Gezähmt von sanfter Hand
Boden die Nährstoffe, die das Wachstum bewirkt haben, natürlich entzogen. Und wenn man vom selben Ackerland immer wieder und wieder erntet, erschöpft es sich mehr und mehr und wird immer schlechteres Getreide hervorbringen, bis schließlich gar nichts mehr darauf gedeiht. Der turnusgemäße Wechsel der angebauten Getreidesorten hilft natürlich, aber auch das gibt dem Erdboden nicht seine Nähstoffe zurück. Wenn man also kontinuierlich ernten will und dies eine gute Ernte sein soll, dann muss man den Boden immer wieder verjüngen und nach jeder Ernte die aufgesogenen Nährstoffe wieder ersetzen. Das ist der grundlegende Gedanke dahinter – das Erfordernis des Gleichgewichts –, nehmen und geben.«
Vane legte die Stirn in Falten. »Lass uns noch einmal einen Schritt zurückgehen. Meinst du damit, dass du für jede Getreidesorte, für jedes Ackerland, dir erst einmal Gedanken machen musst über ein … ein …«
»Ein grundlegendes Verständnis des Gleichgewichts der dabei beteiligten Nährstoffe?«, fragte Catriona. »Ganz genau.«
»Dieses Gleichgewicht«, Devil beugte sich vor, »wie bestimmt man das?«
Sie stellten ihr viele Fragen, und Catriona antwortete und erklärte; schließlich bat Devil um etwas Papier und beschrieb einige seiner Felder – Vane listete die Nuss- und Obstsorten auf, die er anbaute. Sie diskutierten, führten sogar manches Streitgespräch, doch nicht ein einziges Mal zweifelten sie an Catrionas Methoden oder ließen erkennen, dass sie ihre Vorgehensweise ablehnten. Ganz im Gegenteil.
»Ich werde es versuchen«, erklärte Devil schließlich, »und du musst uns besuchen und dabei einmal mit meinen Vorarbeitern sprechen.« Dann faltete er das Blatt Papier, auf das er seine Notizen gekritzelt hatte, sorgfältig zusammen. »Wenn wir nur die Hälfte von dem erreichen, was du hier vollbringst, dann sterbe ich als glücklicher Mann.«
Vane ließ den Blick noch einmal über seinen eigenen Notizzettel schweifen und grinste. »Meine Männer werden zwar denken, dass ich den Verstand verloren habe, aber … es sind schließlich meine Felder – und mein Ertrag.« Er blickte auf und lächelte Catriona an. »Ich danke dir, meine Liebe, dass du dein Geheimnis mit uns teilst.«
»In der Tat.« Als Catriona aufstand, erhob sich auch Devil und zwinkerte ihr viel sagend zu. »Zweifellos das nützlichste Damengeheimnis, das ich je erfahren habe.«
Lachend bedeutete Catriona ihnen, ihr Büro nun zu verlassen; unter schwungvollen Verbeugungen traten sie wieder zurück. Catriona setzte sich und konnte noch immer nicht aufhören zu grinsen. Einen Augenblick später machte sie sich daran, ihren Schreibtisch aufzuräumen, und ging schließlich nach oben, um Richards Kräftezuwachs zu beurteilen.
»Ah - hier bist du also!«
Catriona schaute von dem Beet auf, das sie gerade bearbeitet hatte und von dem sie hoffte, dass es schon bald die ersten grünen Sprösslinge zeigte. Gabriel bahnte sich seinen Weg zwischen den Beeten hindurch, bis er bei Catriona angelangt war. Er wollte ganz offensichtlich wissen, was sie da gerade in der winterlich braunen Erde beobachtete.
»Gibt es da schon irgendetwas zu sehen?«
»Nein.« Catriona grinste. »Ich habe nur einmal nachgeschaut. Benötigst du irgendetwas?«
Gabriel richtete sich wieder auf und lächelte. »Nicht direkt – aber ich habe von den Ratschlägen gehört, die du Devil und Vane gegeben hast.«
»Ah, ich verstehe.« Catriona bedeutete ihm mit einer Armbewegung, ihr zu folgen, während sie weiter zwischen den Beeten hindurchschlenderte. »Und was baust du an?«
»Ich baue nichts an – zumindest nicht in diesem Sinne.« Gabriel schaute grinsend zu ihr hinab. »Ich züchte Geld – aus Geld.«
»Oh.« Catriona blinzelte einmal. »Da kann ich dir aber, glaube ich, keine Ratschläge erteilen.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte er ihr bereitwillig zu. »Nur dass deine Philosophie des Gleichgewichts auch in dieser Angelegenheit ziemlich genau den Kern trifft – mit dem einzigen Unterschied, dass es bei Investitionen das Risiko und der Gewinn sind, die das Gleichgewicht ausmachen.«
Catriona erwiderte Gabriels Blick. »Trotzdem fürchte ich«, sagte sie, »dass ich nicht sonderlich viel von Investitionen verstehe.«
Gabriels Grinsen wurde noch breiter. »Davon verstehen auch nur sehr wenige Leute etwas – womit wir beim eigentlichen Thema angelangt wären. Angesichts des großzügigen Ratschlags, den du den anderen erteilt hast – und der
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