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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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– würde sie dann wenigstens später noch die Chance bekommen, sich von dem schrecklichen Verdacht reinzuwaschen und Richard von ihrer Unschuld zu überzeugen? Würde er überhaupt jemals zu ihr zurückkommen, wenn er – ganz gleich, aus welchen verdrehten, absurden Gründen – glaubte, dass sie hinter seiner Vergiftung steckte?
    Dieser Gedanke ging Catriona unentwegt im Kopf herum, als sie neben dem Bett auf und ab marschierte – und trotz angestrengten Grübelns doch zu keiner wie auch immer gearteten Lösung kam. Tatsächlich konnte sie sich einfach nicht auf diesen Punkt konzentrieren; sie war zu sehr erdrückt von der noch weitaus beängstigenderen Aussicht, dass Richard womöglich weggebracht werden könnte, dass man ihr das Recht, ihn zu behandeln und zu pflegen, entziehen und ihn stattdessen in die Obhut anderer geben könnte.
    Wenn das passierte, dann würde Richard vielleicht nicht überleben.
    Und sie bezweifelte doch stark, ob sie das seinem Bruder oder sonst irgendjemandem, der nicht mit der Art und Weise Der Herrin vertraut war, erklären könnte.
    Seufzend blieb Catriona stehen und griff nach Richards Handgelenk. Sein Puls schlug noch immer regelmäßig, aber viel zu schwach. Wieder überlegte sie angestrengt, unterzog ihre Behandlungsmethode im Geiste noch einmal einer gründlichen Überprüfung, suchte nach etwaigen anderen Möglichkeiten, die sie noch nicht ausprobiert hatte. Aber sie hatte alles getan, was sie unter diesen Umständen tun konnte – solange sie nicht ganz genau wusste, welches spezielle Gift Richard verabreicht worden war, konnte sie es nicht riskieren, noch mehr zu unternehmen.
    Sie wusste natürlich, wer ihn vergiftet hatte, doch der Täter oder vielmehr die Täterin hielt sich nicht mehr im Gutshaus auf oder im Tal, als dass sie sie hätte verhören können. Allem Anschein nach hatte Algaria das Gift – ein Gift, zu dem nur sie und Catriona Zugang hatten – heimlich in Richards Becher gefüllt und war dann sofort gegangen, angeblich, um zu ihrem eigenen Cottage zu reisen, was sie hin und wieder zwar durchaus tat, allerdings niemals, ohne Catriona vorher Bescheid zu sagen.
    Die Tatsache, dass Algaria noch nicht einmal abgewartet hatte, um zu beurteilen, ob ihr Gifttrank auch die gewünschte Wirkung haben würde, ließ darauf schließen, dass sie von vornherein keinerlei Zweifel an dem Erfolg ihres Unternehmens gehabt hatte.
    Nur mühsam einen Schauder unterdrückend, nahm Catriona ihre Wanderung um das Bett herum wieder auf und dachte über die drei in Frage kommenden Giftpflanzen nach – Schierling, Bilsenkraut und Eisenhut. Alle drei waren tödlich, aber eine Vergiftung durch eine Überdosis von der Letzteren war am schwierigsten zu behandeln. Sie musste jedoch auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Richard eine Mischung verabreicht worden war, deshalb hatte sie Gegenmittel gegen alle drei Gifte miteinander kombinieren müssen.
    Doch sie wusste, dass das nicht genügen würde.
    Was auch der Grund dafür war, weshalb sie hier an Richards Bett wachte, weshalb sie immer hier Wache halten würde, jede einzelne Minute, bis Richard endlich wieder die Augen aufschlug. Bis sie wusste, dass er endgültig außer Gefahr war. Solange er noch bewusstlos war, musste sie zur Stelle sein, musste bei ihm sein, um ihm Halt zu geben, um ihn, wenn nötig, in dieser Welt zu verankern, falls seine Verbindung mit dem Diesseits zu schwach würde. Sie hatte so etwas noch nie zuvor gemacht, aber sie wusste um jene Region, die sie im Stillen das »Weder … noch« nannte. Jene Grenzregion, in der das Leben seinen Sinn verlor, die Schwelle zwischen der wirklichen, greifbaren Welt und dem Jenseits.
    Catriona selbst hatte schon einmal an dieser Schwelle gestanden, damals, in der Nacht, nachdem ihre Eltern gestorben waren. In jener Nacht war ihre Mutter ihr im Traum erschienen – vom Traumzustand bis zum »Weder … noch« war es kein großer Schritt. Nachdem sie in den Armen eines Mannes gestorben war, der sie innig geliebt hatte und dessen Liebe sie von ganzem Herzen erwidert hatte, hatte ihre Mutter eigentlich keinen Grund gehabt, noch länger zu verweilen – sie war nur noch zurückgeblieben, um ihrer Tochter Lebewohl zu sagen.
    Und folglich kannte Catriona den Weg zu jenem Grenzreich zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, wusste, dass es kalt und leer war, erfüllt von wirbelnden, eisigen grauen Nebeln; eine trügerische, gefährliche Leere, weil sie nämlich keine Realität hatte, an

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