Gezaehmt im Bett einer Lady
solltest besser hingehen, es sei denn, es ist dir lieber, seine Erbitterung zu riskieren und das darauf unweigerlich folgende Wüten gegen dich, um sich und seinen verletzten Gefühlen Linderung zu verschaffen.“
Obwohl Jessica stark daran zweifelte, dass Dain irgendwelche Gefühle besaß, die verletzt werden konnten, war sie sich des Umstandes bewusst, dass Genevieve über mehrere Jahrzehnte mehr Erfahrung mit Männern verfügte als sie. Mit jeder Menge Männern.
Die Einladung wurde angenommen.
Dain konnte sich nicht entscheiden, was er mit Lady Wallingdons Einladung tun sollte.
Ein Teil seines Verstandes empfahl ihm, sie zu verbrennen.
Ein anderer schlug vor, darauf zu urinieren.
Ein weiterer riet, sie Ihrer Ladyschaft in den Hals zu schieben.
Am Ende warf er sie in eine Kiste, die neben verschiedenen Andenken an seine Reisen auch einen ruinierten Damenhut und einen rüschenbesetzten Regenschirm enthielt. In sechs Monaten, so sagte er sich, würde er diese Dinge alle ansehen können und laut lachen. Dann würde er sie verbrennen, so wie er Vorjahren die Handschuhe verbrannt hatte, die er getragen hatte, als Susannah das erste Mal seine Hand berührt hatte, und das Stückchen einer Feder, das von ihrem Hut gefallen war, sowie die Nachricht, in der sie ihn zu der verhängnisvollen Dinnergesellschaft bei ihrem Onkel eingeladen hatte.
Gegenwärtig war alles, was er entscheiden musste, wie er am besten die Rechnung mit Miss Trent beglich und auch mit all den frömmelnden Scheinheiligen, die von ihr das Wunder erwarteten, Lord Beelzebub in die Knie zu zwingen.
Er wusste, das war der Grund, weswegen Lady Wallingdon ihn eingeladen hatte. Das respektable Paris würde nichts lieber mit ansehen als seinen Fall. Dass sein Niedergang von einer schmächtigen alten Jungfer eingeleitet wurde, machte die Aussicht nur umso köstlicher. Er hegte keinen Zweifel daran, dass jeder selbstgerechte Hammel in Paris darum betete, dass er durch ihre Hand fiel - je schmachvoller, desto besser.
Sie wollten ein Stück aus der Moralitäten-Reihe sehen, den Triumph der Tugend oder irgendeinen ähnlichen Unsinn.
Er konnte sie warten lassen, sie gemeinsam den Atem anhalten lassen, bis sie blau anliefen, während die Bühne leer blieb. Dieses Bild genoss er: ein paar hundert Seelen, die vor Anspannung starben, während Beelzebub sich anderswo vergnügte, lachte, Champagner trank und auf seinem Schoß geschminkte Dirnen sitzen hatte.
Auf der anderen Seite wäre es wunderbar, ihnen ins Gesicht zu lachen, auf die Bühne zu marschieren und ihnen eine Vorstellung zu geben, die sie nie würden vergessen können. Dieses Bild besaß ebenfalls seinen Reiz: eine Stunde oder so von satanischem Tumult in einem von Faubourg St. Germains sittsamsten und exklusivsten Ballsälen. Dann, auf dem Höhepunkt, würde er Miss Jessica Trent in seine Arme reißen, mit seinem Huf stampfen und mit ihr in einer Schwefelwolke entschwinden.
Er hatte das Bild gerade erst heraufbeschworen, als er es auch schon wieder als seinen Zwecken zuwiderlaufend verwarf. Sie musste ignoriert werden, damit sie und alle anderen begreifen würden, dass sie keine Macht über ihn besaß. Es wäre besser, er würde irgendwelche zufällig in der Nähe stehenden Frauen packen und sie mit sich nehmen, um sie halb verrückt vor Angst auf einem Friedhof auszusetzen.
Aber das war andererseits auch eine Menge Arbeit, und Paris verdiente nicht solch eine Unterhaltung. Besser, sie starben vor Enttäuschung.
So überlegte er hin und her und kam zu keinem endgültigen Entschluss bis zum Abend des Balls.
Jessica traf in einem Zustand gereizter Erbitterung ein, die die folgenden Ereignisse nicht wirklich zu lindern imstande waren.
Sie hatte die Stunden vor dem Ball damit verbracht, sich Sorgen zu machen wegen ihrer Frisur, ihres Kleides und ihrer Accessoires. Die ersten beiden Stunden nach ihrer Ankunft musste sie eine Reihe versteckter Anspielungen von den weiblichen Gästen erdulden und weniger verdeckte von den männlichen.
Gegen halb zehn hatte Bertie bereits ein paar Hundert Pfund im Kartenzimmer verloren, sich besinnungslos betrunken und nach Hause gebracht werden müssen. Genevieve tanzte unterdessen zum zweiten Mal mit dem Duc d’Abonville. Ihre beseligte Miene verriet Jessica, dass ihre Großmutter ihr am heutigen Abend keine Hilfe sein würde. Der französische Aristokrat hatte Eindruck gemacht. Wenn Genevieve von einem Mann beeindruckt war, konnte sie sich auf nichts anderes
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