Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)
gekostet. Was Joanna ihm angetan hatte, ließ sich nicht in Worte fassen. Und ja, auch nach drei Jahren hasste er sie noch immer dafür. Wahrscheinlich würde sich das in seinem ganzen Leben nicht ändern.
Aber Henrik hatte recht. Annie war nicht Joanna. Sie war nicht geldgierig oder hinterhältig. Was immer zwischen ihr und Mark Cardassian vorgefallen war, es war mit Sicherheit nicht von ihr ausgegangen. Es war ungerecht, sie dafür zu verurteilen. Und es wäre nur fair, sich mit ihr auszusprechen, ihr eine neue Chance zu geben.
Es war die einzig richtige Entscheidung. Und doch fühlte Grey, wie allein die Vorstellung Panik in ihm aufsteigen ließ. Nur zu gut erinnerte er sich daran, was für eine Wirkung Annie auf ihn hatte.
War er bereit, das Risiko einzugehen?
Ich brauche noch etwas Zeit. Nur ein wenig mehr Zeit …
Doch er wusste, dass die Zeit seine Wunden nicht heilen konnte. Das hatten die vergangenen drei Jahre deutlich bewiesen. Die einzige Möglichkeit, sich von den Dämonen seiner Vergangenheit zu befreien, war, es durch eigene Kraft zu schaffen.
Dabei konnte ihm nichts und niemand helfen.
10. KAPITEL
“W as?” Grey schüttelte den Kopf. “Das können Sie nicht machen, Bergström! Wir hatten eine eindeutige Vereinbarung!”
Olaf Bergström, ein blasser blonder Mann Mitte zwanzig, lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme. “Nun, das stimmt natürlich, Mr. O’Brannagh. Doch war es nicht auch Teil unserer Vereinbarung, dass die zwischen uns zu führenden Vereinbarungen strengster Vertraulichkeit unterliegen sollten?” Er zuckte die Schultern. “Ich kann Ihnen versichern, dass es nicht in meiner Verantwortung liegt, dass Informationen nach außen gedrungen sind. Der Anruf des Vertreters der Mackenzie Ltd. kam somit für mich völlig überraschend. Unter den gegebenen Umständen sehe ich keinen Anlass, warum ich mir sein Angebot nicht wenigstens einmal anhören sollte.”
Annie spürte, dass Grey sich nur noch mühsam beherrschen konnte. Beruhigend legte sie ihm eine Hand auf den Arm. Sie konnte gut nachvollziehen, dass die Neuigkeit, ein weiterer Interessent solle an dem heutigen Meeting teilnehmen, für ihn ein Schlag ins Gesicht gewesen war. Zudem arbeitete sie inzwischen lange genug für O’Brannagh Industries, um zu wissen, dass die Mackenzie Ltd. so etwas wie einen besonders verhassten Konkurrenten darstellte, da ihr Vorstand schon in der Vergangenheit vor unlauteren Machenschaften nicht zurückgeschreckt war.
“Also gut.” Grey atmete tief durch. “Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich mit dieser Planänderung einverstanden bin, doch ich befinde mich wohl kaum in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.”
Die Anspannung in dem kleinen Konferenzraum des Stockholmer Hotels war beinahe greifbar. Als es kurz darauf an der Tür klopfte, konnte Annie ein Zusammenzucken nur mit Mühe unterdrücken. Doch in dem Moment, in dem der Vertreter der Mackenzie Ltd. den Raum betrat, brach ihre Selbstbeherrschung endgültig zusammen – ebenso wie die von Grey.
“Sie?”, keuchte Annie fassungslos.
Cardassian quittierte ihre Überraschung mit einem zufriedenen Grinsen. “Mit mir habt ihr wohl nicht gerechnet, was?” Dann wandte er sich an Bergström und schüttelte ihm mit einem überheblichen Lächeln die Hand. “Mein Name ist Mark Cardassian, und ich möchte Ihnen gleich zu Anfang sagen, dass – ganz gleich, welches Angebot O’Brannagh Industries Ihnen unterbreiten wird – meine Auftraggeber bereit sind, fünfundzwanzig Prozent mehr zu zahlen.”
Empört schnappte Grey nach Luft. “Das ist ja wohl …”
Ein scharfer Seitenblick von Annie brachte ihn zum Schweigen. Dies war nicht der geeignete Moment für heißblütige Wutausbrüche. Wenn es überhaupt einen Weg gab, den Deal mit Bergström zu retten, dann nur über geschicktes Verhandeln. Annies Gedanken rasten. Was konnte sie tun?
“Das ist ein sehr großzügiges Angebot, Mr. Cardassian”, entgegnete Bergström auf Cardassians Eröffnungsschlag. “Aber wäre es nicht ratsam, zunächst einmal das Angebot von O’Brannagh Industries abzuwarten?”
Cardassian winkte gelangweilt ab. “Das wird nicht nötig sein. Wie Ihnen sicher bekannt sein dürfte, verfügt O’Brannagh Industries längst nicht über die Mittel, auf die die Mackenzie Ltd. zurückgreifen kann. Von daher sollte es kein Problem sein, Mr. O’Brannaghs Angebot zu überbieten.”
Ein bitteres Gefühl stieg in Annies Kehle auf. Alles, was
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