Gezaehmt im Bett einer Lady
sagen, dass ich für dich ein ebenso wichtiger Besitz bin wie deine Pferde?“ Sie presste sich eine Hand aufs Herz. „Oh Dain, du bist so umwerfend romantisch. Ich bin völlig überwältigt.“
Einen Moment lang richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie, und sein finsterer Blick fiel auf die Stelle, auf der ihre Hand ruhte. Hastig ließ sie sie wieder in den Schoß fallen.
Stirnrunzelnd wandte er sich wieder den Pferden zu. „Dieses Übergewand, das Ding über deinem Kleid, wie auch immer du es nennst“, bemerkte er gereizt.
„Meine Pelisse? Was ist damit?“
„Du hast es letztes Mal, als ich dich darin gesehen habe, besser ausgefüllt“, ließ er sie wissen. „In Paris. Als du in meine Feier geplatzt bist und mich gestört hast.“ Er lenkte die Tiere nach rechts auf einen baumgesäumten Weg, ein paar Meter südlich des Wachhauses. „Als du einen Angriff auf meine Tugend unternommen hast. Daran wirst du dich doch sicher noch erinnern. Oder sah es nur so aus, als ob es besser saß, weil du nass warst?“
Sie erinnerte sich. Wichtiger noch, er ebenfalls - und zwar in ausreichend Einzelheiten, um ein paar Pfund Gewichtsverlust zu bemerken. Ihre Stimmung hellte sich weiter auf.
„Du könntest mich in die Serpentine werfen und nachsehen“, schlug sie vor.
Der kurze Weg führte zu einem kleinen schattigen halbkreisförmigen Platz. Die Bäume, die darumstanden, trennten sie vom Rest des Parks. Bald würde die Fünfuhrpromenade beginnen, und auch diese abgeschiedene Ecke wäre wie der Rest des Parks mit Londons mondäner Welt überschwemmt. Gegenwärtig jedoch lag sie verlassen.
Dain hielt und zog die Bremse an. „Ihr beide bleibt schön ruhig“, warnte er seine Pferde. „Macht nur ein bisschen Theater, und ihr findet euch in Yorkshire wieder, beim Ziehen von Lastkarren.“
Seine Stimme enthielt, auch wenn sie leise war, die klare Ansage: Gehorsam oder Tod. Die Tiere antworteten darauf, als seien sie menschlich. Sogleich wurden sie das friedfertigste, sanftmütigste Paar Wallache, das Jessica je gesehen hatte.
Dain richtete seine mürrisch blickenden schwarzen Augen auf sie. „Und jetzt zu Ihnen, Miss Zankteufelchen Trent...“
„Ich liebe diese Kosenamen“, sagte sie und blickte seelenvoll in seine Augen. „Dummchen, Schwachkopf, Zankteufel. Wie mir das Herz davon flattert!“
„Dann werden dich sicher auch ein paar andere Namen restlos begeistern, die mir in den Sinn kommen“, sagte er. „Wie kannst du nur so idiotisch sein? Oder tust du das absichtlich? Sieh dich nur an!“ Das Letzte sagte er eigentlich mehr zu ihrem Oberkörper. „Wenn du so weitermachst, wird von dir nichts mehr übrig sein, bis wir heiraten. Wann hast du zum letzten Mal ein vernünftiges Essen zu dir genommen?“
Jessica vermutete, dass das bei Dain als Ausdruck von Sorge zählte.
„Ich habe es nicht absichtlich getan“, erwiderte sie. „Du hast keine Vorstellung davon, wie es unter Tante Louisas Dach zugeht. Sie plant eine Hochzeit wie ein General einen Feldzug. Der Haushalt befindet sich seit dem Moment unserer Ankunft im Zustand einer offenen Feldschlacht. Ich könnte es ja ihnen überlassen, dass sie es unter sich regeln, aber das Ergebnis würde mir nicht gefallen - und du fändest es bestimmt schrecklich. Meine Tante hat einen ganz furchtbaren Geschmack. Was bedeutet, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als mich daran zu beteiligen, Tag und Nacht. Weil es meinen ganzen Willen und meine ganze Kraft kostet, die Kontrolle zu behalten, bin ich dann zu müde und gereizt, um eine richtige Mahlzeit zu mir zu nehmen - selbst wenn die Dienerschaft dazu imstande wäre, eine zuzubereiten, was nicht der Fall ist, weil sie von ihr ebenfalls aufgerieben werden.“
Es herrschte kurzes Schweigen. Dann kam ein „Gut“, und er setzte sich anders hin, als sei ihm unbehaglich.
„Du hast mir erzählt, ich sollte Hilfe anstellen“, sagte sie. „Aber was wird das nützen, wenn sie sich auch bei ihnen in alles einmischt? Ich werde immer noch mit drinhängen - und am Ende ...“
„Ja, ja, ich verstehe ja schon“, unterbrach er sie. „Sie plagt dich. Ich werde dafür sorgen, dass das aufhört. Das hättest du mir schon längst sagen sollen.“
Sie strich ihre Handschuhe glatt. „Bis jetzt war mir nicht bewusst, dass du irgendwelche Neigungen verspürst, Drachen für mich zu erschlagen.“
„Das tue ich auch nicht“, antwortete er. „Aber man muss praktisch denken. Du wirst dir deine ganze Kraft für die
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