Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Bemühungen unserer Großmutter nicht zu einer Ehe bewegen lassen. Penelope und ich haben beide kurz nach unserem gesellschaftlichen Debüt geheiratet, wie man es von jungen Damen erwartet; hingegen hat Rayne sich all die Jahre gegen eine Heirat gesträubt.«
»Ich hatte kein gesellschaftliches Debüt«, gestand Madeline, »folglich auch wenig Gelegenheit, ledigen Gentlemen zu begegnen.«
Penelopes Miene war beinahe verächtlich. »Ja, das
hörten wir. Sie waren als Gesellschafterin tätig, nicht wahr?«
»Ja, das war ich.«
»Zumindest ist es ein kleiner Trost, dass Sie nicht gänzlich inakzeptabel sind. Wir fürchteten, dass Sie sich als Peinlichkeit erweisen würden.« Penelope musterte Madeline. »Grandma machte uns glauben, Sie hätten keinen Geschmack, dieses Kleid ist untadelig.«
»Lady Danvers beriet mich beim Kauf meiner Garderobe«, sagte Madeline, die es nicht für schädlich hielt, den einen oder anderen illustren Namen zu erwähnen.
Penelope ignorierte es. »Sie begingen einen schwerwiegenden Fehler, indem Sie unsere Großmutter provozierten. Sie haben sie sich zum Feind gemacht.«
»Was gewiss nicht meine Absicht war.«
»Großmutter wird Sie schneiden.«
»Ein schlimmeres Schicksal als der Tod, ohne Frage«, murmelte Madeline.
Penelope kniff die Augen ein wenig zusammen. »Ich glaube, Sie begreifen nicht, was Ihnen bevorsteht. Man wird Sie gesellschaftlich ächten. Sie werden in keinem der feinen Häuser empfangen werden. Oder haben Sie seit der Vermählung irgendwelche Einladungen erhalten, abgesehen von denen des benachbarten Landadels?«
Madeline blieb ausnehmend höflich. »Ich würde die Countess of Danvers und die Duchess of Arden nicht als Landadel bezeichnen. Und ich bin glücklich, beide Damen Freundinnen nennen zu dürfen.«
»Sie hat Recht, Penny«, sagte Daphne.
»Sei still, Daphne.« Die ältere Schwester wandte sich wieder zu Madeline. »Falls Sie Aufmerksamkeit erfahren, dann nur, weil die Leute neugierig auf Havilands neue Countess sind.«
»Mag sein, aber deshalb gräme ich mich offen gesagt nicht. Zudem erledigt Rayne unsere Korrespondenz, so dass ich nicht weiß, welche Karten wir bekommen haben.«
Penelope verzog das Gesicht. »Ich traue Rayne durchaus zu, sie einfach wegzuwerfen. Er war immer schon entsetzlich nachlässig in Dingen des vornehmen Lebens.«
Madeline lächelte gelassen. »Ja, er sorgte sich mehr um solch niedere Belange wie den, die Welt von einem Tyrannen zu befreien.«
Daphne beäugte sie erstaunt. »Sie sind genauso direkt und unverblümt wie Großmama sagte!«
»Ich vermute, Lady Haviland benutzte andere Adjektive als diese, mich zu beschreiben.«
»Kümmert es Sie denn gar nicht, dass Sie ihren Zorn auf sich zogen?«
Madeline wurde ernst. »Mich kümmert, dass mein Gemahl nicht meinetwegen leidet. Ich wollte mich nie zwischen ihn und seine Familie stellen, doch kann ich weder meine Herkunft noch meine Erziehung ändern. « Sie sah zu Penelope. »Nur dass Sie es wissen, ich genoss eine vornehme Erziehung und bin sehr wohl imstande, mit Messer und Gabel umzugehen.«
»Aber können Sie ein Dinner zu Ehren eines Diplomaten geben?«, fragte Penelope scharf. »Oder einen Ball für vierhundert Gäste?«
»Gegenwärtig nicht, doch ich lerne schnell, und ich habe Freundinnen, die so großzügig sind, mich alles zu lehren, was ich wissen muss.«
Sie wollte nicht darauf hinweisen, dass Raynes Schwestern ihr eigentlich helfen sollten.
»Ich denke, Sie sind wohl doch die Richtige für Rayne«, sagte Daphne nachdenklich.
Madeline war überrascht. Anscheinend war Raynes
jüngere Schwester eher bereit als die ältere, sie zu akzeptieren. »Wie kommen Sie auf den Gedanken?«
»Weil Sie die Konfrontation nicht scheuen. In dem Punkt gleichen Sie Rayne.« Daphnes Lächeln war charmant und ein kleines bisschen schelmisch. »Rayne wurde von unserem Vater nach dem norwegischen Raynor benannt, wussten Sie das?«
»Nein.«
»Es bedeutet ›göttlicher Krieger‹. Papa hielt sich für einen griechischen Gelehrten, aber zwischen seinen griechischen Phasen beschäftigte er sich mit den nordischen Sagen.«
»Daphne, bitte, zügle deine Zunge!«, befahl ihre Schwester.
Daphne jedoch ignorierte sie. »Penny und ich gaben unseren Kindern schlichte, altmodische englische Namen. Ihre heißen Michael und Peter, meine Francis und Henry.«
»Das reicht, Daphne!«, zischte Penelope.
»Rayne sagte mir, sein ältester Neffe wäre zwölf, der jüngste vier Jahre alt«,
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