Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
nach Chiswick zurückreist«, schlug er vor. »Im Moment kann sich mein Personal dort besser um dich kümmern als ich. Ebenso wie deine neuen Freundinnen.«
Madeline fuhr innerlich zusammen. Sie verstand zwar, warum Rayne sie aus dem Weg haben wollte, denn er musste sich auf seine Arbeit konzentrieren.
»Ja«, pflichtete sie ihm bei und griff nach der ersten Ausrede, die ihr einfiel, »das wäre das Beste. Ich habe morgen zu unterrichten und meine Pflichten schon sträflich vernachlässigt.«
Seinem Gesichtsausdruck nach war es nicht die Antwort, die er sich gewünscht hatte. »Sehr schön. Meine Kutsche bringt dich direkt von London aus nach Riverwood.«
Madeline nickte und legte den Rest ihres Brots in den Korb zurück. Dann verschränkte sie die Arme vor ihrem Oberkörper und blickte zum Seitenfenster hinaus.
Hätte sie nicht wissen müssen, dass sie ihn nicht zur Liebe verführen konnte? Sie trug die Schuld an ihrem gegenwärtigen Kummer, aber auch Rayne traf eine Teilschuld, denn er hatte sie Dinge hoffen und ersehnen lassen, die sie niemals bekommen würde.
Sie rückte von ihm weg. »Ich denke, ich möchte nun ein wenig ruhen«, sagte sie matt. »Ich habe die letzte Nacht wenig geschlafen.«
Anscheinend wollte er widersprechen, doch er bedrängte sie nicht. »Wie du wünschst.«
Eine dunkle Schwere senkte sich auf ihre Brust, als sie sich ganz in die Ecke kauerte.
Zwar gab sie vor zu schlafen, blieb jedoch die ganze
Zeit wach. Das rhythmische Schunkeln der Kutsche wurde mehrmals unterbrochen, wenn sie anhielten, um die Pferde zu wechseln.
Stunden später, als es schon länger dunkel war, berührte Rayne sie sacht im Nacken. »Wir sind hier.«
Madeline setzte sich auf, und die Kutsche hielt. Ein Diener öffnete die Tür, und Rayne sah sie schweigend an, bevor er ausstieg.
»Meine Bitte um Verzeihung war mir ernst, Madeline. Aber wir besprechen alles, wenn dies hier vorbei ist.«
Erst jetzt wurde Madeline gewahr, dass er sich in einer höchst gefährlichen Situation befand.
»Bitte, gib acht auf dich«, sagte sie leise.
»Werde ich, Liebes.«
Liebes. Natürlich war es nur eine Floskel, dachte sie, als er die Tür schloss.
Die Kutsche fuhr weiter, und Madeline hatte das Gefühl, die gähnende Leere in ihr würde beständig größer.
Wie überlebt man ein gebrochenes Herz, Maman? , dachte sie … aber ihre Mutter antwortete selbstverständlich nicht.
Neunzehntes Kapitel
Die Leere ist unerträglich, Maman.
Bei Gott, ihr war elend, dachte Madeline am nächsten Nachmittag, als sie von der Akademie nach Hause fuhr. Nicht einmal die lebhafte Begeisterung ihrer Schülerinnen vermochte die Finsternis zu vertreiben, welche sie wie ein Schleier umgab.
Und die bleierne Schwere in ihrer Brust wurde noch gemehrt, als sie die Kalesche erkannte, die hinter ihrem Einspänner auf Riverwood zufuhr.
Anscheinend stattete die verwitwete Countess Haviland ihr einen zweiten Besuch ab.
»Wunderbar«, murmelte Madeline. »Sie hat mir noch gefehlt, mein Elend vollkommen zu machen. «
Sie lenkte ihren Wagen um das Herrenhaus herum zu den Stallungen und übergab den Einspänner einem Stallburschen. Dann ging sie hinein, wo Bramsley soeben Raynes Großmutter einließ.
Die ältere Adlige kniff bei Madelines Anblick die Lippen zusammen.
Dennoch machte Madeline einen artigen Knicks. »Mylady, willkommen in Riverwood.«
Lady Haviland blickte noch finsterer drein. »Ich möchte Sie unter vier Augen sprechen, Miss Ellis.«
Die falsche Anrede verhieß nichts Gutes. »Darf Bramsley Ihnen den Hut abnehmen? Oder Ihnen eine Erfrischung bringen?«
»Nein, darf er nicht. Ich bleibe nicht. Bitte führen Sie mich sofort in den Salon!«
Nachdem Madeline ihren eigenen Hut und die Pelisse Bramsley gereicht hatte, ging sie voraus zum Salon.
Wie erwartet, wollte ihre Ladyschaft nicht Platz nehmen.
»Ich mache keine Umschweife, Miss Ellis«, sagte sie, sobald Madeline die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Welche Summe könnte Sie bewegen, England für immer zu verlassen?«
Madeline sah sie verständnislos an. Sie war auf Anfeindungen vorbereitet gewesen, aber nicht auf diese Frage.
Lady Haviland fuhr brüsk fort. »Ich bin bereit, Ihnen ein kleines Vermögen zu zahlen, wenn Sie sich auf den Kontinent oder in irgendein Land außerhalb Englands begeben.«
»Warum machen Sie mir solch ein Angebot?«
»Weil ich möchte, dass die inakzeptable Heirat meines Enkels annulliert wird und er sich eine angemessenere Braut suchen
Weitere Kostenlose Bücher