Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Madeline feststellte.
Rayne sah gefährlich aus, und mit seinem Zorn könnte sie weit besser umgehen als mit seinem Charme.
»Ihre Bediensteten wüssten es, wenn Sie mich umbringen«, bemerkte sie. »Und Freddie ebenso.«
»Ich beabsichtige, mich später um Freddie zu kümmern. «
Die Kutsche des Barons fuhr ab, ehe sie den Rand der Wiese erreichten, und Will Stokes‘ Einspänner folgte ihr.
Rayne indes ging gar nicht auf seine Kutsche zu. Stattdessen führte er Madeline unter ein paar Ulmen am Wiesenrand, wo sie von seiner Kutsche aus nicht zu sehen waren.
Erst dort ließ er ihren Arm los, stellte sich vor sie und zog ihren Schleier hoch, so dass er ihr Gesicht sah.
»Was in Teufels Namen hast du dir gedacht, auf dem Duellierfeld zu erscheinen?«, fragte er.
»Was in Teufels Namen hast du dir gedacht, dich zu duellieren?«, konterte sie.
Seine Augen wurden noch dunkler. »Deine Sorge war, dass ich Ackerby erschießen könnte, nicht wahr?« Das war keine Frage.
»Natürlich war ich besorgt! Ich wollte nicht, dass du die Folgen zu tragen hast, wenn es dir gelingt, ein Mitglied des Hochadels zu töten!«
Falls sie gehofft hatte, seinen Zorn mit vernünftigen Argumenten zu beschwichtigen, hatte sie sich geirrt. »Warum bist du so verdammt erpicht darauf, Ackerby zu schützen?«, fragte er.
»Ich beschütze Ackerby nicht!«, rief Madeline empört aus, zwang sich jedoch gleich, ruhig durchzuatmen. Rayne anzuschreien war keine Lösung.
»Statt mich zu schelten, Mylord, solltest du mir
danken, dass ich dich vor einem Skandal bewahrt habe. Und vor dem Zorn deiner Großmutter. Was würde Lady Haviland sagen, wenn du dein Versprechen, bald zu heiraten, brichst, weil du im Gefängnis darbst oder Schlimmeres?«
»Meine Großmutter hat mit all dem nichts zu tun!«
»Nun, ich würde sagen, du hättest an sie denken sollen, ehe du Ackerby zum Pistolenduell fordertest! «
»Ich möchte wissen, warum du entschlossen bist, Ackerby zu verteidigen.«
»Bin ich nicht.«
»Und warum hast du ihm gestern geschrieben?«
Erschrocken starrte Madeline ihn an. Wie konnte er davon wissen? Dann fiel es ihr ein.
»Hast du Simpkins beauftragt, mich auszuspionieren? «, fragte sie ungläubig.
»Ich bat ihn, ein Auge auf dich zu haben, falls Ackerby wiederkommt, und er hielt deine Korrespondenz mit dem Baron für hinreichend besorgniserregend, dass er mich informierte.«
Madeline kochte vor Wut. Selbstverständlich galt Simpkins Loyalität eher Rayne als ihr – was sie künftig bedenken sollte. Aber es wäre Irrsinn, Rayne von Ackerbys Erpressung zu erzählen. Nicht auszudenken, was er dann täte!
»Ich schrieb Ackerby mit der Bitte, das Duell abzusagen, weil ich bezweifelte, dass du deine Forderung zurückziehst«, sagte sie leise.
Dieser Teil entsprach der Wahrheit, und alles andere auszulassen, war nur klug.
»Und dein Bruder? Warum hast du zur gleichen Zeit an ihn geschrieben?«
Madeline zögerte einen Moment, ehe ihr die perfekte Ausrede in den Sinn kam. »Ich wollte ihm das
Geld schicken, das Freddie mir als Belohnung gab. Gerard kann es gegenwärtig gut gebrauchen.«
Ihre lückenhaften Erklärungen schienen Raynes Zorn nicht zu mildern, also schluckte Madeline und sagte ernst: »Ich hatte Angst um dich , Rayne, nicht um Ackerby – obwohl mich dein Ableben im Augenblick eher erfreuen würde.«
Sie hielt den Atem an, und als sie bemerkte, dass seine Züge ein klein wenig weicher wurden, war sie maßlos erleichtert.
»Du bist zweifelsohne die sturköpfigste Dame, die mir jemals begegnet ist«, bemerkte er schließlich.
Madeline lächelte verhalten. »Und du bist der sturköpfigste Mann. Ich sagte dir gestern, dass ich keiner Rettung bedarf, doch du hörst einfach nicht auf mich.«
Sie wollte schwören, dass Raynes Mundwinkel zuckten. »Du hast dich schon Dutzende Male geweigert, auf mich zu hören, meine Süße, muss ich dich daran erinnern? Es ist schwierig, dich zu beschützen, wenn du dich fortwährend in Gefahr begibst.«
Madeline lächelte ein bisschen mehr. »Du hast mich gestern recht gut beschützt, als du Ackerby in die Rosenbüsche warfst. Allerdings war es gänzlich unnötig, ihn zum Duell zu fordern.«
»Dem wage ich zu widersprechen.«
Sie seufzte. »Ich werde es zusehends müde, Mylord, dass du mich aus einem ausgeprägten Sinn für Ritterlichkeit heraus wie ein zerbrechliches Geschöpf behandelst. Zwar vermute ich, dass du nicht umhin kannst, doch ich muss nicht umhegt werden.«
»Nein, offenbar
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