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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ließ die Eiskristalle auf dem Schnee funkelnd aufblitzen. Es war ein frostiger, jedoch klarer Morgen. Die Luft wirkte belebend, und Richards Atem bildete kleine weiße Dampfwölkchen vor seinem Gesicht. Genau gegenüber, auf der anderen Seite des Hofes, lagen die Ställe, zusammengekauerte Gebäude aus Stein und Holz. Das Herrenhaus selbst bestand aus dunklem grauem Stein, mit glatten Schieferdächern, die in steile, spitze Giebel mündeten, und drei kleinen Türmchen, die aus den Mauerwinkeln zu wachsen schienen. Das Hauptgebäude war groß und ungleichmäßig gebaut, wirkte aber im Gegensatz zu den Nebengebäuden erstaunlich einheitlich.
    Alles war sauber und ordentlich und am richtigen Platz.
    Mit Ausnahme seiner Ehefrau.
    Die Zähne fest zusammengebissen, schlüpfte Richard in seinen Mantel und zog die Tür zum Hinterhof zu. Zwar konnte er keinerlei Grund dafür erkennen, warum Catriona um diese unchristliche Stunde ausgeritten sein sollte – doch wenn er sie nicht bald fand, würde er eines der Pferde nehmen und die Umgebung nach ihr absuchen müssen.
    Ihre kurze Besichtigungstour, bei der Catriona ihn herumgeführt hatte, hatte sich auf die Empfangsräume und die Galerie beschränkt sowie auf die Bibliothek, das Billardzimmer – eine willkommene Überraschung – und Catrionas Arbeitszimmer. Die Führung war allerdings immer wieder unterbrochen worden durch die Vorstellung neuer Angehöriger ihres Haushalts, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihrem Weg aufzutauchen schienen, sodass Richard nicht allzu viel gesehen hatte.
    Als er nun über das Kopfsteinpflaster schritt, hallte das Klappern seiner Stiefelabsätze in der morgendlichen Stille. Mitten auf dem Hof blieb er unvermittelt stehen – tief beeindruckt von dem schönen Anblick. Der Hof war sehr groß, und von der Stelle, wo er stand, hatte Richard einen weiten, uneingeschränkten Blick über die Felder – sie erstreckten sich bis zum oberen Ende des Tales. Fast direkt vor Richard ragte der Merrick majestätisch in den Himmel und umarmte mit seinen Ausläufern das gesamte Tal. Langsam drehte Richard sich einmal um die eigene Achse, bis er wieder dem Haus gegenüberstand. Rechts und links des wuchtigen Hauptgebäudes konnte er die dahinter liegenden Felder ausmachen, weite, weiß gesprenkelte Flächen, die sich jenseits des Parks bis zum Horizont erstreckten.
    Das Herrenhaus lag auf einer Anhöhe in der Mitte des Tals. Auf einer Seite schlängelte sich der Fluss, der das Tal durchschnitt, um den Fuß der Anhöhe. Selbst unter dem Schnee und Eis konnte Richard sein Murmeln vernehmen. Zwischen Haus und Fluss lagen sorgfältig gepflegte Gärten. Durch Beete voller, so vermutete Richard, Kräuter und Heilpflanzen schlängelten sich Steinpfade. In seiner Vorstellung ersetzte er das welke Braun durch ein frisches Grün und sah die üppige Fülle, die hier im Sommer herrschen musste. Selbst jetzt, wo die Natur unter der Schneedecke ihren Winterschlaf hielt, konnte Richard deutlich pulsierendes Leben spüren.
    Für einen Cynster war dies ein geradezu atemberaubender Anblick. All das Land, das er sehen konnte, stand unter seinem persönlichen Schutz – wenn er es auch nicht als sein Eigentum betrachtete.
    Er atmete einmal tief durch und fühlte, wie ihn die Kälte durchdrang. Er wandte sich langsam wieder um und ging in Richtung Pferdeställe. In der Ferne sah er dunkle Tupfen über die verschneiten Felder ziehen – Rinder, die zu ihren Ställen wanderten. Richard legte die Stirn in Falten und griff nach dem Riegel der Stalltür.
    Sie öffnete sich geräuschlos – tatsächlich war sie gar nicht richtig verschlossen gewesen. Richards Stirnrunzeln vertiefte sich, als er die Tür schließlich ganz aufzog. Er wollte gerade hineingehen, als von dem Abhang hinter dem Stallgebäude plötzlich Hufgetrappel heraufschallte.
    Im nächsten Augenblick trabte eine struppige kastanienbraune Stute in den Hof. Catriona saß im Sattel. Sie entdeckte Richard sofort. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Locken tanzten wild durcheinander – doch in ihren hellen Augen erschien sofort ein wachsamer Ausdruck, als ihr Blick auf den von Richard traf.
    »Was ist los?«, fragte sie atemlos, als sie ihre Stute ein paar Schritte von Richard entfernt anhielt.
    Richard bezwang den Impuls, sie anzubrüllen. »Ich habe nach dir gesucht«, sagte er stattdessen. Die Worte klangen abgehackt und kalt. »Wo, zum Teufel, bist du gewesen?«
    »Ich habe gebetet, was sonst?«
    Richard bemerkte

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