin und her. Vor ihnen lag das Lilac Inn.
    Trent brachte den Wagen zum Stehen.
    „Es ist wunderschön", hauchte Risa ehrfurchtsvoll.
    „Ja." Es war wunderschön. Und romantisch. Aber heute Nacht war die Romantik mit Gefahr verwoben.
    „Es erinnert mich an diesen Ort an der Chesapeake Bay", sagte sie leise. „Dort, wo wir unsere Flitterwochen verbringen wollten."
    Auch er erinnerte sich. Nur zu gut. Er selbst hatte das Zimmer bestellt, bevor er nach Wisconsin gefahren und in die Ermittlungen um den Tod von fünf Studentinnen einbezogen worden war. Bevor Kane sich Zugang zu seiner Seele erschlichen und seine Gedanken vergiftet hatte.
    Nach seiner Rückkehr hatte er die Buchung storniert. Die Hochzeit abgesagt. Seine Zukunft mit der Frau, die er liebte, begraben.
    Trent konzentrierte seine Gedanken wieder auf die Gegenwart. Ein ausgedehnter, gepflegter Rasen umgab das Haus und verschmolz schließlich mit dem Wald dahinter. Es war so abgelegen, dass kein Unschuldiger in Gefahr gebracht werden konnte.
    Die Falle war perfekt.
    Risa überlief ein Schauer, als sie seinem Blick hinüber zum düsteren Waldrand folgte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Glaubst du, Kane ist jetzt irgendwo dort draußen?"
    „Heute Nacht nicht. Er ist nicht dumm, denn er weiß, dass wir eine Menge Agenten und Deputys im Wald Wache halten lassen. Deshalb wird er warten, bis ihre Aufmerksamkeit nachlässt und er den Eindruck hat, wir würden nicht mehr mit ihm rechnen."
    Sie nickte, konnte aber den Blick nicht von der tintenschwarzen Dunkelheit vor ihnen losreißen. Fest biss sie sich auf die Unterlippe. Wie immer, wenn sie verhindern wollte, dass ihre Lippen bebten.
    Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu ziehen, ihre innere Anspannung fortzuküssen. Ihr seine Stärke zu geben. Von ihr Kraft zu empfangen.
    Eine Sehnsucht, die sich niemals erfüllen würde.
    Mit zitternden Beinen stand Risa in der Tür und schaute sich in dem gemütlichen Gästezimmer des Lilac Inn um. Weiße Tüllgardinen hingen vor den Fenstern, und ein hauchdünner Baldachin schirmte das Bett ab. Ein zarter Duft nach Eukalyptus vermischte sich mit dem Aroma frisch geschnittener Lilien. Durch die offene Badezimmertür sah sie die Kerzen, die eine alte Badewanne mit Klaue nfüßen säumten. Die Wanne war riesig, groß genug für zwei.
    Das FBI hätte sie ebenso gut in ein feuchtes, dunkles Verlies mit Folterwerkzeugen stecken können. In dieser romantischen Umgebung mit Trent eingeschlossen zu sein und darauf zu warten, dass Kane jeden Moment hereinkam und all ihre Illusionen zunichte machte, all ihre Hoffnungen – das kam auf dasselbe heraus.
    Sie zwang sich, einen Schritt vor den anderen zu setzen und ans Fenster zu treten. Mit bebender Hand zog sie den Vorhang beiseite und lugte durch das geriffelte Glas hinaus zu den Laternen entlang der Zufahrt.
    Eine dunkle Gestalt bewegte sich aufs Haus zu, einen offenbar schweren Karton in der Hand. Sie erkannte Trents Silhouette, den scharfen Ruck seines Kopfes, als er den Waldrand absuchte, seine breiten Schultern. Sie wirkten nicht so gerade wie sonst, und daran war bestimmt nicht nur das Gewicht des Kartons schuld. Trent trug an einer viel größeren Last.
    Es war die gleiche Pein, die auch Risa niederdrückte.
    Die vergangenen Tage waren schrecklich gewesen, einer schlimmer als der andere. Dixies Entführung. Kanes Drohungen. Die Morde an Farrentina Hamilton und Deputy Perry. Und nun kam die Angst um Trent hinzu, der sie mit seinem Leben schützen wollte. Risa konzentrierte sich auf die Hoffnung, dass Kane gefasst und Dixie gerettet werden konnte.
    Früher oder später musste dieser Albtraum ein Ende haben. Die Sonne würde aufgehen und die Dunkelheit vertreiben.
    Trent besaß diese Zuversicht und den festen Glauben an das Gute nicht.
    Wenn sein Fall gelöst war, würde er sich auf die Jagd nach dem nächsten grausamen Mörder machen. Und dem übernächsten. Er musste sich in die Seele dieser Menschen hineinversetzen, in die Furcht anderer Opfer. Für ihn würde die Dunkelheit niemals vergehen, der Albtraum nie enden.
    Und das Schlimmste war, dass er diesen dunklen Weg

Weitere Kostenlose Bücher