Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
er sie ausgewählt hatte. Und für die Zukunft konnte er ihr versprechen, ihr ein treuer Gemahl zu sein. Seit er Madeline begegnet war, hatte es ihn nach keiner anderen Frau verlangt und würde es wohl auch nicht so bald. Dessen ungeachtet wollte er getrennte Schlafzimmer für sie beide. Und bis auf gelegentliche Besuche, würde er die Hände von seiner jungen Braut lassen. Er war entschlossen, seine Lust zu zähmen und auf die Weise zu vermeiden, dass sich seine desaströse Geschichte mit Camille Juzet wiederholte.
Madeline mit ihrer Unschuld, ihrem Esprit und ihrer Warmherzigkeit war ein verborgener Schatz, und doch musste er jede übertriebene Zärtlichkeit, die er für sie empfinden mochte, im Zaum halten.
Im selben Moment überraschte sie ihn, indem sie seine Hand nahm und die Innenfläche küsste, worauf Raynes Herz sich sehr merkwürdig benahm.
Es war Zeit zu gehen, entschied er. Also zog er behutsam seine Schulter unter Madelines Kopf hervor, setzte sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Nachdem er sich am Waschtisch gesäubert hatte,
kehrte er mit einem feuchten Lappen zum Bett zurück und tat dasselbe mit Madeline.
Sie errötete vor Scham, weshalb Rayne es um ihrer beider willen kurz machte und gar nicht, wie es sich für einen Liebhaber ziemte.
Anschließlich brachte er das Tuch wieder zum Waschtisch zurück und begann, seine Kniebundhose anzuziehen. »Ich habe gleich morgen früh Geschäftliches in London zu regeln, deshalb gehe ich jetzt.«
Madeline hob erschrocken den Kopf. »Bleibst du nicht die Nacht bei mir?«, fragte sie.
»Ich möchte deinen Schlaf nicht stören, wenn ich früh aufstehe.«
Mit großen, glänzenden Augen sah sie ihn an.
Aber es änderte nichts an Raynes Entschlossenheit. Vielmehr war es das Beste, wenn er gleich für Klarheit sorgte.
»Und mach dir keine Sorgen, falls du mehrere Tage nichts von mir hörst«, fügte er hinzu. »Bramsley wird auf dich achten. Und falls du irgendetwas brauchst, lass es ihn wissen.«
Sein Majordomus war durchaus in der Lage, Madeline zu schützen.
Elftes Kapitel
Es ist höchst entmutigend, Maman, dass ich meinen Gemahl nicht einmal während der Hochzeitsnacht in meinem Bett zu halten vermochte.
Als sie am nächsten Morgen nach einer größtenteils schlaflosen Nacht erwachte, blieb Madeline eine Weile liegen und sann über alles Erdenkliche nach. Über das fremde Bett. Über die unbekannten Empfindungen, das leichte Wundsein zwischen ihren Schenkeln, vor allem aber über den Schmerz in ihrem Herzen.
Die Erinnerung an den wundervollen Liebesakt mit Rayne machte ihr die Brust eng. Ihre Hochzeitsnacht war vollkommener als alles andere in ihrem Leben gewesen … bis Rayne sie abrupt verließ.
Unglücklich umklammerte Madeline ein Kissen und kniff die Augen zu. Es war nicht ungewöhnlich, dass vornehme Eheleute getrennte Schlafgemächer hatten, doch war es nicht beschämend, wenn der Bräutigam sich unmittelbar nach der Vereinigung in seine eigenen Zimmer zurückzog? Und dass Rayne am Morgen nach ihrer ersten Nacht ohne Abschied nach London reiste, verhieß ebenfalls nichts Gutes für ihre Ehe.
Ihr Elend hatte sie allein verschuldet, schalt Madeline sich. Es war ihr Fehler, dass sie Luftschlösser gebaut hatte. Der unmögliche Traum, Rayne könnte sie lieben, eine richtige Ehe mit ihr wollen, war genau das: unmöglich.
Sie hätte sich niemals Hoffnungen machen dürfen.
Warum hast du nicht auf Rayne gehört, als er dich vor seiner Gefühlskälte warnte? Es geschieht dir nur recht, nachdem du seinen Antrag so überstürzt annahmst!
Sie warf die Bettdecken beiseite und sprang auf, um sich zu waschen und anzukleiden. Madeline war unsagbar wütend auf sich, weil sie sich in Rayne verliebt hatte. Und sie war entschlossen, die schmerzliche Mischung aus Verlangen und Sehnsucht umgehend zu überwinden.
Doch während sie die Unterwäsche zusammenklaubte, die Rayne ihr letzte Nacht so verführerisch ausgezogen hatte, empfand sie eine erdrückende Einsamkeit. Nach dem magischen Liebesakt fiel es ihr schwerer denn je, ihren sehnsüchtigen Wunsch zu leugnen, nicht allein zu sein, jemandem etwas zu bedeuten.
»Aber dieser Jemand wird nicht Rayne sein«, erinnerte Madeline sich streng.
Sie wand ihr Haar zu dem üblichen Knoten, als ihr Raynes Vorschlag einfiel, es weniger streng zu tragen und so ihre Gesichtszüge weicher wirken zu lassen. Prompt holte sie ihr Elend wieder ein – wie auch ihr Unglück über ihr wenig anziehendes
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