Gezähmt von sanfter Hand
durchaus bewusst waren, schienen sie doch ganz frei von Eitelkeit – und obwohl keine von ihnen jemals vergessen würde, wer sie war, so waren sie doch trotz alledem aufgeschlossen und freundlich und immer zum Lachen aufgelegt.
Die Küchenmägde waren voller Bewunderung für die beiden und doch zugleich nur allzu bereit, an dem Spaß, den sie miteinander hatten, teilzunehmen.
»Vielleicht könnten wir den Brotteig zu Zöpfen flechten – etwa so.« Amelia formte mit ihrem Teig einen sorgfältig geflochtenen Zopf.
»Tante Helena liebt solche Brotzöpfe«, erklärte Amanda, »aber vielleicht sollten wir noch ein paar andere Formen ausprobieren – Zöpfe könnten möglicherweise nicht ganz nach dem Geschmack unserer Herren sein.«
Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen ging Catriona weiter und ließ die Mädchen wieder allein, um sich über die verschiedenen Formen der Brotteige zu beratschlagen. In jedem Fall würde den Teilnehmern des Abendessens eine ganz neue Augenweide geboten werden.
Catriona schritt weiter in das Haus hinein, ging an der Tür zur zweiten Küche vorüber, in der sich die Hauptöfen des Hauses befanden, und hielt dann plötzlich inne – gefangen genommen vom Anblick zweier dicht nebeneinander schwebender Hinterteile, das eine in groben, strapazierfähigen Wollstoff gekleidet, das andere in modischen Köper.
»Hmm – ich glaube, er braucht noch eine Idee mehr Rosmarin.« Honoria starrte in die dunkle Höhle des brütenden Ofens und reichte den Schöpflöffel an die Köchin weiter.
Cooks grauhaariger Kopf wippte nickend. »V'leicht, v'leicht. Und eventuell noch eine Messerspitze mehr Estragon und ein oder zwei Gewürznelken. Nur um den Geschmack noch ein wenig zu intensivieren.«
Keine von beiden hörte Catriona, keine von beiden drehte sich um; beide beobachteten weiterhin und mit äußerster Konzentration den Braten. Catriona, immer noch ein Lächeln auf den Lippen, eilte weiter.
»Ich war schon immer der Ansicht, dass ein Hauch Lavendelöl im Bohnerwachs das Tüpfelchen auf dem i ist. Das verleiht dem Raum einen frischen Duft, ohne allzu erdrückend zu wirken.«
»Ganz Eurer Meinung, Madam. Und das macht das Bienenwachs auch noch diese Idee weicher, sodass es im Endeffekt sogar noch ein wenig stärker glänzt. Darf ich Euch noch ein winziges bisschen von dem Sherry einschenken, Euer Gnaden?«
Verborgen in den Schatten des Korridors beobachtete Catriona, wie Mrs. Broom das Sherryglas, welches von den schlanken Fingern der Herzogin umschlossen wurde, noch einmal nachfüllte. Als Letztere mit einer Geste andeutete, dass es genug sei, blitzte ein mit Smaragden und Diamanten besetzter Ring auf.
»Mir ist aufgefallen«, begann sie, als Mrs. Broom wieder zu ihrem Platz zurückkehrte, »dass Euer Silber einen sehr schönen Glanz besitzt. Welche Sorte von Silberputzmittel benutzt Ihr?«
»Ähm, nun ja – das ist so etwas wie ein Geheimnis unseres Tales. Aber wie auch immer, da Ihr ja nun zur Familie gehört …«
Catriona schüttelte den Kopf und ging schweigend weiter, vermerkte diesen Augenblick aber genau in ihrem Gedächtnis, um Richard später davon berichten zu können. Die Herzoginwitwe hätte sich ebenso gut in den Salon zurückziehen und Mrs. Broom Anweisungen erteilen können; stattdessen hatte sie sich dafür entschieden, gemeinsam mit der Haushälterin in deren gemütlichem, kleinem Besuchszimmer einen Sherry zu sich zu nehmen. Um somit leichter von Mrs. Brooms kleinen Haushaltsgeheimnissen zu erfahren.
Die Herzoginwitwe war einfach unverbesserlich.
Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen trat Catriona in die Haupthalle – und erinnerte sich plötzlich an jene, die sie während ihrer Wanderung durch die tiefer gelegenen Regionen des Hauses noch nicht gesehen hatte. Die Kinderschar des Gutshauses. Ihre Abwesenheit war schon geradezu auffällig – sie hatte nicht eine einzige dieser kleinen Persönlichkeiten gesehen, nicht ein einziges schrilles Kreischen gehört.
Was nicht zwangsläufig ein gutes Zeichen war.
Wo waren sie? Was führten sie gerade im Schilde?
Catriona kehrte durch das Spielzimmer wieder zurück – und erhielt prompt die Antwort auf ihre Fragen. Patience saß vor dem Kaminfeuer auf dem Teppich und hatte ihre eleganten Röcke weit ausgebreitet, damit sie den jungen Kätzchen als Spielgrund dienten, die darauf herumtollten, purzelten und mit ihren Tatzen nach Fingern und Händen schlugen. Um sie herum hatten sich die Kinder versammelt, voll
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