Gezaehmt im Bett einer Lady
Minute wartete, unterdrückte Dain alle Versuche, eine Spur der Verwüstung durch London zu ziehen. Mit einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung stellte Jessica fest, dass er sich dabei nicht die geringste Mühe geben zu müssen schien, obwohl er nur mit einer Hand fuhr.
„Ich nehme an, es wäre keine Herausforderung“, überlegte sie laut, „wenn deine Pferde wohlerzogen wären.“
Er verhinderte mit einem Zucken seines Handgelenks die Kollision mit einer Achillesstatue und lenkte die Teufelsrösser nach Westen auf den Fahrweg. „Vielleicht haben sie deine schlechte Laune gespürt, sodass sie Angst bekommen haben. Sie wissen nicht, wohin sie laufen sollen, was sie tun sollen. Ist es das, Nick, Harry? Habt ihr Angst, sie schießt auf euch?“
Die Biester warfen ihre Köpfe hoch und antworteten mit boshaftem Pferdegelächter.
Das war wieder typisch für Dain, dass er seinen Pferden des Teufels Spitznamen gab. Und dass er tatsächlich Tiere besaß, die diese Namen auch verdienten.
„Du wärest auch schlecht gelaunt“, antwortete sie, „wenn du die letzte Woche mit Gästelisten und der Speisenfolge für das Hochzeitsfrühstück verbracht hättest, Anproben für das Hochzeitskleid und Besuche einer ganzen Reihe lästiger Verwandter. Du wärest ebenfalls missgelaunt, wenn jeder Kaufmann in London dein Haus belagert und wenn dein Empfangssalon allmählich einem Warenhaus zu ähneln beginnt, in dem sich Warenmuster und Kataloge türmen. Sie umschwärmen mich seit dem Morgen, an dem unsere Verlobungsanzeige in der Zeitung stand.“
„Ich wäre kein bisschen schlecht gelaunt“, erwiderte er, „weil ich nie so blöd wäre, mich von ihnen belästigen zu lassen.“
„Du bist doch derjenige, der auf einer großen Hochzeit in St. George am Hanover Square bestanden hat“, wandte sie ein. „Und dann hast du alles einfach mir überlassen. Du hast dir nicht die geringste Mühe gegeben, auch nur den Anschein zu erwecken, dass du helfen willst.“
„Ich? Helfen?“, fragte er ungläubig. „Wofür, zum Teufel, sind Diener da, du kleiner Strohkopf? Habe ich dir nicht gesagt, du solltest die Rechnungen einfach an mich schicken? Wenn sonst niemand im Haushalt kompetent genug ist, die Arbeit zu übernehmen, dann stell jemanden ein. Wenn du eine reiche Marchioness sein willst, warum benimmst du dich dann nicht wie eine? Die arbeitende Klasse arbeitet“, erklärte er mit übertriebener Geduld. „Die oberen Klassen sagen ihnen, was sie tun sollen. Du solltest die gesellschaftliche Ordnung nicht auf den Kopf stellen. Sieh dir an, was in Frankreich passiert ist. Sie haben vor Jahrzehnten die alte Ordnung über Bord geworfen, und was haben Sie jetzt vorzuweisen? Einen König, der sich kleidet und benimmt wie ein Bürgerlicher, offene Kloaken in den besten Teilen der Stadt und nicht eine vernünftig beleuchtete Straße außer um das Palais Royal.“
Sie starrte ihn an. „Ich hatte ja gar keine Ahnung, dass du so ein Tory-Snob bist. Das konnte man jedenfalls an der Auswahl deiner Gefährten nicht erkennen.“
Er hielt seinen Blick auf die Pferde gerichtet. „Falls du auf die Dirnen anspielst, möchte ich dich daran erinnern, dass sie gewissermaßen Lohndienerinnen sind.“
Das Letzte, was sie jetzt wollte, war an seine Bettgespielinnen erinnert zu werden. Jessica wollte nicht daran denken, wie er sich des Nachts amüsierte, während sie schlaflos im Bett lag und sich Sorgen wegen der Hochzeitsnacht und ihrer mangelnden Erfahrung machte - nicht zu vergessen, dass ihr die Rubensfigur fehlte, für die er eine so widerliche Vorliebe zu haben schien.
Sich düster des Umstandes bewusst, dass ihre Ehe in einem Debakel enden würde - egal, was Genevieve behauptete -, wollte Jessica nicht, dass es ihr etwas ausmachte, ob sie ihm im Bett gefiel oder nicht. Sie konnte ihren Stolz jedoch nicht überwinden, und ihre weibliche Eitelkeit konnte die Aussicht nicht ertragen, dass es ihr misslingen könnte, ihren Ehemann zu fesseln. Jeden Ehemann, sogar ihn. Keiner von Genevieves Gatten war je auf die Idee gekommen, fremdzugehen, noch hatte das je irgendeiner ihrer Liebhaber getan, die sie diskret während ihrer langen Witwenschaft gehabt hatte.
Aber jetzt war schwerlich die Zeit, sich mit diesem Problem herumzuschlagen, sagte Jessica sich. Es war wesentlich sinnvoller, die Gelegenheit zu nutzen, um ein paar praktische Dinge zu klären. Wie beispielsweise die Gästeliste.
„Ich weiß, wo deine weibliche Begleitung auf der
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