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Gewagter Einsatz

Gewagter Einsatz

Titel: Gewagter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Voss Peterson
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allein gehen musste.
    Ein kalter Schauer lief Risa über den Rücken. Sie rieb sich die Arme, ein vergeblicher Versuch, die Kälte zu vertreiben, die sich in ihr ausbreitete.
    Nächte voller Einsamkeit. Tage, geprägt von Verbrechern und ihren Opfern.
    So würde sein Leben aussehen. Außer, sie brachte ihn dazu zu erkennen, dass er nicht allein zu sein brauchte. Es sei denn, sie konnte ihn davon überzeugen, dass sie beide zusammen besser waren. Stärker.
    Sie ließ den Vorhang sinken und wandte sich vom Fenster ab. Es hatte keinen Sinn. Schon vor zwei Jahren hatte er sich nicht gestattet, an so etwas zu glauben. Und sie hatte keinen Grund, jetzt darauf zu hoffen. Trotzdem wollte sie ihn nicht allein lassen in seiner düsteren Welt. Wenn es einen Weg gab, dieses Leben ein wenig zu erhellen, und sei es auch nur für kurze Zeit, würde sie ihn finden.
    Zumindest musste sie es versuchen.
    Die Haustür fiel dumpf ins Schloss. Schritte waren auf der Treppe zu hören. Risa holte tief Luft, drehte sich um und ging durch die Tür hinaus auf den Flur zur Sitzecke am Treppenabsatz.
    Trent stellte gerade den schweren Karton auf dem Couchtisch vor dem Zweisitzersofa ab.
    Er richtete sich auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    „Na, wie sieht es aus?"
    „Gut, danke." Sie täuschte eine Lockerheit vor, die sie überhaupt nicht empfand. „Die Räume sind wunderschön."
    „Ja, das sind sie." Das Licht einer antiken Sturmlaterne warf harte Schatten in sein Gesicht, die Augen lagen im Dunkeln. Er wirkte angespannt. „Ich habe unten einige Sandwichs, wenn du hungrig bist."
    Sie vermochte nicht zu schlucken, so trocken war ihre Kehle, und essen konnte sie sowieso nichts. „Danke, aber ich habe keinen Hunger."
    „Durst? Es ist auch Limonade da."
    „Nein danke." Sie blickte an ihm vorbei auf den Karton. „Kanes Akten?"
    Er nickte kurz. „Ich dachte, ich sehe sie noch einmal durch. Vielleicht ist mir etwas entgangen. Ein Hinweis auf Kanes Helfer im Gefängnis. Oder etwas, das mir hilft herauszufinden, wo er sich versteckt."
    Sie runzelte die Stirn. Das Ich störte sie. Ohne Zweifel hatte er vor, sich über den Akten die Nacht um die Ohren zu schlagen, während sie gemütlich im Bett lag. „Ich helfe dir."
    „Dies sind FBI-Akten, Rees."
    Sie wusste nur zu gut, was in dem Karton war. Und sie kannte auch den wahren Grund, warum er ihre Mitarbeit ablehnte. Es hatte wenig mit der Vertraulichkeit der Akten zu tun, sondern viel mehr mit den schrecklichen Bildern der Tatorte, die sie unweigerlich zu Gesicht bekommen würde.
    Es hatte keinen Sinn, jetzt mit ihm zu streiten. Außerdem wollte sie es gar nicht. „Wie war dein Leben in den letzten beiden Jahren, Trent?"
    Er runzelte die Stirn und sah sie mit halb zusammengekniffenen Augen an. „Wie meinst du das?"
    „Was hast du so getrieben? An einem normalen Tag? In einer normalen Woche?"
    Die Furche zwischen den Augenbrauen vertiefte sich. „Ich arbeite viel."
    Das war nur zu offensichtlich. Und wenn er viel sagte, meinte er damit jede wache Minute.
    Und dass er nicht viel Schlaf bekam. „ Ist das alles, was du tust? Arbeiten?"
    „Ich gehe auch ins Fitnessstudio."
    Das Fitnessstudio, natürlich. Die Übungen hatten ihm immer zur Stressabfuhr gedient. Und dem kräftigen Bizeps unter seinem zerknitterten Hemd nach zu urteilen, hatte er in den letzten zwei Jahren mehr als genug Stress gehabt.
    „Noch etwas? Außer Arbeiten und Fitnessstudio?"
    „Für mehr habe ich keine Zeit." Er wandte ihr den Rücken zu und blätterte in den Akten herum.
    Es war genau so, wie sie vermutet hatte. Ein Leben nur mit Finsternis erfüllt. Kein Wunder, dass er sich beschmutzt fühlte und glaubte, alles zu infizieren, was er anfasste. Sie ging um das Sofa herum und stellte sich vor ihn.
    „Warum nimmst du dir keine Zeit für andere Dinge?"
    Frustriert stieß er die Luft zwischen den schmalen Lippen aus. „Zeit für was, Rees?
    Gobelinstickerei?"
    Sie kümmerte sich nicht um seinen Sarkasmus. „Für etwas anderes als Tod und Mord und Dunkelheit. Für etwas Schönes in deinem Leben, das dich aufrichtet."
    Sein Gesicht verdüsterte sich. „Worauf willst du hinaus?"
    „Du lässt zu, dass Kane dein Leben bestimmt."
    „Er ist aus dem Gefängnis geflohen, hat deine Schwester entführt und seitdem zwei Leute umgebracht, und er ist hinter dir her. Natürlich bestimmt er mein Leben."
    Risa hob die Hand. Sie wollte seine Ausflüchte nicht gelten lassen. „Ich meine nicht die Zeit nach dem Ausbruch,

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