Gezähmt von sanfter Hand
Catriona einen verzweifelten Blick zu. »Wenn du mich bitte entschuldigen würdest?«
Mit einem hilflosen Blick auf Richard hastete sie durch den Raum und schlüpfte zur Tür hinaus.
»Du lieber Himmel!« Mit skeptisch hochgezogenen Brauen sah Richard auf den Tee. »Schmeckt er derart scheußlich?«
»Natürlich nicht.« Catriona nahm ihm eine der beiden Tassen ab. »Es ist nur so, dass Meg Familienzuwachs erwartet, und sie fühlt sich zurzeit ein bisschen unpässlich. Die unerwartetsten Dinge verursachen ihr Übelkeit.«
»Habt ihr darüber so ernsthaft diskutiert?«
»Ja.«
Catriona blickte Richard über den Rand ihrer Tasse hinweg an, während sie einen Schluck von ihrem Tee trank; ihr Kopf überragte nur ganz knapp seine Schulter, dennoch verriet ihr Benehmen ihre feste Überzeugung, dass sie ihm in jeder Beziehung gewachsen war, wenn nicht sogar überlegen. Sie ließ keine Spur von weiblicher Schwäche erkennen oder irgendein Anzeichen dafür, dass sie in irgendeiner Weise für seinen Charme empfänglich wäre.
Sie setzte ihre Tasse auf dem Unterteller ab und beäugte ihn ruhig. »Ich bin nämlich Heilerin.«
Dies war eine in kühlem, reserviertem Ton vorgebrachte Erklärung, und Richard gab sich höflich überrascht. »Ach ja?« Er hatte zwar schon etwas in dieser Art vermutet, aber sollte sie ihn doch ruhig für einen ignoranten Typen aus dem Süden halten, einen einfältigen Engländer, wenn sie dazu geneigt war. »Wassermolchaugen und Froschzehen?«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war abschätzend. »Ich verwende Kräuter und Wurzeln und anderes überliefertes Wissen.«
»Verbringt Ihr viel Zeit damit, über einem brodelnden Kessel zu hocken, oder ist es eher ein gut ausgestatteter Destillationsraum?«
Sie holte scharf Luft, den Blick auf seine betont naive, harmlose Miene geheftet, dann atmete sie wieder aus. »Ein Destillations-raum. Ein enzyklopädischer.«
»Aha, also keine finstere Höhle.« Stück für Stück lockte Richard sie aus der Reserve und horchte sie aus, und mit jeder sachlichen Antwort schmolz ihre abweisende Frostigkeit ein wenig mehr. Er hielt an seiner harmlosen, leicht neckenden Pose fest und ließ seinen Blick nur kurz und höflich auf ihrem Gesicht verweilen. Ihr Haar, ein magnetisches Leuchtfeuer, zog seinen Blick wesentlich häufiger an. Unter all den Rotschöpfen im Raum stach ihre leuchtend kupferrote Haarpracht deutlich hervor. Die weichen Locken schimmerten im Kerzenlicht; die feinen Strähnen, die aus ihrem Chignon gerutscht waren und sich um ihr Gesicht und ihren schlanken Hals ringelten, zitterten bei jeder Bewegung und übten die gleiche unwiderstehliche Anziehungskraft aus wie tanzende Flammen. Sie erweckten Hoffnungen auf Leidenschaft und Hitze, und Richard empfand plötzlich den überwältigenden Drang, sich die Hände an ihnen zu wärmen.
Er blinzelte und zwang sich, den Blick abzuwenden.
»Natürlich gibt es einige Dinge, die bei uns im Ort nicht erhältlich sind, aber wir lassen sie holen.«
»Natürlich«, murmelte er. Er trat einen Schritt vor, sodass er neben ihr stand, und ließ dann seinen Blick scheinbar gedankenverloren durch den Raum wandern, während er einen raschen Blick auf ihr Profil warf. Das Eis war fast geschmolzen; beim Anblick ihrer flammenden Locken und der goldenen Funken in ihren Augen war er überzeugt, dass sich ein Vulkan unter der Oberfläche verbarg. Zum ersten Mal, seit er sich zu ihr gesellt hatte, sah er ihr eindringlich in die Augen. »Eure Lippen schmecken nach Rosen, wusstet Ihr das?«
Sie versteifte sich, enttäuschte ihn aber nicht; der Blick, den sie ihm über den Rand ihrer Tasse hinweg zuwarf, war feurig. »Ich dachte, Ihr wärt Gentleman genug, um diesen Vorfall vollkommen zu vergessen. Ihn ein für allemal aus Eurem Gedächtnis zu löschen.«
In ihren letzten Worten schwang etwas Drohendes mit, doch Richard ließ sich nicht davon beeindrucken. Er lächelte träge. »Ihr habt da etwas verwechselt. Ich bin viel zu sehr Gentleman, um den Vorfall zu vergessen, nicht einmal die kleinste Einzelheit.«
»Kein Gentleman würde ihn auch nur mit einem Wort erwähnen.«
»Wie viele Gentlemen kennt Ihr denn?«
Sie schniefte verächtlich. »Ihr hättet nicht so nach mir schnappen dürfen.«
»Meine liebe Miss Hennessy! Ihr seid mir doch geradewegs in die Arme gelaufen.«
»Ihr hättet mich nicht festhalten dürfen.«
»Wenn ich Euch nicht festgehalten hätte, wärt Ihr ausgerutscht und auf Euer entzückendes kleines
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