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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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vor Angst. Paul und ich sahen uns kurz an. Für uns war das ein völlig sinnloser Ausbruch – völlig außerhalb jeder Regel. Ich versuchte, die Lage zu scannen. War Polizei unterwegs? Gab es schon erste Anzeichen für eine Panik? Wumms. Timo schlug den Kopf des Teds ein drittes Mal auf den Tisch. Dann packte er den Typen am Hals und begann ihn zu würgen und wie von Sinnen anzuschreien. »Sprich mich nie wieder an! Hast du das verstanden, du Wichser? Nie wieder!«
    Lars, der zweite Hamburger, bewegte sich langsam auf Timo zu, um ihn von dem Ted wegzuziehen. Die Sache sollte ein Ende finden. Was Timo da veranstaltete, war nicht in unserem Sinne. Es gab keinen Anlass, keine Provokation – nichts. Da war nur das unbändige Verlangen von Timo, einen Menschen – egal welchen – zu verletzen. Oder …?
    Der Burger-Laden war voll besetzt, aber niemand getraute sich, dem armen Kerl zu helfen. Und dann – völlig überraschend – sprang ein junger Kerl auf. Ein asiatischer Typ. Gut austrainiert, muskulöse Arme, aber deutlich jünger als Timo – vielleicht Anfang 20. Er saß zwei Tische weit von dem Ted entfernt, und schon während er von seinem Stuhl aufsprang, schrie er mit voller Lautstärke: »Hör auf! Lass ihn in Ruhe. Hör jetzt auf!«
    Der Kerl bewegte sich schnell und elegant. Mit einer Hand auf einen Tisch gestützt, nutzte er den Schwung seiner Bewegung aus und trat Timo mit einem gekonnten Tritt auf den inneren Rippenbogen. Timo musste zwei Schritte nach hinten ausweichen, um die Wucht dieses Trittes abzufangen. Er ließ endlich von seinem Opfer ab. Er hatte einen neuen Gegner. Der Ted erhob langsam seinen Kopf, der rot und angeschwollen war, aus dem zermatschten Essen. Der Asiate positionierte sich schützend zwischen den Ted und Timo: »Jetzt hör auf mit der Scheiße und verschwinde!«
    Ein mutiger Auftritt. Der Asiate schien zwar gut in Form zu sein, war aber einen ganzen Kopf kleiner als Timo und wog mindestens zehn Kilo weniger. Und er musste gesehen haben, dass Timo nicht alleine unterwegs war. Obwohl wir uns bis dahin aus der Sache rausgehalten hatten, konnte der Asiate nicht davon ausgehen, dass dies auch so bleiben würde. Er sprach erneut: »Hör zu, es ist vorbei. Lass den Kerl in Ruhe, geh in dein Hotel und gut.«
    Man konnte erkennen, dass Timo tatsächlich für einen kurzen Moment nachzudenken schien. Die Anspannung war für alle Gäste greifbar. Was dann folgte, sehe ich noch heute wie einen Film vor Augen. Völlig unvermittelt – ohne jedes Vorzeichen – griff Timo seinen Gegner an.
    Links, rechts, zwei harte Faustschläge prallten mit voller Wucht auf den Kopf des Asiaten, der die Urkraft dieses Überraschungsangriffes kaum fassen konnte. Dann ein Fußtritt auf den Kopf des Asiaten, der jedoch mit beiden Armen abwehrte und sofort nachsetzte. Wie ein Katapult schoss der kleine Mann in die Höhe, um Timo voll mit dem Fuß ins Gesicht zu treten. Dann eine kurze Rechts-Links-Faustkombination mitten in Timos Gesicht. Treffer – Treffer, Timo taumelte kurz. War das der Gegner, auf den er zu warten schien? Der Gegner für den ultimativen Kampf?
    Wir konnten sofort erkennen, dass der Asiate über eine ausgezeichnete Kickbox-Ausbildung verfügte. Ein fast filmreifer Schlagabtausch schien sich zu entwickeln. So wie ich es in der Realität noch nie erlebt hatte. Normalerweise dauerten Schlägereien nur wenige Sekunden – vielleicht auch mal eineinhalb Minuten, aber dann war in aller Regel einer von beiden am Boden. In jener Nacht auf Mallorca sahen wir Hollywood – mitten auf der Straße vor einem Burger-King-Lokal.
    Der Kampf wogte hin und her. Schon seit Minuten. Fast abwechselnd vermochten beide Kontrahenten ihre Wirkungstreffer zu landen. Der Asiate blutete leicht am rechten Auge und auch seine Oberlippe schien aufgeplatzt. Timos linkes Auge war fast vollständig zugeschwollen und aus einem tiefen Cut lief Blut über den Nasenkamm. Noch immer tobte der Kampf mit unverminderter Härte und Brutalität. Lars und Nils, die beiden Hamburger, standen der Schlägerei am nächsten. Lars schrie energisch und keinen Widerspruch duldend in die Runde. »Niemand mischt sich hier ein. Das machen die beiden untereinander aus!«
    Die Straße füllte sich von Sekunde zu Sekunde. Unzählige Touristen standen mit weit aufgerissenen Augen und starr vor Entsetzen einfach da. Frauen schlugen sich die Hände vor das Gesicht. Eine Schlägerei von solch unglaublicher Intensität und Brutalität hatten selbst wir

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