Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
Vom Netzwerk:
folgendes Satzfragment vervollständigen: „Ich habe frei gewählt zu ............................., denn ich möchte................................“.
    Anfangs fiel es mir schwer herauszufinden, was ich mit dem Schreiben von Patientenberichten eigentlich wollte. Ein paar Monate zuvor hatte ich schon festgestellt, daß der Nutzen dieser Berichte für meine Patienten den Zeitaufwand nicht rechtfertigte. Warum also investierte ich nur weiterhin soviel Energie in ihre Erstellung? Schließlich wurde mir klar, daß ich die Berichte einzig und allein wegen des daraus resultierenden Einkommens schrieb. Nachdem ich das einmal erkannt hatte, schrieb ich nie wieder einen Patientenbericht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich mich fühle, wenn ich nur daran denke, wie viele Patientenberichte ich seit diesem Augenblick vor fünfunddreißig Jahren nicht geschrieben habe! Als ich Geld als meine Hauptmotivation entdeckte, war mir sofort klar, daß es andere Möglichkeiten gibt, finanziell für mich zu sorgen. Und in der Tat wollte ich lieber Mülltonnen nach Essen durchwühlen, als noch einen einzigen Patientenbericht zu schreiben.
    Der nächste Punkt auf meiner Liste der unerfreulichen Aufgaben hieß: „Fahrdienst für die Schulkinder“. Als ich untersuchte, was hinter dieser lästigen Pflicht lag, war ich dann doch sehr dankbar für die Bereicherung, die meinen Kindern durch den Besuch ihrer derzeitigen Schule zuteil wurde. Sie hätten leicht in die Schule in der Nachbarschaft zu Fuß gehen können, aber ihre Schule bot eine weit größere Übereinstimmung mit dem, was mir in der Erziehung wichtig ist. Ich fuhr sie weiterhin – mit einer ganz anderen Energie. Statt: „Oh, nein, heute habe ich schon wieder Fahrdienst“, war ich mir meines Anliegens bewußt: Ich wollte für meine Kinder eine Qualität von Erziehung und Bildung, die mir sehr am Herzen lag. Natürlich mußte ich mich an manchen Tagen während der Fahrt zwei-, dreimal daran erinnern, meine Aufmerksamkeit wieder auf das Anliegen zu richten, dem mein Handeln diente.

Das Bewußtsein kultivieren über die Energie, die hinter unseren Handlungen steckt
    Beim Erforschen der Aussage „ich habe frei gewählt zu ............................., denn ich möchte................................“ entdecken Sie vielleicht – so wie ich mit dem Fahrdienst für die Schulkinder – die wichtigen Anliegen hinter der jeweiligen Wahl, die Sie getroffen haben. Ich bin fest davon überzeugt, daß die Klarheit über das Bedürfnis, dem unsere Handlungen dienen, dazu führt, daß wir diese Tätigkeiten als erfreulich erleben, auch wenn sie harte Arbeit, Herausforderung oder Frustration mit sich bringen. Es kann jedoch auch sein, daß Sie bei den Punkten auf Ihrer Liste auf eine oder mehrere der nun folgenden Beweggründe stoßen:
    1. Geld
    Geld ist in unserer Gesellschaft eine der wichtigsten Formen von Belohnung, die wir von außen bekommen. Wenn wir eine Wahl treffen aus dem Wunsch nach einer Belohnung heraus, kann das teuer werden, denn Belohnungen nehmen uns die Freude, die dann entsteht, wenn unsere Handlungen ihre Wurzeln in der eindeutigen Absicht haben, zur Erfüllung menschlicher Bedürfnisse beizutragen. Geld ist kein Bedürfnis, so wie wir Bedürfnis in der GFK definieren; Geld ist eine der unzähligen Strategien, die möglicherweise gewählt werden, um ein Bedürfnis zu erfüllen.
    Passen Sie auf bei Handlungen, die vom Wunsch nach Geld oder nach der Bestätigung durch andere, durch Angst, Scham oder Schuldgefühle motiviert sind. Machen Sie sich klar, welchen Preis Sie dafür zahlen.
    2. Bestätigung
    Wie Geld, so ist auch die Bestätigung von anderen eine Form der Belohnung, die von außen kommt. Unsere Kultur hat uns einen Hunger nach Belohnung anerzogen. Wir haben Schulen besucht, die mit extrinsischen Mitteln unsere Lernmotivation erhöhen wollten; wir sind in Elternhäusern aufgewachsen, wo wir dafür belohnt wurden, brave kleine Jungs oder Mädels zu sein, und wir wurden bestraft, wenn die Erwachsenen uns für böse hielten. So passiert es uns als Erwachsene ganz leicht, daß wir uns einreden, das Leben bestünde daraus, etwas für eine Belohnung zu tun. Wir sind süchtig nach einem Lächeln, einem wohlwollenden Schulterklopfen und den verbalen Urteilen anderer Leute, daß wir „gute Menschen“, „gute Eltern“, „gute BürgerInnen“, „gute ArbeiterInnen“, „gute FreundInnen“ usw. sind. Wir handeln aus dem Wunsch heraus, andere dazu

Weitere Kostenlose Bücher