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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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die 5 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Mit den Worten „mich mich selbst sein läßt“ wird nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Der Sprecher hätte statt dessen sagen können: „Ich möchte gerne von dir hören, daß du mich nicht verläßt – auch wenn ich ein paar Dinge tue, die dir nicht gefallen.“
    6. Wenn Sie die 6 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Mit den Worten „ehrlich zu mir sein“ wird nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Die Sprecherin hätte statt dessen sagen können: „Bitte sage mir, welche meiner Aussagen dir nicht gefallen haben und was genau ich deiner Meinung nach hätte anders machen können.“
    7. Wenn Sie die 7 markiert haben, stimmen wir darin überein, daß die Bitte des Sprechers in einer eindeutigen und machbaren Handlung ausgedrückt wird.
    8. Wenn Sie die 8 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Für mich wird in diesem Satz nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Die Sprecherin hätte statt dessen sagen können: „Sage mir bitte, ob du Lust hast, einmal die Woche mit mir zum Mittagessen zu gehen.“
    9. Wenn Sie die 9 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Mit den Worten „meine Privatsphäre respektieren“ wird nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Der Sprecher hätte statt dessen sagen können: „Ich möchte gerne deine Zustimmung dafür, daß du an meine Tür klopfst, bevor du in mein Büro kommst.“
    10. Wenn Sie die 10 markiert haben, dann stimmen wir nicht überein. Mit den Worten „öfter“ wird nicht eindeutig um eine machbare Handlung gebeten. Die Sprecherin hätte statt dessen sagen können: „Ich hätte gerne, daß du montags immer das Abendessen machst.“

|7|  Empathisch aufnehmen
    In den letzten vier Kapiteln wurden die vier Komponenten der GFK beschrieben: Was wir beobachten, fühlen und brauchen, und um was wir bitten möchten, um unser aller Leben reicher zu machen. Jetzt gehen wir vom Ausdruck unserer selbst einen Schritt weiter und wenden die vier Komponenten auf andere Menschen an. Wir hören jetzt, was andere beobachten, fühlen, brauchen und erbitten. Wir nennen diesen Teil des Prozesses „empathisch aufnehmen“.
    Die beiden Teile der GFK:
– Sich selbst offen ausdrücken
– Andere Menschen empathisch aufnehmen

Präsenz: Tu nicht irgend etwas, sei einfach da
    Empathie bedeutet ein respektvolles Verstehen der Erfahrungen anderer Menschen. Der chinesische Philosoph Chuang-Tzu legt dar, daß es für wahre Empathie erforderlich ist, mit dem ganzen Wesen zuzuhören: „Das Hören, das sich nur in den Ohren abspielt, ist eine Sache. So zu hören, daß man die Worte erfaßt, ist eine andere. Aber das Hören der Essenz ist nicht auf einen der Empfangskanäle begrenzt, weder auf die Ohren noch auf den Verstand. Sie erfordert vielmehr die Leere aller Empfangskanäle. Und wenn die Empfangskanäle leer sind, dann hört das ganze Wesen. Dann gibt es einen direkten Zugang zu dem, was direkt vor dir ist, was niemals nur mit dem Ohr gehört oder mit dem Verstand erfaßt werden kann.“
    Empathie: Den Verstand leer machen und mit dem ganzen Wesen zuhören.
    Empathie tritt im Kontakt mit anderen Menschen nur dann auf, wenn wir alle vorgefaßten Meinungen und Urteile über sie abgelegt haben. Der in Österreich geborene, israelische Philosoph Martin Buber beschreibt diese Qualität der Präsenz, die das Leben von uns erwartet: „Trotz aller Ähnlichkeiten hat jede lebendige Situation, wie ein neugeborenes Kind, auch ein neues Gesicht, das es noch nie zuvor gegeben hat und das auch nie mehr wiederkehren wird. Die neue Situation erwartet von dir eine Antwort, die nicht im vorhinein vorbereitet werden kann. Sie erwartet nichts aus der Vergangenheit. Sie erwartet Präsenz, Verantwortung; sie erwartet – dich.“
    Es ist nicht einfach, die von der Empathie geforderte Präsenz aufrechtzuerhalten. „Die Befähigung, einem Leidenden die ganze Aufmerksamkeit zu schenken, kommt sehr selten vor und ist eine schwierige Angelegenheit; sie ist fast ein Wunder; sie ist ein Wunder,“ sagt die französische Schriftstellerin Simone Weil. „Fast alle, die denken, sie hätten diese Fähigkeit, haben sie nicht.“ Statt einer empathischen Reaktion geben wir eher unserem Drang nach, Ratschläge zu geben oder zu beschwichtigen und unsere Meinung oder unser eigenes Gefühl darzulegen. In einem buddhistischen Sprichwort wird diese Fähigkeit treffend beschrieben: „Tu

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