Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
sofort zur Vernunft käme und es Ackerby zurückgab. Sie schilderte ihm auch, mit welchen Konsequenzen Ackerby gedroht hatte.
In den Brief faltete sie den Bankwechsel von Freddie Lunsford und versiegelte ihn. Die einhundert Pfund konnten sie entweder benutzen, um wichtige Dinge für den Haushalt anzuschaffen, oder aber Gerard kaufte seiner jungen Braut davon ein Hochzeitsgeschenk, das nicht gestohlen war.
Sie adressierte den Brief an Lynettes Cousin in Maidstone, Kent. Blieb die Antwort aus, wollte Madeline persönlich hinfahren und ihren Bruder zur Rede stellen. Allerdings missfiel es ihr, Chiswick gerade jetzt zu verlassen, hatte sie ihre Stelle hier doch eben erst angetreten.
Ihre Furcht um Gerard wurde durch die Gewissheit
gemildert, dass sie notfalls Rayne bitten könnte, der ihr gewiss half, ihren Bruder vor Ackerby zu retten. Aber dann müsste sie ihm von dem Diebstahl erzählen, was seine Meinung von ihr nachhaltig trüben dürfte.
Gegenwärtig hielt Rayne sie für geeignet, seine Frau zu werden, doch sie bezweifelte, dass er die Schwester eines Diebes heiraten würde, dem Gefängnis oder gar der Galgen drohten.
Ach, Maman, ist es falsch von mir, zu hoffen, ich könnte eines Tages sein Herz gewinnen?
Diesen närrischen Gedanken vertrieb sie energisch, räumte ihre Schreibsachen fort und machte sich auf die Suche nach Simpkin.
Sie fand den älteren Butler im Ballsaal von Danvers Hall, wo er die Bediensteten überwachte, die das Wachs von den Kronleuchtern entfernten und sie mit frischen Kerzen bestückten.
Als sie ihn bat, die Briefe schnellstmöglich für sie nach Chiswick zur Post zu bringen, erklärte er sich prompt bereit.
»Wenn Sie erlauben, Miss Ellis, Lord Haviland wird Sie gewiss gern für Sie frankieren.«
Madeline verneinte lächelnd. Die Empfänger müssten keine Zustellgebühren zahlen, wenn die Briefe von einem Mitglied des Hochadels abgestempelt waren, aber natürlich durfte Rayne nichts von den beiden Schreiben wissen.
»Mag sein, doch ich möchte die Großzügigkeit seiner Lordschaft nicht noch mehr strapazieren als ohnehin schon. Überdies sind beide Briefe sehr eilig.«
Simpkin zog seine Taschenuhr hervor. »Dann kümmere ich mich gleich darum. Ich müsste die Postkutsche noch antreffen.«
»Ich danke Ihnen, Simpkin, das ist sehr freundlich«,
sagte Madeline und eilte wieder nach oben, um sich für den Unterricht umzukleiden.
Das drohende Duell würde es schwierig machen, sich auf den Unterricht oder die Schülerinnen zu konzentrieren.
Als sie ihr Schlafzimmer erreichte, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Nach Jahren, in denen sie das männliche Geschlecht vollkommen ignorierte, mutete es nahezu grotesk an, dass sich nun zwei Adlige ihretwillen duellieren wollten!
Rayne konnte nicht glauben, dass er so impulsiv gehandelt und den Baron zum Pistolenduell im Morgengrauen gefordert hatte. Normalerweise war er nicht bloß gelassen, nein, er war ausgesprochen kühl, wenn es um Frauen ging.
Ackerby zu fordern, war höchst unvernünftig gewesen. Und Rayne hätte Mühe, die Rage zu erklären, die ihn überkam, als er sah, wie der Schurke Madeline Ellis belästigte. Wäre dasselbe einem anderen Mann geschehen, hätte Rayne es als pure Eifersucht gedeutet.
Was es in seinem Fall nicht sein konnte, denn Eifersucht würde voraussetzen, dass er tiefe Gefühle hegte. Und seine Fürsorge für Madeline war einzig der Freundschaft zu ihrem verstorbenen Vater geschuldet.
Gewiss war seine aufbrausende Reaktion einem grundsätzlichen Schutzinstinkt gegenüber dem zarten Geschlecht entsprungen – und selbstverständlich der Tatsache, dass er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten.
Zu seiner Verwunderung jedoch hatte Madeline seine Einmischung ganz und gar nicht gutgeheißen. Im Gegenteil: Sie hatte ihm verübelt, dass er zu ihrer Rettung herbeieilte.
Rayne hingegen bereute es nicht, dachte er grimmig, während er die Schritte einleitete, die zur Vorbereitung eines Duells nötig waren, angefangen mit einem Schreiben an den Mann, den er bitten wollte, sein Sekundant zu sein. Er schickte einen Diener mit dem Brief nach London. Ackerby musste ein für alle Mal begreifen, dass Madeline einen Beschützer hatte, und falls er sich weigerte, eine angemessene Entschuldigung vorzubringen, würde ihn eben eine Pistolenkugel Zurückhaltung lehren.
Entsprechend war er besorgt, als kaum eine Stunde später Simpkin in Riverwood erschien. Er hatte den alten Butler gebeten, ein Auge auf Madeline zu haben
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