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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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durch die Stadt ging.
    Am folgenden Morgen zog ich mir vor meinem Spätdienst ein ordentlich gebügeltes Hemd an und machte mich auf den Weg zur Polizeiinspektion Süd. Im obersten Geschoss war ich zuletzt bei meinem Dienstantritt. Ich kämpfte vergeblich um Gelassenheit. Als ich die Tür zum Zimmer meines Dienststellenleiters öffnete, hörte ich mein Herz laut schlagen. Der Leiter bat mich freundlich herein und bot mir einen Platz an. Immerhin. Vielleicht ein gutes Vorzeichen?
    Dann erzählte ich ihm ohne Vorrede, dass ich am vergangenen Samstag in der Nähe einer Fußballschlägerei kontrolliert worden war. Und dass ich an dem besagten Tag mit einem Jugendfreund, der über Kontakte zur Bielefelder Hooligan-Szene verfügte und in der Vergangenheit auch wegen Körperverletzungsdelikten vorbestraft war, ein Bier getrunken hatte. Ich erklärte ihm auch, dass ich trotz seines Vorlebens an dieser Freundschaft festgehalten hätte, was man mir nun vielleicht zum Vorwurf machen könnte. Aber es sei nun mal eine Freundschaft!
    Mein Vorgesetzter hörte mir schweigend zu. Er notierte sich Franks Vor- und Nachnamen und stellte mir – ohne das geringste Anzeichen von Aufregung – weitere Fragen.
    »Waren Sie oder Ihr Freund an der Schlägerei beteiligt?«
    Ich verneinte wahrheitsgemäß. »Und das wurde Ihnen auch nicht vorgeworfen?« Ich schüttelte meinen Kopf. »Sind außer der Gegenüberstellung weitere polizeiliche Maßnahmen gegen Sie getroffen worden?« Ich beschrieb ihm, wie der Kollege vor Ort bestätigt hatte, uns bei den Ausschreitungen nicht gesehen zu haben. Er schien kurz zu überlegen und sagte dann: »Von der Sache habe ich noch nichts gehört. Aber mir gefällt, dass Sie es mir persönlich erzählt haben. Sie sind ein junger Kollege – das ist Ihnen sicherlich nicht leicht gefallen. Ich werde der Sache nachgehen und auf Sie zurückkommen.«
    Ich war erleichtert. Ein gutes Gespräch mit einem versöhnlichen Ausgang. Mein Gefühl sagte mir, dass die Geschichte vielleicht doch noch gut enden würde. Aber ich hatte mich geirrt. Mein Vorgesetzter meldete sich nicht mehr bei mir. Ich sollte nichts mehr von ihm hören. Keine Rückmeldung, kein weiteres Gespräch. Über die Eröffnung eines Disziplinarverfahrens wurde ich nicht unterrichtet. Ins Polizeipräsidium vorgeladen, um den Vorfall zu besprechen, wurde ich ebenfalls nicht. Ich hörte einfach gar nichts mehr. Und sprach mir – unwissend, wie ich war – in diesen Tagen Mut zu, dass die unschöne Angelegenheit womöglich doch im Sande verlaufen würde.
    Eine Straftat lag nicht vor. Aber mir war klar, dass ich fortan aufpassen musste. Es war Rauch in der Luft und fast jeder wusste, wo das Feuer war. Bei dem kleinsten Vergehen, das sie mir nachweisen konnten, wäre ich fällig. Die Behörde würde möglicherweise alles versuchen, mich dranzukriegen. Wenn nicht sofort, dann später. Die Minen waren verbuddelt und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann ich auf eine treten würde. Ich war zu jener Zeit ein Polizeibeamter auf Widerruf – die beamtenrechtlichen Hürden, mich zu entlassen, waren nicht sehr hoch.
    Die Krawalle lagen nun schon zwei Wochen zurück. Das nächste Heimspiel von Arminia stand bevor. Ich rechnete fest damit, von meinen Kollegen observiert zu werden. Ein aktuelles Foto von mir existierte immer noch nicht, aber die Bielefelder Polizei würde bestimmt Mittel und Wege finden, mich zu überwachen. Und sie würde die Gelegenheit nutzen, endlich eine aktuelle Aufnahme von mir zu machen. Ich beschloss, mich dem Spiel, den Jungs und einschlägigen Kneipen fernzuhalten. Bis auf Weiteres zumindest. Diese Steilvorlage wollte ich meiner Dienstbehörde nicht liefern, und wie ich später von einem befreundeten Polizisten erfahren habe, war das ein guter Entschluss. Tatsächlich seien drei zusätzliche Zivilkräfte eingesetzt worden. Und ihr einziger Auftrag habe damals gelautet: Observation von Stefan Schubert. Die Beamten seien angehalten worden, mich und die polizeibekannten Hooligans in meiner Umgebung zu fotografieren. Egal ob am Bratwurststand oder auf der Zuschauertribüne.
    Der Kollege berichtete mir auch, dass bei einem Zugtreffen (eine Gruppe besteht aus 10 Mann – drei Gruppen, also 30 Mann, bilden einen Zug und drei bis vier Züge eine Hundertschaft) alle Beamten aufgefordert worden seien, genau zu berichten, was sie über mich wussten. Dabei hätten ein paar Wichtigtuer weitere Gerüchte gestreut: zweifelhafter Umgang mit

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