Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
in jüngster Zeit besser aus.«
Madeline wusste nicht, ob sie sich über dieses Kompliment freuen sollte. »Ich hatte gehofft, Rayne könnte mich eines Tages lieben«, gestand sie.
»Ich weiß nicht, ob das möglich ist, nachdem ihm schon einmal so übel das Herz gebrochen wurde.«
Sie merkte auf. »Was meinen Sie?«
»Tja, Einzelheiten kenne ich nicht. Ich hörte nur, dass Rayne vor vielen Jahren eine tragische Liebesaffäre mit einer Französin hatte. Sehr viel tragischer als alles, was ich jemals erlitt. Glaubt man den Gerüchten, können Sie nicht erwarten, dass er sich davon so schnell erholt.«
»Sagten Sie nicht, es wäre vor Jahren gewesen?«
»Ja, soweit ich hörte, aber ich kann mich auch irren. Außerdem ist Liebe nicht so wahnsinnig schön wie alle immer sagen, Madeline. Ich weiß es, denn ich war unzählige Male verliebt – und ich bin drauf und dran, es für immer aufzugeben.«
Nun musste sie lachen. »Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass Sie die Liebe aufgeben, Freddie.«
Er grinste. »Nein, vermutlich nicht. Aber Sie sollten auf keinen Fall vorschnell entscheiden«, wiederholte
er ernster. »Vor allem nicht, solange Sie so niedergeschlagen sind. Wenn Sie mich fragen, sollten Sie Rayne eine Chance geben, sich in Sie zu verlieben.«
»Das habe ich versucht. Aber meine Bemühungen zeigten keinerlei Wirkung. Im Gegenteil, sie schienen alles nur schlimmer zu machen.«
»Vielleicht sollten Sie ihm einfach mehr Zeit geben. «
»Wie viel mehr Zeit?«
»Woher soll ich das wissen? Ich bin offenbar kein Experte, was die Liebe betrifft. Aber ich kann nicht glauben, dass Sie sich so leicht geschlagen geben. Wollen Sie Lady Haviland kampflos siegen lassen? Ehrlich, ich hätte mehr von Ihnen erwartet, Madeline. «
Freddie hatte Recht, dachte Madeline. Sie musste zumindest den Mut aufbringen, Rayne direkt zu fragen, ob er die Ehe annullieren wollte. Falls ja, könnte sie ihn so oder so nicht umstimmen.
Madeline machte die Schultern gerade und stand auf.
»Was haben Sie vor?«, fragte Freddie.
»Ich fahre nach London und spreche mit Rayne.«
»Das können Sie nicht! Er steckt bis zum Hals in seinem Spionagekram, wissen Sie nicht mehr?«
Madeline sank auf das Sofa zurück. Ja, im Moment versuchte Rayne wahrscheinlich, ein Attentat auf Englands Prinzregenten zu verhindern. Die Zukunft ihrer Ehe musste warten. Immerhin war die keine Staatsangelegenheit.
Zwanzigstes Kapitel
Ist es möglich, dass er mich wahrlich liebt, Maman? Wage ich, es zu glauben?
Ein Warnschrei hallte vom Parlamentsgebäude herüber. Rayne warf Englands fülligen Prinzregenten aufs Pflaster und legte sich – sehr zum Verdruss seiner königlichen Majestät – schützend über ihn. Der Pistolenschuss, der gleich darauf krachte, pfiff harmlos über sie hinweg.
Momente später blickte Rayne über die Straße, wo ein Trupp von Agenten unter Führung von Will Stokes drei bewaffnete Attentäter umkreiste. Die Schurken schienen schockiert, dass ihr Anschlag vereitelt wurde.
Derweil lag Prinny japsend und fluchend unter Rayne. Als er jedoch gewahr wurde, dass einzig seine Würde kurzzeitig leiden musste, grinste der Prinz verlegen.
»Bei Gott, Haviland, Sie hatten Recht. Die wollten mich fürwahr umbringen!«
»Glücklicherweise verfehlten sie, Eure Hoheit«, sagte Rayne und half dem korpulenten Prinzen so schwungvoll auf, dass dessen Korsett knarzte.
»Mein Dank, Haviland. Wie kann ich das jemals wiedergutmachen?«
»Das ist nicht nötig, Hoheit. Aber Ihr dürftet die Bemühungen des Bow Street Runner Will Stokes würdigen. Stokes hat während der letzten Woche sehr viel Zeit auf Euren Schutz verwandt.«
»Werde ich, mein Guter, werde ich«, bestätigte der
Regent. »Und ich werde außerdem Ihrer Großmutter gegenüber erwähnen, welche Dienste Sie leisteten. Mary hat einen formidablen Enkelsohn großgezogen, wenn Sie mich fragen.«
»Ich danke Euch, Hoheit«, sagte Rayne trocken. Er trat zurück, als sich die übliche Entourage des Regenten aufgeregt um ihn scharte. Prinny selbst schien nicht so entsetzt wie es ein Mann sein sollte, der eben dem Tod entkommen war. Er wirkte sogar recht aufgekratzt angesichts des misslungenen Angriffs. Vielleicht hoffte er bereits, dass ihm der Anschlag auf sein Leben zu größerer Beliebtheit verhelfen und die kritischen Stimmen gegen seine maßlose Verschwendung vorerst verstummen lassen würde. Seine Untertanen mochten nichts von seiner Politik oder seinem persönlichen Betragen halten,
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