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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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nachzudenken; und er hat auch Gelegenheit, noch einmal genauer in sich hineinzuhorchen.
    Die GFK legt uns nahe, die Wiedergabe mit unseren eigenen Worten in eine Frage zu kleiden, die unser Verständnis zeigt und gleichzeitig den Partner zur Richtigstellung ermutigt. Die Fragen können sich auf das richten, ...
    A) was der andere beobachtet: „Beziehst du dich auf die Anzahl der Abende, die ich letzte Woche auswärts verbracht habe?“
    B) was der andere fühlt und auf die Bedürfnisse, die seine Gefühle hervorrufen: „Fühlst du dich verletzt, weil du für deine Bemühungen gerne mehr Anerkennung bekommen hättest, als du erhalten hast?“
    C) was der andere erbittet: „Möchtest du von mir gerne die Gründe hören, warum ich das gesagt habe?“
     
    Diese Fragen erfordern, daß wir uns einstimmen auf das, was in anderen Menschen vorgeht, und sie gleichzeitig einladen, das zu revidieren, was wir nicht richtig erspürt haben. Achten Sie bitte auf den Unterschied zwischen diesen Fragen und den nun folgenden:
    a) „Was habe ich gemacht, worauf beziehst du dich?“
    b) „Wie fühlst du dich?“ „Warum fühlst du dich so?“
    c) „Was möchtest du von mir, was soll ich tun?“
     
    Dieses zweite Set von Fragen erkundigt sich nach Informationen, ohne sich zuerst auf die Realität des Gegenübers einzustimmen. Auch wenn es uns so vorkommen mag, als sei dies die direkte Verbindung mit dem, was in der anderen Person vorgeht, habe ich die Erfahrung gemacht, daß es nicht der sicherste Weg ist, um die gewünschten Informationen zu erhalten. Diese Art zu fragen kann der anderen Person den Eindruck geben, als würde sie von einem Lehrer geprüft oder als wäre sie ein Fall, an dem der Psychiater arbeitet. Wenn wir uns dennoch entscheiden, auf diese Weise nach Informationen zu fragen, dann fühlen sich unsere Gesprächspartner meiner Erfahrung nach sicherer, wenn wir zuerst unsere Gefühle und Bedürfnisse, aus denen die Frage entstanden ist, offenlegen. So können wir statt: „Was habe ich gemacht?“ sagen: „Ich bin frustriert, weil ich gerne klarer sehen möchte, worauf du dich beziehst. Magst du mir sagen, was ich gemacht habe, das dich dazu führt, mich so zu sehen?“ Dieser Schritt ist eventuell dann nicht notwendig – und auch nicht hilfreich – wenn unsere Gefühle und Bedürfnisse durch den Zusammenhang oder auch unseren Tonfall eindeutig vermittelt werden. Ich möchte ihn aber ganz besonders in Situationen empfehlen, wenn die Fragen, die wir stellen, von starken Gefühlen begleitet sind.
    Wenn wir nach Informationen fragen, drücken wir zuerst unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse aus.
    Wie stellen wir fest, ob es in einer Situation nötig ist, anderen Menschen ihre Aussagen widerzuspiegeln? Natürlich, wenn wir unsicher sind, ob wir die Äußerung richtig verstanden haben, dann können wir das Wiedergeben einsetzen, um unsere Vermutung richtigstellen zu lassen. Aber auch wenn wir uns sicher sind, daß wir richtig verstanden haben, merken wir vielleicht, daß die andere Person gerne eine Bestätigung darüber hätte, daß ihre Aussage richtig angekommen ist. Unter Umständen wird dieser Wunsch auch mit den Worten „Ist das klar?“ oder „Verstehst du, was ich meine?“ offen zum Ausdruck gebracht. In solchen Augenblicken wird eine klare Wiedergabe für den Sprecher oft stärker bestätigend wirken als nur zu hören: „Ja, ich verstehe dich.“
    Kurz nach ihrer Teilnahme an einem GFK-Training wurde z.B. eine ehrenamtliche Mitarbeiterin in einem Krankenhaus von einigen Krankenschwestern gebeten, mit einer älteren Patientin zu sprechen. „Wir haben der Patientin schon gesagt, daß sie nicht so krank ist und daß es ihr besser gehen würde, wenn sie ihre Medikamente nimmt. Aber alles, was sie tut, ist, den ganzen Tag in ihrem Zimmer zu sitzen und immer wieder zu sagen: ,Ich will sterben. Ich will sterben.‘“
    Die Frau ging zu der älteren Patientin, und wie die Krankenschwestern vorausgesagt hatten, saß sie dort alleine und flüsterte immer wieder: „Ich will sterben“.
    „Sie möchten also gerne sterben“, stimmte sich die Frau ein. Überrascht unterbrach die Patientin ihren Monolog und schien erleichtert zu sein. Sie fing an, darüber zu sprechen, daß keiner sie verstand und wie schrecklich sie sich fühlte. Die Mitarbeiterin reflektierte weiterhin die Gefühle der Frau, und kurz darauf war ihr Gespräch so warmherzig geworden, daß sie eng umarmt dasaßen. Später am selben Tag fragten

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