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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Schiff ist und über kurz oder lang der Erbe des Eigners auftauchen wird – das habe ich dir doch erzählt.«
    Er ließ sich zurückfallen. Ihre Bettelei, ihn begleiten zu dürfen, raubte ihm die Kraft. Es war bereits ein riesiges Wagnis gewesen, sie überhaupt mit auf das Boot zu nehmen, das ihm als Versteck von Tag zu Tag weniger sicher schien. Aber wo sonst hätte er sie überreden können, ihm ihre Ersparnisse zu überlassen?
    »Lass uns nur noch ein paar Tage hierbleiben«, flehte Sophie, und ihre Lippen suchten wieder nach den seinen. Es fiel ihm schwer, ihren Kuss zu erwidern. Viel zu intensiv kreisten seine Gedanken um die bevorstehende Flucht. Er wollte, nein, er musste nach Südfrankreich, nach Cannes und Nizza, dorthin, wo es richtige Casinos gab. Sophie standen wieder einmal die Tränen in den Augen.
    »Wie erfahre ich denn, ob du gut angekommen bist? Wann meldest du dich bei mir? Wie kann ich dich erreichen?«
    »Sophie.« Er verschloss ihren Mund mit seinem Zeigefinger. »Bitte, versuch ein bisschen zu schlafen. Ich melde mich ganz bald bei dir, bestimmt. Ich rufe von irgendwoher an. Du kannst mich nicht erreichen. Du hast doch selbst gesagt, dass man vermutlich längst versucht, mein Handy zu orten und ich es deshalb nicht benutzen soll.«
    Er küsste sie voller Unruhe. Er musste so schnell wie möglich aufbrechen. Das Casino rief. Diesmal schien alles möglich zu sein. Es war ein Segen, dass er ein Auto hatte. Es war ihm ohne Probleme gelungen, den Wagen auf den Namen seines Mitbewohners anzumieten. Tims Führerschein und sein Reisepass steckten in seiner Jackentasche. Er war zuversichtlich, dass dem so schnell nicht auffallen würde, dass die Papiere aus dem Nachtschrank verschwun den waren. Erstens besaß Tim kein Auto und war deshalb immer nur mit dem Fahrrad unterwegs, und zweitens hatte er, soweit Jens wusste, nicht vor zu verreisen. Der Vermieter des Seat, den Asmus nun fuhr, hatte das Bild auf dem Ausweis und dem Führerschein kaum angesehen.
    Das alles hatte geklappt wie am Schnürchen.
    Längst bereute er allerdings, Sophie erzählt zu haben, mit wessen Papieren er reiste und wohin er wollte. Sie kannte den Wagen, wusste sogar, wo er ihn angemietet hatte.
    »Woran denkst du?«, flüsterte sie leise, während sie ihren warmen, weichen Körper an seinen schmiegte.
    »Du siehst aus wie ein Engel«, sagte er und stöhnte, als ihre Hand zwischen seine Beine glitt. Er schlug die Decke zurück und betrachtete ihren makellosen Körper, bevor er ihrem Verlangen nachgab. Er schlief gern mit ihr. Es schien, als bewegten sich ihre Körper im Rhythmus der Wellen. Sie rief seinen Namen und schien sich gänzlich in ihm auflösen zu wollen.
    Sie wusste zu viel, fuhr es ihm durch den Kopf. Obwohl er es versuchte, obwohl er sich ganz auf ihre Bewegungen konzentrieren wollte, konnte er den Gedanken nicht verscheuchen. Es bestand die Gefahr, dass sie über kurz oder lang doch einknicken und Anna Lorenz von seinen Plänen berichten würde. Als seine Hände ihre Schultern und ihren schweißnassen Hals umfassten, stemmte sie sich ihm ein letztes Mal entgegen. Dann sackte sie zusammen. Er schloss die Augen, und seine Hände tasteten erneut nach dem Geldbündel neben ihrem Kissen.

21. Kapitel
    A nna machte sich die allergrößten Vorwürfe und schreckliche Sorgen. Sophie war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen. Auf ihrem Handy meldete sich die Mailbox, und keine ihrer Freundinnen, die Anna angerufen hatte, wusste, wo Sophie sich aufhielt.
    Anna fühlte sich den Tränen nahe, während sie vor Kommissar Brauns Schreibtisch auf und ab tigerte und ihm dabei berichtete, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Braun hockte zwischen Bergen von Akten. Auf seiner Fensterbank gurgelte zwischen stiefmütterlich behandelten Zimmerpflanzen eine uralte Kaffeemaschine.
    »Ich hatte so ein komisches Gefühl, als Sophie gestern wegfuhr. Fakt ist, dass sie nie beim Zahnarzt angekommen ist.« Anna zog die Lamellengardinen gedankenverloren ein Stück weiter zu. Sie schwitzte, obwohl sie nur ein dünnes Baumwollkleid trug. Ihre lockigen Haare hatte sie zu einem Knoten hochgebunden, aus dem sich einige Strähnen herausgelöst hatten und auf ihre Schultern fielen.
    »Ich wusste, dass sie mir etwas verheimlicht. Eigentlich war mir heute Morgen, als ich beim Zahnarzt angerufen habe, schon klar, welche Auskunft ich bekommen würde.«
    Braun machte sich Notizen, während Anna erzählte, und blickte nur kurz auf, als Kommissar Bendt

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