Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
eine Kurtisane im üblichen Sinne zu sein, da sie ihre Dienste nicht offen verkauft. Aber sie war die Mätresse von mehreren einflussreichen Mitgliedern der Regierung und anderen vermögenden Herren. Mich überrascht, dass sie so tief sinken konnte, Freddie erpressen zu wollen – und dass er nicht klug genug war, sich von ihr fernzuhalten. Sie hat offenbar Schwierigkeiten, ihren extravaganten Lebensstil zu bezahlen.«
»Was tun Sie, wenn Sie ertappt werden, wie Sie ihre Gemächer durchsuchen?«, fragte Madeline.
»Ich werde nicht ertappt.«
Sie widersprach ihm nicht. »Und Sie wollen die Suche in ihrem Schlafgemach beginnen?«
»Ja. Es besteht zwar die Chance, dass sie Freddie willentlich täuschte, als sie prahlte, sie würde bei seinen Briefen schlafen, aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass sie die Wahrheit sagte. Sie wollte sein Kavaliersdelikt besonders skandalös darstellen, auf dass er sich umso mehr vor dem Zorn seines Vaters fürchtete.«
»Ich dachte, sie hätte Freddie erzählt, dass die Briefe in ihrem Schmuckkasten sind.«
Rayne lächelte. Madelines Gedächtnis war beeindruckend. »Ja, hat sie auch. Woraus ich schließe, dass sie ihren Schmuck in ihrem Boudoir aufbewahrt. «
»Und was tun Sie, wenn der Schmuckkasten verschlossen ist?«
»Dann breche ich das Schloss auf.« Rayne wies zu einem kleinen Lederbeutel auf dem Tisch vor ihr. »In dem Beutel dort sind Metallstifte und Spezialschlüssel in unterschiedlichen Größen. Sie dürfen sie sich gern ansehen.«
Fasziniert öffnete Madeline den Beutel. »Was tun Sie, wenn Sie die Briefe gefunden haben?«
»Ich konfisziere sie und ersetze sie durch Fälschungen. «
»Fälschungen? Warum?«
»Ich möchte nicht, dass Mrs Sauville ihr Fehlen bemerkt, falls ich noch einmal hingehen und nach mehr Briefen suchen muss.«
»Erwarten Sie, dass das nötig wird?«
»Eigentlich nicht. Doch ich werde es erst mit Sicherheit wissen, nachdem Freddie alle durchgesehen hat und sicher ist, dass keiner fehlt.« Wieder zeigte Rayne auf den Tisch, diesmal auf einen Satinbeutel, in dem die gefälschten Briefe waren. »Er hat einige recht unverfängliche Nachrichten verfasst, in denen
nichts von seiner Leidenschaft für die reizende französische Witwe steht. Falls La Sauville die seinem Vater zeigt, macht sie sich höchstens zum Gespött.«
Madeline lugte in den Beutel, ohne einen der Briefe herauszunehmen. »Wie verdrießlich, dass Mr Lunsford so überaus produktiv war«, sagte sie amüsiert.
»Ja, doch er glaubte, er wäre verliebt.«
Madeline entging sein verächtlicher Unterton anscheinend nicht. »Halten Sie ihn nicht für fähig, wahrhaft zu lieben?«
Rayne stieß ein bitteres Lachen aus. »Oh, ich vermute durchaus, dass er dazu fähig wäre. Aber er war ein Narr, auf Sauvilles Verführungskünste hereinzufallen. «
Einen Moment lang sah Madeline ihn nachdenklich an, dann kehrte sie zum Thema zurück. »Wie schmuggeln Sie so viele Briefe ins Haus und wieder heraus?«
»Ich besitze einen speziellen Abendgehrock mit Taschen im Innenfutter.«
»Interessant.« Sie schürzte die Lippen. »Wie könnte ich solche Briefe transportieren, sollte ich mich in ihr Boudoir schleichen?«
Rayne blickte unwillkürlich auf ihren Mund. »Sie würden sie in Ihrem Handbeutel tragen oder unter Ihren Röcken.«
»Ach ja?«
»Dieser Satinbeutel kann mit einer besonderen Klammer an einem Strumpfband befestigt werden.«
Madeline neigte den Kopf und sah Rayne mit blitzenden Augen an. »Ich sagte ja gleich, dass ich besser geeignet wäre, die Briefe zu holen! Für Sie könnte es schwierig werden, so viele Briefe in Ihrem Gehrock zu verbergen, hingegen könnte ich sie leicht unter meinen Röcken verstecken.«
Rayne grinste. »Ich gehe das Risiko ein, meine Liebe. Aber falls es Ihnen ein Trost ist, dürfen Sie den Beutel heute Abend tragen. Es besteht die Möglichkeit, dass ich die Briefe an Sie weitergeben muss, um eine Entdeckung zu vermeiden.«
»Vielleicht tue ich das.«
Ihre leuchtenden Augen blickten weiter amüsiert, während er die Kämme und das Federhaarband befestigte. Dann betrachtete sie sich im Spiegel und staunte. »Ich sehe wahrhaft aus, als würde ich in einen literarischen Salon gehören! Sie sind gut darin, Menschen zu verwandeln.«
»Es war lange Zeit mein Beruf«, winkte Rayne ab.
Er würde sich ihr Kompliment nicht zu Kopfe steigen lassen. Heute Abend ging es um Geschäftliches, und Rayne hatte auf schmerzliche Weise gelernt, niemals
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