Gezaehmt im Bett einer Lady
eine ihrer Rivalinnen einen Maskenball geplant hatte. Es war zufällig genau zwei Wochen nach der Miss-Trent-auf-offener-Straße-nach-laufen-Szene. Obwohl Lady Pembury und ihre beiden Enkel nicht zur creme de la creme der guten Gesellschaft von Paris oder London gehörten und Lady Wallingdon sich daher unter anderen Umständen kaum mit ihnen abgegeben hätte, lud sie sie zu ihrem Ball ein.
Und Lord Dain ebenfalls.
Dann ließ sie alle Welt wissen, was sie getan hatte. Obgleich sie, wie wenigstens halb Paris, glaubte, dass er Miss Trent mit Haut und Haar verfallen war, rechnete Lady Wallingdon nicht damit, dass er kommen würde. Jedermann wusste, es war ähnlich wahrscheinlich, dass der Marquess of Dain ein respektables Gesellschaftsereignis besuchte, wie dass er den Henker einladen würde, die Schärfe der Klinge in der Guillotine an seinem Hals zu testen.
Auf der anderen Seite hatte Dain ein für ihn völlig ungewöhnliches Verhalten an den Tag gelegt, wenn es um Miss Trent ging, was bedeutete, dass es eine Chance gab. Und wo es eine Chance gab, dass etwas eigentlich Unmögliches doch geschah, würde es immer Leute geben, die dabei sein wollten, falls das geschah.
In Lady Wallingdons Fall entpuppten sich diese als genau die, die sie eingeladen hatte. Nicht eine einzige Absage erreichte sie. Zu ihrer leisen Beunruhigung noch nicht einmal von Lord Dain.
Aber er hatte auch keine Zusage geschickt, sodass sie wenigstens nicht so tun musste, als wisse sie nicht, ob er nun kommen werde oder nicht, und sich gleichzeitig sorgen musste, bei einer Lüge ertappt zu werden. Sie konnte die anderen Geladenen reinen Gewissens im Unklaren lassen. Um auf der sicheren Seite zu sein, stellte sie in der Zwischenzeit ein Dutzend französischer Diener ein, um ihre Dienerschaft zu verstärken.
Jessica unterdessen war bereit, sich geschlagen zu geben. Nach bloßen drei Begegnungen mit Dain hatte sich eine leise animalische Anziehungskraft zu irrsinniger Vernarrtheit ausgewachsen. Ihre Symptome hatten nicht nur an Heftigkeit zugenommen, sie waren auch bemerkbar geworden.
Bei Madame Vraisses’ Gesellschaft hatte Mr Beaumont ein paar versteckte Andeutungen über Dain gemacht. Jessica, deren Nerven immer noch von den Nachwehen der stürmischen Umarmung angegriffen waren, hatte viel zu scharf darauf geantwortet. Beaumonts wissendes Lächeln hatte ihr verraten, dass er ahnte, was ihr Problem war, und sie wollte nicht ausschließen, dass er es Dain erzählen würde.
Aber die Beaumonts hatten Paris eine Woche nach der Gesellschaft überstürzt verlassen, und Dain war seit dem verheerenden Kuss in dem Gewitter nicht mehr auf eine Meile in ihre Nähe gekommen.
Und so interessierte es ihn offenbar nicht im Geringsten, selbst wenn es ihm jemand gesagt hätte, dass Jessica Trent in ihn vernarrt war. Und das war ihr auch am liebsten so, versicherte Jessica sich selbst.
Weil es nur eine Weise gab, wie der Marquess of Dain sich für eine Frau interessierte, und das war nur so lange, wie es dauerte, sie aufs Bett zu werfen - oder auf einen Tavernentisch -, seine Hose aufzuknöpfen und zur Sache zu kommen, um sie danach wieder zuzuknöpfen.
Vernarrt oder nicht, sie wusste es besser, als das Schicksal herauszufordern, indem sie eine weitere Begegnung mit ihm riskierte, wobei er dann womöglich selbst ihren beschämenden Zustand sehen konnte - und sich am Ende in den Kopf setzte, sie seiner Version von Interesse auszusetzen.
Es war ihr gerade mit einiger Mühe gelungen, sich selbst davon zu überzeugen, dass es am besten sei, Paris unverzüglich zu verlassen, als Lady Wallingdons Einladung eintraf.
Binnen vierundzwanzig Stunden erfuhr - wie der Rest von Paris -auch Jessica, dass Dain ebenfalls eingeladen worden war.
Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, warum: Von ihr und Dain wurde erwartet, dass sie die Hauptunterhaltung des Abends boten. Sie begriff auch, dass eine Menge Geld den Besitzer wechseln würde, abhängig von ihrer Darbietung mit Seiner Lordschaft - oder dem Ausbleiben derselben.
Sie entschied, dass sie sich daran nicht beteiligen wollte.
Genevieve entschied anders. „Wenn er hingeht und du nicht da bist, wird er gekränkt sein“, erklärte sie. „Selbst wenn er nur vorhat, hinzugehen, aus welchem Grund auch immer, und erfährt, dass du abgesagt hast, wird er so empfinden. Ich weiß, es ist unlogisch und ungerecht, aber Männer sind oft so, besonders in Angelegenheiten, von denen sie meinen, sie beträfen ihren Stolz. Du
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