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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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kennt meinen Standpunkt, und du solltest ihn ebenfalls kennen. Ich werde – verdammt noch mal – erst in den Ehestand treten, wenn ich es mir leisten kann, Julia und den Jungen zu ernähren. Und noch etwas: Es gefällt mir nicht, dass sie bald für dich arbeiten wird.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil …«, druckste er herum.
    »Täte sie es nicht, würden sie und der Kleine bald verhungern!«, sagte Nathan seinem Gegenüber auf den Kopf zu. Seine Stimme war lauter geworden, und nun erhob auch Ross seine Stimme.
    »Sieh dir das Haus draußen auf den Hügeln an!«, schrie jetzt auch Ross. »Dafür habe ich Monate auf den Goldfeldern geschuftet. Dass ich gerade eine Pechsträhne habe, liegt nicht an mir, und ich weiß, dass auch wieder bessere Zeiten kommen werden!«
    »Aber so lange kannst du Julia nicht warten lassen!«
    »Jetzt reicht es aber!« Ross sprang auf. »Misch dich in Zukunft nicht mehr in unser Leben ein, hast du verstanden? Das geht nur Julia und mich etwas an!«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er aus dem Büro und warf hart die Tür hinter sich ins Schloss. Nathan sank erschöpft in seinen Sessel zurück. Seine harten Worte taten ihm nicht leid, aber er hoffte, dass sie dem erhitzten Ross doch noch zu denken gaben.
    Hoffentlich hatte Julia nichts mitbekommen – womöglich wäre sie böse, weil er ein ernstes Wort mit ihrem Liebsten gesprochen hatte.
    Sie ließ sich nichts anmerken, als Nathan ihr am nächsten Morgen das Frühstück brachte, sich aber gleich darauf wieder verabschiedete, weil die ersten Kunden bereits ungeduldig gegen die Ladentür klopften.
    Zum Nachdenken blieb ihr in den folgenden Stunden keine Zeit: Erst kam die Hebamme, dann Dr. Stevens, der feststellte, dass sich die junge Mutter gut erholt hatte und das Bett kurzzeitig verlassen durfte.
    »Sagen Sie Mr Wheeler, er kann Sie morgen nach Hause holen.« Der Arzt schrieb ein Rezept aus, das Virgil später aus der Apotheke holen würde. »Natürlich müssen Sie sich noch schonen, aber Sie und Ihr Sohn haben alles gut überstanden und sind beide kerngesund.«
    Als Julia dann wieder allein war, fragte sie sich, ob es auch eine Medizin gegen seelischen Kummer gab, denn ihr war eher zum Heulen als zum Lachen zumute. Zwar wusste sie, dass viele Frauen von diesen Stimmungsschwankungen betroffen waren, aber bei ihr saß der Kummer tiefer. Es war Ross und seine verantwortungslose Art, die Julia schwer im Magen lagen. Warum fiel es ihm denn so schwer, sich seinem Sohn zu nähern und dessen Mutter vor den Traualtar zu führen? Er liebte sie doch, das sagte er immer wieder.
    In der folgenden Nacht schreckte Julia von lauten Stimmen aus dem Schlaf. Vorsichtig stand sie auf und tapste durch das dunkle Zimmer zum Fenster hinüber. Die Straße war voller aufgebrachter Menschen, und als Julia den Blick nach rechts wandte, sah sie es – den hellen Feuerschein über dem Hafen. Es brannte also wieder!
    Fröstelnd huschte Julia ins Bett zurück. Die Feuerteufel hatten erneut zugeschlagen, das hatte auch die verstärkte Bürgerwehr nicht verhindern können.
    Auch im Haus hörte sie Türen klappern; vermutlich liefen Virgil und Flynn zum Hafen, um beim Löschen zu helfen. Ob wohl auch Ross bei den Männern war, die der Feuerwehr hilfreich unter die Arme griffen? Julia wusste es nicht, doch sie hoffte, dass er es tat. Bei den bisherigen Bränden war er stets auf den Goldfeldern gewesen, aber diesmal gab es eigentlich keine Ausrede für ihn.
    Ross kam mit dem Wagen, um Julia abzuholen. Er stürmte durch den Laden, ohne Nathan eines Blickes zu würdigen, und eilte die Treppe hinauf.
    Julia war bereits angezogen, und die Hebamme wickelte den kleinen Joseph frisch und gab letzte Anweisungen für die Babypflege.
    Ohne zu fragen legte die Hebamme das Bündel mit dem zahnlosem Grinsen in Ross’ Arme und sagte: »Ihr Stammhalter wird einmal ein hübscher und kräftiger Bursche, Mr Wheeler. Passen Sie nur gut auf, dass Ihnen die jungen Mädchen später nicht das Haus einrennen.«
    Ross lächelte und warf einen Blick auf seinen Sohn, den er unbeholfen hielt. »Er wird sicher mal Goldgräber wie ich.«
    »Bis dahin sind die Flüsse längst leer«, erwiderte die alte Frau lächelnd und packte ihre Tasche. »Er sollte Kaufmann wie Mr Banks werden, dann kann er sehr wohlhabend werden.«
    Sein Lächeln erlosch. »Auch Goldsucher können steinreich werden.«
    Die Hebamme winkte ab, rief Julia, die auf der Bettkante saß, noch einen Gruß zu und ging. Ross war anzusehen,

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