Gezähmt von sanfter Hand
dieser nicht erwidert wurde. Wenn er der Überzeugung gewesen wäre, dass es helfen würde, hätte er sogar selbst einmal mit Algaria gesprochen; doch ihre Ablehnung gegenüber allem, was ihn betraf, hielt unvermindert an.
»Sind schon irgendwelche Antworten auf die Briefe eingegangen, die ich wegen des Getreides verschickt hatte?«
Catrionas an McArdle gerichtete Frage machte Richard hellhörig.
»Hmm … ja, ich glaube, es sind schon Antworten eingegangen.« McArdle runzelte die Stirn. »Zumindest ein oder zwei.«
»Schön, dann werde ich mir zunächst einmal diese beiden anschauen, und dann müssen wir schleunigst zusehen, dass wir mit der Planung für die Aussaat im nächsten Jahr vorankommen.«
»Ähm … Jem hat sein Zahlenmaterial aber noch nicht eingereicht. Und Melchett auch nicht.«
»Immer noch nicht?« Catriona starrte McArdle an. »Aber das brauchen wir, sonst macht das alles keinen Sinn.«
McArdle hob die Brauen und zuckte verständnisvoll die Schultern. »Ihr wisst ja selbst, wie das ist – sie verstehen nicht, was Ihr von ihnen wollt, und hoffen deshalb, dass Ihr es vielleicht vergesst – und haben es darüber selbst vergessen.«
Mit einem verzweifelten Seufzer erhob sich Catriona schließlich. »Darum wollte ich mich eigentlich erst später kümmern. Aber, wenn Ihr Euer Frühstück beendet habt, können wir damit auch gleich beginnen.«
McArdle stemmte sich von seinem Stuhl hoch. Richard streckte einen Arm aus und ergriff Catrionas Hand. Erstaunt wandte sie sich um und hob fragend eine Braue.
»Vergiss nicht«, flüsterte Richard, während er ihr tief in die Augen blickte und zart mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.
Für einen kurzen Augenblick starrte Catriona ihn wortlos an – und Richard las in ihrem Blick, dass sie gerade angestrengt darüber nachdachte, woran er sie mit dieser Geste erinnern wollte – an ihr Versprechen, ihm von nun an immer ihren Aufenthaltsort mitzuteilen, oder an seine Einladung zu einer kleinen Nascherei, wie er es nannte. Schließlich blinzelte sie und schaute ihn erneut forschend an. »Den Großteil des Tages werde ich wohl im Büro verbringen.«
Nun war Richard sich nicht sicher, was genau Catriona ihm sagen wollte. Sanft bewegte sie ihre Hand und er lockerte seinen Griff und ließ ihre Finger los. Sie neigte kurz den Kopf und wandte sich schließlich von ihm ab.
Als er beobachtete, wie sie zur Tür hinausrauschte, wusste er noch immer nicht, was Catriona ihm eigentlich hatte sagen wollen.
Richard betrachtete die Bibliothek fortan als sein Reich – nach Catrionas Aussage wurde diese nämlich nur von ihr und gelegentlich von Algaria frequentiert. In der Bibliothek standen ein riesiger, liebevoll aufpolierter alter Schreibtisch sowie ein gut gepolsterter Stuhl, der wie für ihn gemacht war.
Dank der vereinten Anstrengungen von Mrs. Broom und Henderson, einem großen, mürrischen Mann, der in diesem Hause Mädchen für alles war, war es schließlich sogar gelungen, Richard mit Papier, Feder und Tinte auszustatten. Zwischenzeitlich schaute auch Worboys in der Bibliothek nach Richard, verschwand aber sofort wieder, um schließlich mit Richards Siegel und einem Wachsstumpen zurückzukehren. Nachdem Worboys ein Hausmädchen beauftragt hatte, eine Kerze herbeizuschaffen, ließ er einen hochmütigen, missbilligenden Blick über die dicken, in Leder gebundenen Bücher schweifen, und schnaubte einmal verächtlich.
»Falls Ihr mich noch brauchen solltet, Sir, ich befinde mich in Eurem Zimmer. Henderson – ein recht netter Bursche, solange man sich nicht an seinem Dialekt stört – kümmert sich gerade darum, dass noch ein zweiter Kleiderschrank hineingeschafft wird. Ich kümmere mich derweil um Eure Mäntel.«
Und das mit größter Sorgfalt, dachte Richard. »Sehr schön – aber ich bezweifle, dass ich Euch in den kommenden Tagen sonderlich in Anspruch nehmen werde.« Er schaute auf und blickte Worboys direkt an. »Denn wir werden keine Gesellschaften geben.«
Mit Mühe konnte Worboys gerade noch ein weiteres verächtliches Schnauben unterdrücken. »Das schien mir auch unwahrscheinlich, Sir.« Mit diesem Kommentar über sein neues Zuhause entfernte er sich.
Mit hochgezogenen Brauen und im Stillen verwundert darüber, dass Worboys immer noch nicht gekündigt hatte, wandte sich Richard wieder seinen Briefen zu.
Er dachte kurz nach, entschied sich dann aber dafür, Devil noch einen etwas ausführlicheren Bericht über seine Eheschließung mit
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