Gezaehmt im Bett einer Lady
erläutert, wie sie am besten mit dieser Aufregung umgehen sollte - und mit allem anderen.
In dem Wissen, dass ihre gesamte Zukunft mit Dain von den Erfahrungen dieser Nacht abhängen konnte, hatte Jessica Vorbereitungen getroffen, wie ein kluger General es vor der entscheidenden Schlacht tun würde.
Sie war bestens informiert und restlos entschlossen, ihr Bestes zu geben. Sie war darauf vorbereitet, ermutigend und fröhlich zu sein, willig, empfänglich und zuvorkommend.
Aber hierauf war sie nicht vorbereitet.
Er war kein Schuljunge. Er wusste, wie viel er vertrug. Er wusste, wie viel nötig war, um ihn außer Gefecht zu setzen.
Trotzdem hatte er nicht aufgehört zu trinken. In seiner Hochzeitsnacht.
Rein vernunftmäßig wusste sie, dass es irgendeinen hirnrissigen Männergrund für sein Verhalten geben musste, und früher oder später würde sie ihn herausfinden, und es würde sich heraussteilen, dass es nichts damit zu tun hatte, dass er sie kränken wollte oder ihr das Gefühl vermitteln, nicht begehrenswert zu sein oder irgendeine der anderen düsteren Empfindungen, die sie im Moment erlebte.
Aber es war ein langer Tag gewesen, und sie erkannte nun, dass sie die meiste Zeit davon angespannt gewesen war, im Griff einer Mischung aus Vorfreude und Sorge wegen dessen, was, wie sich nun zeigte, gar nicht geschehen würde.
Sie war erschöpft, konnte aber nicht einschlafen, und morgen musste sie noch einmal eine Million Meilen in der Kutsche fahren, in demselben hektischen Tempo, gefühlsmäßig ebenso aufgewühlt wie heute. Sie wollte weinen. Noch mehr aber wollte sie schreien, ihn schlagen und ihn an den Haaren ziehen, dafür sorgen, dass es ihm so wehtat wie ihr.
Sie öffnete die Augen und setzte sich auf, schaute sich nach etwas um, mit dem sie ihn schlagen konnte, ohne ihm ernsthaften Schaden zuzufügen. Sie könnte ihm den Inhalt des Wasserkruges über den Kopf schütten, überlegte sie, als ihr Blick auf den Waschtisch fiel.
Dann merkte sie, dass sie gar nicht in der Lage hätte sein dürfen, den Waschtisch zu sehen. Sie hatte die Lampe auf dem Nachttischchen neben sich brennen lassen. Sie rutschte zur Bettkante und löschte sie.
So saß sie da und starrte in die Dunkelheit. Vor ihrem Fenster war das erste Vogelzwitschern kurz vor Anbruch der Morgendämmerung zu hören.
Er brummte etwas und wurde unruhig.
„Jess.“ Seine Stimme war belegt vom Schlaf.
„Wenigstens weißt du, dass ich hier bin“, stieß sie hervor. „Das ist immerhin etwas.“ Mit einem Seufzen legte sie sich wieder hin. Sie zog die Decke hoch und spürte, wie die Matratze schwankte und dann nachgab. Es folgte mehr unverständliches Gebrumme, dann legte er ihr den Arm um die Taille und ein Bein über ihres.
Er lag auf der Bettdecke, sie darunter.
Sein Körper war schwer, aber sehr warm.
Sie fühlte sich ein wenig besser.
In ein paar Momenten war sie eingeschlafen.
Dains erste zusammenhängende Wahrnehmung war, dass sich ein kleiner weicher Hintern an seinen Schritt schmiegte und seine Hand auf einer köstlich gerundeten Brust ruhte. In dem Augenblick, da es ihm gelang, im Geiste die Verbindung zu ziehen, die angenehmen Teile mit dem weiblichen Wesen, zu dem sie gehörten, zu verknüpfen, stürmten auch andere Erinnerungen auf ihn ein, die seine amouröse Stimmung in einer Flutwelle der Selbstverachtung fortspülten.
Er hatte sich wie ein Bauerntölpel auf dem Hof unten eine Schlägerei geliefert, während seine junge Frau zuschaute. Er hatte genug Wein zu sich genommen, um darauf einen Indienfahrer zu Wasser zu lassen, und statt in der Schankstube unten das Bewusstsein zu verlieren, hatte er sich von seinen dämlichen Freunden hochbringen lassen in das Brautzimmer. Als ob das noch nicht genug für seine junge Braut war, ihn dreckig und verschwitzt zu sehen, musste er sich ihr auch noch in seiner ganzen betrunkenen Widerlichkeit präsentieren. Selbst da hatte er nicht den Anstand besessen, auf dem Boden zusammenzubrechen, ein gutes Stück von ihr entfernt. Er hatte seinen gewaltigen, nach Rauch und Alkohol stinkenden Elefantenleib aufs Bett gehievt und zugelassen, dass seine zierliche kleine Frau ihm die Stiefel auszog.
Sein Gesicht brannte vor Scham.
Er drehte sich von ihr fort und starrte zur Decke.
Wenigstens war er nicht über sie hergefallen. Um das sicherzustellen, hatte er wesentlich mehr getrunken, als er gewohnt war. Es war ein Wunder, dass er es die Treppe hoch geschafft hatte.
Er hätte auf das Wunder
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