Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
tut mir furchtbar leid, aber Sie wollen doch gewiss kein Duell austragen?«
Der Baron schaute nur einmal böse in ihre Richtung, während er sich den Schmutz vom Gehrock klopfte. »Guten Tag, Miss Ellis. Sie hören von mir, wenn dies hier vorbei ist, seien Sie dessen versichert.«
Ohne ein weiteres Wort nahm er seinen Hut auf, der ins Blumenbeet gefallen war, und ging.
Verzweifelt blickte Madeline ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann wandte sie sich zu Rayne. »Was in aller Welt fällt Ihnen ein, ihn zum Duell zu fordern? Sind Sie von Sinnen?«
»Keineswegs. Es ist höchste Zeit, dass jemand diesem Unhold Manieren beibringt.« Einer von Raynes Wangenmuskeln zuckte. »Ich befürchtete das Schlimmste, als Freddie mir erzählte, er hätte Ackerby vorfahren gesehen, also kam ich her. Was ein Glück war.«
Ein vager Gedanke Madelines war, dass er den Weg durch die Gärten der beiden Anwesen genommen haben musste, denn allein das erklärte, dass er so schnell hier sein konnte.
»Daran ist ganz und gar nichts glücklich «, erwiderte sie. »Nicht nachdem Ihre Konfrontation zur Folge hat, dass einer von Ihnen beiden stirbt! Es war unnötig, dass Sie den edlen Ritter gaben, Rayne. Ich wäre allein mit Ackerby fertiggeworden.«
»Ja, das schien Ihnen bestens zu gelingen«, konterte er sarkastisch.
Madeline sagte nichts. Es war furchtbar, dass Rayne gesehen hatte, wie der Baron sie belästigte, doch sie mochte sich nicht ausmalen, was geschähe, wenn die beiden sich duellierten. Rayne könnte verwundet oder sogar getötet werden. Und selbst wenn er unversehrt blieb, konnte die Angelegenheit schreckliche Folgen haben.
»Ist Ihnen jemals der Gedanke gekommen, dass Sie eine Konfrontation mit ihm verlieren könnten?«
»Nein«, antwortete er. »Ich werde nicht verlieren.«
»Und was geschieht, wenn Sie gewinnen? Sie wissen, dass Duelle gesetzlich verboten sind. Falls Sie ihn töten, könnten Sie gezwungen sein, das Land zu verlassen, um einem Arrest zu entgehen.«
»Vielleicht töte ich ihn nicht, sondern schieße lediglich ein angemessen großes Loch in ihn.«
In ihrer Aufgebrachtheit griff sie nach Raynes Arm. »Ich lasse nicht zu, dass meinetwegen Blut vergossen wird!«
»Das ist nicht Ihre Entscheidung, meine Süße.« Er nahm ihre Hand von seinem Arm. »Verzeihen Sie, dass ich Ihren Wunsch nach Eigenständigkeit missachte, aber der Schurke hat Sie zum letzten Mal berührt. «
Mit dieser Erklärung drehte Rayne sich um und schritt auf das Herrenhaus zu.
Madeline starrte ihm nach. Sie wollte fluchen und schreien zugleich. Wie konnten sich die Ereignisse in solch kurzer Zeit zu solch einer Katastrophe ausweiten?
Sie hob eine Hand an ihre schmerzende Schläfe. Zu dem Duell durfte es niemals kommen. Sie musste es irgendwie verhindern – und anschließend ihren Bruder dazu bringen, dass er die Halskette zurückgab, bevor man ihn als Dieb überführte und hängte.
Angesichts der drängenden Zeit, ließ sie den Blumenkorb stehen und lief ins Haus.
Madeline hielt es für einfacher, Ackerby zu bewegen, dass er das Duell absagte, als Rayne, der viel zu dickköpfig war. Und wenngleich Madeline seine Ritterlichkeit durchaus zu schätzen wusste, war sie doch weder schwach noch schutzlos. Zudem würde sie es nicht ertragen, ihn um ihretwillen leiden zu sehen.
Natürlich konnte sie Lord Ackerby nicht nach London folgen, daher schrieb sie ihm an seine Adresse am Portman Square und schwor ihm, sie würde Sorge tragen, dass er sein Eigentum wiederbekam, wenn er auf das Duell verzichtete. Sie sicherte ihm des Weiteren
zu, mit Lord Haviland zu sprechen und ihm begreiflich zu machen, dass es ein Fehler gewesen war, den Baron zu fordern.
Und sie hatte fest vor, zu ihrem Wort zu stehen. Sie würde Rayne gleich nach ihrem Unterricht in Riverwood aufsuchen. Er war hoffentlich einsichtiger, sowie sich sein Zorn etwas gelegt hatte, und sie könnte ihm in aller Ruhe erklären, dass sie Baron Ackerby gestattete, sie zu küssen, auch wenn sie Rayne die Gründe verschweigen würde.
Madeline war nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie ihn belügen musste und vorgeben, sie hätte willentlich den abstoßenden Wüstling geküsst. Aber Rayne würde nie vom Duell zurücktreten, sofern sie ihn nicht überzeugte, dass er Ackerbys Umarmung falsch gedeutet hatte.
Der zweite Brief, den Madeline schrieb, ging an ihren Bruder. Sie verlangte von ihm zu erfahren, ob er das kostbare Erbstück gestohlen hatte, und, wenn ja, dass er
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