Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)
wieder das gleiche machen? Sie interpretieren, was sie sagt, statt sich auf ihre Gefühle einzustimmen!“
Anstatt uns auf „professionelle“ Beziehungen zurückzuziehen, die durch emotionale Distanziertheit, Diagnosen und Hierarchie gekennzeichnet sind, können wir – indem wir uns die Fähigkeiten und das Bewußtsein der GFK aneignen – andere Menschen in Begegnungen unterstützen, die lebendig, offen und gleichwertig von beiden Seiten getragen werden.
Zusammenfassung
Die GFK unterstützt die innere Kommunikation, indem sie uns hilft, negative innere Botschaften in Gefühle und Bedürfnisse zu übersetzen. Die Fähigkeit, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu entdecken und ihnen Empathie entgegenzubringen, kann uns von Depressionen befreien. Wir können die „Traumtötersprache“ durch die GFK ersetzen und das Vorhandensein von Wahlmöglichkeiten bei all unseren Handlungen anerkennen. Indem die GFK uns zeigt, wie wir uns auf das konzentrieren können, was wir wirklich wollen, statt auf das, was mit uns selbst oder anderen nicht stimmt, gibt sie uns das Werkzeug und das Verständnis an die Hand, um einen friedvolleren inneren Zustand zu kreieren. Die GFK kann auch in der Beratung und der Psychotherapie eingesetzt werden, um gleichberechtigte und authentische Beziehungen mit Klienten und Patienten zu fördern.
Gewaltfreie Kommunikation in der Praxis: Alter Groll und negative Urteile über sich selbst
Ein Student der GFK teilt uns das folgende Erlebnis mit:
Ich war gerade von meinem ersten GFK-Training wieder zurückgekommen. Eine Freundin, die ich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte, wartete zu Hause auf mich. Ich hatte Iris, die 25 Jahre lang eine Schulbücherei gemanagt hatte, während einer intensiven zweiwöchigen Reise kennengelernt, die zum Herzen und in die Wildnis führte und die ihren Höhepunkt in einem dreitägigen einsamen Fasten in den Rocky Mountains fand. Nachdem sie meiner begeisterten Beschreibung der GFK zugehört hatte, bekannte Iris, daß sie immer noch an dem litt, was eine der begleitenden Trainerinnen auf dieser Reise vor sechs Jahren in Colorado zu ihr gesagt hatte. Ich hatte diese Frau klar vor Augen: Eine wilde Frau namens Leav, deren Handflächen von Seilen zerfurcht waren; wie sie einen angeseilten Kletterer festhält, der gegen die Felswand baumelt; sie konnte die Losung der Tiere verstehen und im Dunkeln wie ein Wolf heulen; sie tanzte ihre Freude heraus, beweinte ihre innere Wahrheit und schaute verloren unserem Bus nach, als wir zum Abschied ein letztes Mal winkten. Iris hatte Leav während einer der persönlichen Feedback-Sitzungen folgendes sagen hören: „Iris, ich kann Leute wie dich nicht ausstehen, die immer und überall so verdammt nett und süß sind, du bist auf ewig die brave, kleine Bibliothekarin. Warum läßt du das nicht einfach fallen und kommst mal in die Gänge?“
Sechs lange Jahre hatte Iris Leavs Stimme in ihrem Kopf zugehört und ihr in ihrem Kopf immer wieder geantwortet. Wir waren beide jetzt gespannt herauszufinden, welchen Einfluß GFK-Kenntnisse in dieser Situation gehabt hätten. Ich spielte Leavs Rolle und wiederholte nochmal deren Äußerung an Iris.
Iris: (Denkt nicht mehr an die GFK, hört Kritik und Zurechtweisung.) Du hast kein Recht, so etwas zu mir zu sagen. Du weißt doch gar nicht, wer ich bin oder wie ich als Bibliothekarin arbeite! Ich nehme meinen Beruf ernst, und nur zu deiner Information, ich betrachte mich auch als Pädagogin, genauso wie jede Trainerin ...
Ich: (Höre mit GFK-Bewußtsein empathisch zu in der Rolle von Leav.) Das klingt so, als wärst du ärgerlich, weil du gerne möchtest, daß ich dich kenne und sehe, wer du wirklich bist, bevor ich dich kritisiere. Ist das richtig?
Iris: Das stimmt! Du hast gar keine Vorstellung davon, was es mich gekostet hat, mich für dieses Training überhaupt anzumelden. Schau mich an! Hier bin ich: Ich habe alles bewältigt, stimmt’s? Ich habe 14 Tage lang alle Herausforderungen angenommen und sie alle gemeistert!
Ich: (als Leav) Ich höre, daß du verletzt bist und gerne Anerkennung und Wertschätzung für deinen Mut und deine harte Arbeit hättest.
Es folgen weitere Wortwechsel, nach denen sich bei Iris etwas verändert; diese Veränderungen können oftmals körperlich beobachtet werden, wenn sich jemand zu seiner Zufriedenheit „gehört“ fühlt; das kann zum Beispiel durch eine entspanntere Körperhaltung oder einen tiefen Atemzug in diesem Augenblick geschehen. Das
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