Gezähmt von sanfter Hand
Hinterteil …«
»Und Ihr hättet mich auf keinen Fall küssen dürfen!«
»Das war unvermeidlich.«
Sie blinzelte verdutzt. »Unvermeidlich?«
Richard sah tief in ihre grünen Augen. »Absolut unvermeidlich.« Er hielt ihren Blick einen Moment lang fest, dann zog er die Brauen hoch. »Selbstverständlich hättet Ihr meinen Kuss nicht zu erwidern brauchen.«
Eine zarte Röte stieg in ihre Wangen, und sie blickte wieder auf ihre Tasse. »Ein Augenblick von Wahnsinn, den ich sofort bereut habe.«
»Ach ja?«
Sie blickte auf, als sie den gefährlichen Unterton in seiner Stimme hörte, war aber nicht schnell genug, um Richard daran zu hindern, sie zu berühren – aber nicht ihren Nacken, der so verführerisch entblößt war, sondern die kupferroten Locken, die ihre zarte, empfindliche Haut streiften. Unbeobachtet von den anderen im Raum liebkoste Richard ihr Haar.
Und sie erschauerte, erbebte unter seiner Berührung.
Und holte dann tief Luft und drängte ihm ihre leere Tasse auf. »Ich finde die Gesellschaft äußerst ermüdend – und die Reise hierher war extrem langweilig.« Ihre Worte waren in Eis eingebettet, ihr Ton ein klirrend kalter Wind, der geradewegs aus der Arktis herüberwehte. »Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet, ich glaube, ich werde mich jetzt zurückziehen.«
»Also, das«, sagte Richard, als er ihr die Tasse abnahm, »das hätte ich nun wirklich nicht erwartet.«
Sie wollte sich entfernen, hielt jedoch abrupt inne und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Was hättet Ihr nicht erwartet?«
»Ich hätte nicht erwartet, dass Ihr davonlaufen würdet.« Er blickte auf sie hinab, während sie ihn forschend ansah, und fragte sich, wie sie das machte. Von der vulkanischen Hitze war keine Spur mehr übrig geblieben, nicht einmal ein winziges Fünkchen weiblicher Warmherzigkeit; sie schien jetzt plötzlich von Kopf bis Fuß in Polareis eingehüllt, kälter noch als jeder Eisberg. Und die Luft um sie herum war buchstäblich frostig geworden – die Herrin des Tals konnte den Londoner Eisklötzen noch einiges beibringen. Richard verzog die Lippen zu einem besänftigenden Lächeln. »Ich habe Euch doch nur necken wollen.«
In dem Moment dämmerte ihm plötzlich, dass das kein anderer Mann jemals gewagt hatte.
Sie runzelte die Stirn, während sie ihn abschätzend musterte und seine Worte abwägte. Schließlich atmete sie aus. »Ich werde nicht weggehen, wenn Ihr Eure Hände bei Euch behaltet und unsere vorherige Begegnung mit keinem Wort mehr erwähnt. Wie ich Euch schon sagte, war das ein riesengroßer und unverzeihlicher Fehler.«
Catriona verlieh ihren letzten Worten Nachdruck, aber wie zuvor hatte sie auch diesmal nicht die erhoffte Wirkung auf Richard. Er schien immun zu sein, als ob er ihre suggestiven Kräfte mühelos abwehren konnte – eine Beobachtung, die kaum dazu beitrug, ihre flatternden Nerven zu beruhigen.
Als sie zu Beginn des Abends in den Salon gekommen war und plötzlich Richard dort gesehen hatte, sein Blick direkt auf sie geheftet, als ob er bereits auf sie gewartet hätte, hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben einer Ohnmacht nahe gefühlt. Sie war verblüfft und sprachlos gewesen. Aber sie hatte auch noch etwas anderes empfunden – etwas, das mit heißer, prickelnder Erregung zu tun hatte, etwas, das sie nervös und hellwach gemacht hatte und so lebendig wie nie zuvor.
Zum ersten Mal seit langer Zeit war sie sich auf einmal nicht mehr sicher, ob sie ihre Welt, ihre Lage noch unter Kontrolle hatte. Und sie war sich ganz und gar nicht sicher, ob sie diesen Mann beherrschen konnte.
Genau das war der Kern ihres Problems.
Sie beobachtete ihn, als er ihre leeren Teetassen auf einem Beistelltischchen deponierte, und wünschte, er wäre gezwungen, sie weiterhin in den Händen zu halten. Hände, die sie bereits eingehend betrachtet hatte. Langfingrig und elegant geformt, waren dies die Hände eines Künstlers, nicht die eines Kriegers. Oder zumindest nicht die eines einfachen Kriegers. Als Catriona jetzt neben ihm stand, war ihr nur zu deutlich bewusst, dass ihre Sinne sie keineswegs getäuscht, sondern ihr durchaus korrekt über diesen Mann Bericht erstattet hatten, der ihr einen Kuss – nein, gleich mehrere Küsse – geraubt hatte. Er war groß und stark, aber es war nicht die Art von Stärke, die auf purer Muskelkraft beruhte, sondern eine flexiblere, geschicktere Kraft, die unendlich viel gefährlicher war. In seinen Augen lag Intelligenz und noch etwas
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