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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Augen.
    »Verschone mich jetzt bitte mit deinen vor Nostalgie strotzenden Geschichten aus vergangenen Zeiten, in denen die Arbeit als Kriminalbeamter noch paradiesisch war und ihr auf Staatskosten mit drei Staatsanwälten und fünf Kripobeamten nach New York geflogen seid, um kleine Diebe zu vernehmen. Ich halte es für absolut sinnvoll, Sophie Tiedemann schnellstmöglich zu befragen. Zur Not nehme ich die Reisekosten auf meine Kappe.«
    Braun sah seinen Kollegen durchdringend an.
    »Es geht mich zwar nichts an, mein Freund, aber bist du sicher, dass dein Engagement in dieser Sache ausschließlich dienstlicher Natur ist?«
    Bendt griff nach der Türklinke. »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte er über seine Schulter hinweg. »Außerdem wollte ich schon immer mal nach Südfrankreich.«
    Anna zuckte zusammen, als Ben Bendt plötzlich am Check-in-Schalter des Lübecker Flughafens neben sie trat und wie selbstverständlich ihren Koffer auf das Laufband wuchtete.
    »Sie haben ja tatsächlich nur das Nötigste mitgenommen, Gnädigste«, sagte er mit einem Augenzwinkern. Er schien es zu genießen, sie überrumpelt zu haben.
    »Der Koffer ist fast leer.« Anna schenkte Bendt einen koketten Augenaufschlag. »Man weiß ja nur nicht, ob man Gelegenheit zum Einkaufen findet.« Annas Ton wurde schärfer: »Und jetzt sag du mir bitte, was zum Teufel du überhaupt hier machst!« Erst jetzt bemerkte sie die Reisetasche, die Ben lässig über der Schulter trug. In seinem weißen Kurzarmhemd, der dreiviertellangen Cargohose und den Flip-Flops sah er wie ein Urlaubsreisender aus.
    Er grinste frech und hielt ihr statt einer Antwort sein Ticket nach Nizza unter die Nase.
    »Wir sind spät dran.« Bendt schob Anna in Richtung der Sicherheitskontrollen, als wäre seine Anwesenheit an diesem Ort die natürlichste Sache der Welt. Anna fand nicht die Zeit, näher nachzufragen, weil sie sich zunächst in die Schlange der weiblichen Fluggäste einreihen musste. Sie passierte vor Bendt den Sicherheitsbereich, nahm ihr Handgepäck aus der Plastikschale des Rollbandes und wartete ungeduldig, während auch er kontrolliert wurde. Er lächelte die junge Zollbeamtin an, während er deren Bitte folgte, den Inhalt seiner Reisetasche auf das Laufband zu legen. Anna vermutete, dass weniger ein mögliches Sicherheitsrisiko Anlass für diese Kontrolle war, als der Wunsch der jungen Beamtin, von Bendt zum Abendessen eingeladen zu werden. Jedenfalls schenkte diese dem attraktiven Kommissar ihren schönsten Augenaufschlag.
    »Ich dachte, wir hatten uns darauf verständigt, dass ich allein nach Frankreich reisen werde?«, sagte Anna, während sie den Gang zur Abflughalle hinunterliefen.
    Ben schien sie zappeln lassen zu wollen und grinste nur.
    Anna wurde allmählich wirklich sauer darüber, dass er die Katze nicht aus dem Sack ließ.
    »Hatte ich nicht gesagt, dass ich wunderbar allein zurechtkomme?«
    »Ich habe nie daran gezweifelt, dass du allein zurechtkommst, ich bin ja auch nicht deinetwegen hier, sondern um Sophie in Frankreich zu vernehmen. Sie könnte die Schlüsselinformation zu Asmus’ gegenwärtigem Aufenthaltsort haben.«
    »Und du bist der Auffassung, dass ich das nicht ohne dich herausfinden kann, ja?«
    »Ich bin der Meinung, dass es von Nutzen ist, wenn Sophie von einem erfahrenen Kommissar vernommen wird.«
    »Und warum hat man dann dich und nicht Kommissar Braun geschickt?«, sagte Anna spitz, woraufhin Ben auflachte und ihr mit dem Ellbogen freundschaftlich in die Seite stieß.
    »Asmus steht wahrscheinlich noch mit Sophie in Kontakt«, sagte er und fasste knapp zusammen, was sie inzwischen herausgefunden hatten.
    »Dann hat Beate Tiedemann offenbar recht mit ihrer Vermutung. Ich habe schon zweimal mit ihr telefoniert, und sie ist sehr besorgt um Sophie. Sie scheint sicher zu sein, dass Sophie ihr etwas verheimlicht.«
    »Aha, noch eine Frau mit weiblicher Intuition.« Bendt grinste schief.
    »Ich fürchte wirklich, dass Sophie nur Station bei ihrer Mutter macht, um an Geld zu kommen und die weitere Flucht mit Asmus vorzubereiten. Sie muss absolut blind vor Liebe sein«, seufzte Anna.
    »Ja, das gibt es wohl.«
    »Ich frage mich nur, wo die beiden das ganze Geld gelassen haben, das Sophie mitgenommen hat.«
    »Wir sind gerade dabei, das herauszufinden. Fahndungsfotos von Asmus liegen insbesondere in Casinos aus, die er gegebenenfalls besuchen könnte – vorausgesetzt, er hat vor, sich noch länger in der Nähe von Nizza aufzuhalten.

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