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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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nicht meine Waffe weggenommen haben?
    Meine Sig Sauer 9 mm lag unberührt im Fach. Ich nahm sie an mich, überprüfte ihren Ladezustand, lud sie durch und steckte sie in mein Schnellzieh-Holster. Mit erhöhtem Puls stieg ich die Treppen zu meinen Kollegen hoch. Viele Polizisten aus der vorhergehenden Schicht waren immer noch vor Ort. Ich begann schon wieder zu grübeln. Hatte sich die Geschichte bereits herumgesprochen? Wie würden sie reagieren? Würde mich jemand ansprechen? Aber es war alles wie immer. Man gab mir die Hand, lächelte freundlich und trank den ersten Kaffee zusammen. Keine Auffälligkeiten!
    Die Streifenaufteilung wurde verkündet und danach fuhren wir raus und arbeiteten unsere Einsätze ab. Wie sonst auch. Immer und immer wieder bohrten unbeantwortete Fragen in meinem Kopf. Sie hätten mir vielleicht vorwerfen können, dass ich in meiner Freizeit durch meine Handlungen das öffentliche Ansehen der Polizei beschädigt hatte. Aber an diesem Montag passierte erst einmal nichts. Am Dienstag auch nicht. Am Mittwoch geschah nichts und auch nicht am Donnerstag. Keine Vernehmung über meinen Lebenswandel – kein Verbot, mich mit stadtbekannten Hooligans in meiner Freizeit zu treffen. Nichts dergleichen. Keine Ermahnung. Keine Androhung, ein Disziplinarverfahren gegen mich einzuleiten – stattdessen eine fast unheimliche Ruhe. Eine Ruhe, die mich zu zermürben drohte.
    Ich war versucht, zu glauben, erneut davongekommen zu sein. Acht Jahre dauerte mein Doppelleben bereits. Vielleicht hatte ich einmal mehr Glück gehabt? Alles deutete bis zu jenem Donnerstag darauf hin. Bis ich am Nachmittag nach meiner Frühschicht in der Innenstadt unterwegs war und auf die beiden Bielefelder SKBs stieß. Die Zivilpolizisten machten keinen friedfertigen Eindruck und der Kollege Volkerts kam auch direkt zur Sache: »Hast du schon was gehört?« Ich war in diesem Moment wirklich überrascht, obwohl ich die ganze Woche schon mit einem Gespräch gerechnet hatte. Zumal Volkerts an dem besagten Samstag über Funk meine Verbindung zur Bielefelder Hooligan-Szene für alle hörbar verkündet hatte. »Nein, was soll ich gehört haben?« Seine Stimme wurde leise und er klang aufrichtig überrascht: »Wie? Mit dir hat noch niemand gesprochen?«
    »Ich habe nichts gehört. Seit fünf Tagen nicht. Vielleicht verläuft die Sache ja im Sande?!« Volkerts explodierte fast: »Da verläuft gar nichts im Sande!« Und dann machte er eine kurze Pause. »Es wird gegen dich ermittelt, Stefan.« Also doch. Mir war es kaum noch möglich, meine innere Erregung zu verbergen. Ich versuchte, den Ungläubigen zu geben. »Und weshalb soll gegen mich ermittelt werden? Was soll ich denn getan haben?«
    Volkerts ging in Abwehrhaltung. Das könne und wolle er mir nicht sagen, meinte er mit einer aufgesetzt sorgenvollen Miene. Aber an meiner Stelle würde er zu dem höchsten Vorgesetzten gehen und den Vorfall persönlich schildern. Bevor dieser es offiziell auf dem Dienstweg erfahren würde. Ich sah ihm in die Augen. Und ich versuchte gar nicht mehr, abgeklärt und teilnahmslos zu bleiben. »Ich soll zum Leiter der PI-Süd gehen und ihm vom letzten Samstag erzählen?« Volkerts nickte kaum erkennbar. »Ja, das würde ich an deiner Stelle tun. Denn erfahren wird er es sowieso.« Ich wollte es wissen: »Die Sache wird also nicht im Sande verlaufen?«, fragte ich erneut. »Nein, auf keinen Fall.« Das Gespräch war beendet. Die beiden szenekundigen Beamten ließen mich einfach stehen und gingen ohne ein Wort weiter.
    Ich musste erst einmal kräftig durchatmen. Die Ungewissheit der letzen fünf Tage hatte mir schwer zu schaffen gemacht, auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte und konnte. Und nun war es raus. Mein Glück hatte mich wohl doch verlassen. Der Vorfall, der im Grunde gar keiner war, mein völlig hirnloser, unreflektierter Spaziergang durch die Bielefelder Innenstadt könnte mir doch das Genick brechen. Ich schlenderte ziellos durch die Straßen und spielte verschiedene Szenarien durch. Am Ende kam ich zu dem Entschluss, Volkerts Rat anzunehmen. Ich würde wohl tatsächlich in die Offensive gehen müssen.
    Wie gefährlich konnte mir dieser Zwischenfall werden? Ich war schließlich ein guter Polizist, verfügte über beste Zeugnisse und Beurteilungen. Das musste doch irgendetwas wert sein! Die gute Arbeit, die ich in Bielefeld und in all den Jahren zuvor geleistet hatte, musste doch mit in die Waagschale geworfen werden. Das hoffte ich, als ich

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