Gezähmt von sanfter Hand
mir ein bisschen Unterricht erteilst.«
»Hmm.« Patience ließ den Blick über die ordentliche Reihe von Flaschen und Gläsern schweifen, alle gut gefüllt und mit Etiketten versehen. »Und wenn du in Cambridge fertig bist, dann kannst du uns in Kent besuchen kommen.«
Normalerweise hätte Catriona in diesem Augenblick sofort erwidert, dass sie das Tal niemals verlasse; doch plötzlich, durch einen Impuls, den sie nicht näher definieren konnte, lächelte sie herzlich. »Wir werden sehen.«
An diesem Mittag fanden sich alle geschlossen zum Lunch ein – als der Gong ertönte, verließen die drei Damen die Destillationskammer, wo sie in freundschaftlicher Atmosphäre noch eine weitere Stunde verbracht und die Säckchen fertig genäht und einige Haushaltstipps ausgetauscht hatten. Während Catriona nun mit ihrer Schwägerin und ihrer Cousine in Richtung Speisesaal schlenderte, dachte sie, dass sie sich an kein vergleichbares Erlebnis erinnern konnte. Noch niemals zuvor hatte sie an einer solchen Gemeinschaft teilgehabt, noch niemals zuvor hatte sie die Wärme der kleinen Vertraulichkeiten und offen angebotenen Ratschläge genossen.
Sie hatte sich noch niemals zuvor so verbunden mit einer anderen Frau gefühlt wie nun mit Honoria und Patience. Doch war dies alles lediglich eine weitere Entdeckung all dessen, von dem sie bisher gar nicht gewusst hatte, dass es auch für sie Wirklichkeit werden konnte.
Wie gewöhnlich schwirrte der Speisesaal nun wieder vor lauter Lärm und Energie. Als Catriona sich auf ihrem Platz niederließ, ließ sie ihren Blick mit einer solchen Zuneigung über ihre Gäste schweifen, wie sie sie noch niemals zuvor empfunden hatte. Eine immer noch stärker werdende Zuneigung.
Für ihre Gäste jedoch war diese gegenseitige Zuneigung ganz selbstverständlich, sie lächelten, grinsten und zwinkerten Catriona sogar zu, bis sie sich daranmachten, sich selbst und alle anderen zu unterhalten. Sie steckten alle so voller Leben, waren sich ihrer selbst so sicher, besaßen von Natur aus so viel Vertrauen und waren doch trotz allem gar nicht von sich eingenommen. Die Bewohner des Gutshauses, die Talbewohner – Catrionas ganzes Volk –, sie alle hatten die Cynsters einfach in ihr Herz geschlossen.
Die Herzoginwitwe saß neben McArdle und riet ihm, sich ein wenig mehr zu bewegen – eine Sache, die Catriona ihm schon seit Jahren nahe zu bringen versucht hatte. Die Herzoginwitwe dagegen legte es ihm nicht nur nahe – sondern sagte es ihm einfach. Mit ausladenden Bewegungen und eingebettet in ihren gallischen Charme.
McArdle hörte ihr natürlich aufmerksam zu und nickte zustimmend.
Die Köchin und Honoria tauschten ihre Erfahrungen über den Erfolg ihrer Bemühungen mit dem Braten aus, und die Zwillinge bemühten sich, jedermanns Aufmerksamkeit auf die diversen unterschiedlichen Brotlaibe zu lenken, die auf den Tischen lagen, und teilten das Lob, das sie darauf ernteten, ganz offen mit Cooks drei Mägden, die daraufhin vollkommen verwirrt wurden und verlegen erröteten.
An einem anderen Tisch saßen Henderson, Devil und McAlvie.
Sie waren in eine Diskussion darüber vertieft, wer welche Dinge in Erfahrung gebracht hatte. Noch etwas weiter entfernt saßen Vane und Gabriel und unterhielten sich mit Corby, Huggins und den Stallburschen – nach ihren Gesten zu schließen ging es offensichtlich um Pferde.
Draußen herrschte noch immer raues und kaltes Wetter, drinnen jedoch glühte das Herrenhaus förmlich vor lauter Wärme und Lachen. Glücklich ließ Catriona den Blick über ihren versammelten Haushalt schweifen – und im Stillen segnete sie einen jeden Einzelnen von ihnen.
Später am Nachmittag verließ Catriona Richard wieder, damit dieser sich, grummelnd, noch ein wenig ausruhen konnte, und ging hinaus, um bei den Reitstunden zuzuschauen.
Vane hatte Richards dahingehende Bemühungen bereits bemerkt – und hatte es wiederum Devil und Gabriel mitgeteilt.
Die Kinder machten mittlerweile beachtliche Fortschritte. Jeden Tag bekamen sie nun Reitstunden, manchmal sogar zweimal am selben Tag, und ein jedes von seinem ganz persönlichen Reitlehrer, allesamt ehemalige Kavallerieoffiziere. Letzteres hatte Catriona erst von dem atemlosen Tom erfahren, doch Devil hatte es ihr noch einmal bestätigt.
»Ich reite vermutlich am häufigsten von allen«, hatte er gesagt, »aber Demon ist der Beste.« Damit hatte er zu ihr hinabgeschaut und sie angelächelt. »Du hast ihn noch nicht kennen gelernt – er ist
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