Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
müssen Sie unten für Aufruhr sorgen.«
»Wie das?«
Er zuckte mit den Schultern. »Diese Entscheidung müssen Sie von der Situation abhängig machen. Sie könnten beispielsweise in Ohnmacht fallen oder Wein auf einen der Gäste verschütten, eine Kerze umstoßen … Seien Sie einfallsreich und entscheiden Sie, welche Taktik die wirksamste ist.«
Madeline schien gleichermaßen fasziniert wie enttäuscht. »Also diene ich bloß als Ablenkung, falls eine solche vonnöten sein sollte?«
»Ja. Mehr nicht.«
»Na schön«, murmelte sie.
Rayne sah sie streng an. »Ich möchte, dass Sie mir versprechen, meinen Anweisungen genauestens zu folgen, meine Süße. Andernfalls brechen wir die Unternehmung jetzt sofort ab.«
Madeline zögerte einen kurzen Moment, ehe sie mit einem amüsierten Funkeln in den Augen sagte: »Sehr wohl, o Meister.«
Auf Raynes finstere Miene hin gab sie sich betont unschuldig. »Sie wollen nicht, dass ich Sie mit Mylord anspreche, daher dachte ich, Meister wäre Ihnen lieber.«
Er wusste nicht, ob er lachen oder sich ärgern sollte. »Rayne genügt vollkommen.«
Aus der Seitentasche der Kutschentür zog er einen Lederbeutel, dem er ein gefaltetes Blatt Papier entnahm und es Madeline reichte. »Freddie hat aus dem
Gedächtnis einen Grundriss des Hauses gezeichnet. Ich möchte, dass Sie ihn sich genau ansehen, falls es nötig werden sollte, dass Sie sich außerhalb des Salons und der Diele bewegen.«
»Bereiten Sie jede Unternehmung so gründlich vor?«, fragte sie neugierig.
»Mehr oder minder. Wenn das eigene Leben von kleinsten Details abhängt, lernt man, eine sorgfältige Planung zu schätzen. Allerdings gibt es immer unbekannte Faktoren, die auch den besten Plan zunichte machen können, einschließlich simplen Pechs. Deshalb sollte man vorher Ausweichmöglichkeiten eingeplant haben, falls Probleme auftreten. Nun sehen Sie sich den Grundriss an, meine Liebe, angefangen beim Schlafgemach der Witwe.«
»Ich werde nicht fragen, wie Freddie Lunsford zu seiner detaillierten Kenntnis gerade dieses Zimmers gelangte«, murmelte Madeline, ehe sie sich die Zeichnung ansah.
Rayne beobachtete sie mehrere Minuten lang, während sie vor Konzentration die Stirn kräuselte. Als sie nachdenklich an ihrer Unterlippe nagte, erinnerte er sich, in der Ballnacht dasselbe mit ihrem Mund getan zu haben. An jenem Abend hätte er beinahe die Beherrschung verloren. Er hatte zwar beabsichtigt, Madeline zu küssen, mehr jedoch nicht. Und auf einmal konnte er der sinnlichen Frau in seinen Armen nicht widerstehen – weder den sanften Augen noch den göttlichen Brüsten, die sich seinem Vergnügen dargeboten hatten. Er entsann sich noch sehr gut, wie er die festen Spitzen mit Fingern und Mund neckte …
Irgendwie hatte er es geschafft, sie nicht ins nächste Schlafzimmer zu tragen.
Madelines Reaktion auf seine Zärtlichkeiten hatte
sein Verlangen noch gesteigert, sie in seinem Ehebett zu haben.
Zugegebenermaßen hatte ihn gewundert, dass sie seinen Antrag so vehement ablehnte. Im Nachhinein allerdings war er fast froh, keine prompte Zustimmung gefunden zu haben. Ihn reizte die Herausforderung, und Madeline war eine besonders lohnende.
Bis er sie endlich gewonnen hatte, musste er den Schmerz ungestillten Verlangens leiden. Was ein weiterer Grund war, weshalb er sie bei dieser Operation nicht dabeihaben wollte. Sie war eine zu große Ablenkung.
Andererseits war es günstig, dass Madeline ihn begleitete. Ein gemeinsamer Nachmittag und Abend boten ihm die Möglichkeit, sie subtil zu umwerben, ohne ihren Widerstand zu befeuern. Er konnte ihr sein Londoner Haus zeigen und ihr einen Vorgeschmack auf die Vorzüge und Annehmlichkeiten geben, die sie als seine Countess erwarten durfte. In ihrem bisherigen Leben hatte sie wahrlich wenig Vergnügliches erlebt.
Und hatten sie die Briefe erst sicher wiederbeschafft, würde Rayne sich ganz und gar der Aufgabe widmen, sie von einer Heirat zu überzeugen.
Zwei Stunden später kam Rayne zu dem Schluss, dass es ein Vergnügen war, Madeline zu beobachten. Zuerst hatte er sie zur Buchhandlung Hatchard’s begleitet, wo sie verzückt schien, eine solche Vielzahl von Büchern zur Auswahl zu haben. Noch dazu fand sie ein ausgezeichnetes Französischlehrbuch, und der Buchhändler sagte ihr zu, dem Verleger zu schreiben und drei Dutzend Ausgaben für die Freemantle-Akademie zu bestellen.
Beim Verlassen der Buchhandlung seufzte Madeline.
»Wie wundervoll muss es sein, so viele
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