Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
erproben wollte. Sie würde ihre Korrespondenz an dem hübschen Sekretär im Salon erledigen.
Nach der Führung bestätigte Bramsley ihr abermals, dass er sie als neue Herrin akzeptierte. »Gewiss möchten Sie noch die eine oder andere Änderung vornehmen, Mylady, und ich werde mein Bestes tun, damit alles zu Ihrer Zufriedenheit ist.«
Lächelnd schüttelte Madeline den Kopf. »Vorerst möchte ich nichts verändern. Sie haben bisher glänzende Arbeit bei der Einrichtung geleistet, Bramsley, und mir wäre es sehr lieb, würden Sie sich dieser Dinge auch weiterhin annehmen.«
Der Majordomus erwiderte ihr Lächeln sogar und fragte, wie er ihr sonst zu Diensten sein könnte. Kurz darauf schickte er eine Zofe nach oben, die Madeline half, ihre schlichte Garderobe auszupacken und ihr
Kleid zu wechseln, wie es für eine Countess üblich war. Und Bramsley hatte einen Diener bereitstehen, als sie wieder nach unten kam, der Madeline zur Akademie fahren würde.
Jane Caruthers war überrascht, sie zu sehen, nickte aber verständnisvoll, als Madeline ihr erklärte, dass Haviland geschäftlich in London wäre. Und ihre Schülerinnen freuten sich über ihren Besuch. Besonders faszinierte sie alle, dass Madeline über Nacht zur Countess geworden war.
Madeline selbst erlebte bei ihrer Rückkehr nach Riverwood eine Überraschung, denn Bramsley teilte ihr mit, dass Raynes Großmutter, die verwitwete Countess Haviland, im Salon auf sie wartete.
Rasch legte Madeline ihren Hut, die Pelisse und die Handschuhe ab und begab sich zum Salon. Als sie hereinkam, saß die grauhaarige Adlige in einem Lehnsessel am Kamin.
Lady Haviland, die ihre Reisekleidung noch nicht abgelegt hatte, war älter als Madeline gedacht hätte, wirkte jedoch nicht gebrechlich. Vielmehr hielt sie sich steif vor Wut, als sie sich umdrehte und Madeline kritisch musterte.
Sie blieb stocksteif sitzen und fragte eisig: »Was höre ich da, dass mein Enkel Sie gestern geheiratet hat, Miss Ellis?«
Madeline trat weiter ins Zimmer. Offenbar hatte ihre Ladyschaft ein Rückgrat aus Eisen, passend zu ihrem Hochmut, doch als Raynes Verwandte verdiente sie Respekt.
Bevor Madeline sich auch nur höflich vorstellen konnte, schüttelte sich Lady Haviland angewidert. »Meine Freundin, Lady Perry, die hier in der Nähe lebt, warnte mich vor, aber ich wollte die empörende Neuigkeit nicht glauben, ganz gleich wie verlässlich
die Quelle war. Nun sagt mir Bramsley, dass es stimmt.«
Madeline wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Bei ihrer mürrischen Arbeitgeberin war Humor stets das beste Mittel gewesen. Nur schien Lady Haviland nicht in der Stimmung, sich mittels Humor ablenken zu lassen.
»Ja, es ist wahr«, bestätigte Madeline ruhig. »Ich bedaure, dass Sie durch Dritte von unserer Vermählung erfahren mussten, Lady Haviland, und ich vermutete bereits, dass es Sie wenig erfreut.«
» Erfreut? Nein, das bin ich wahrhaftig nicht! Es ist mehr als abstoßend, dass Haviland einen mittellosen Niemand heiratet, ohne mich davon in Kenntnis zu setzen!«
»Möglicherweise wartete er deshalb, ehe er es Ihnen sagte – weil er ahnte, dass Sie nicht zustimmen würden.«
»Es ist unverzeihlich!«, zischte die Lady. »Ich war bei einer Hausgesellschaft in Brighton, kam aber umgehend her, als ich es hörte. In meinem Alter und bei der schwachen Konstitution meines Herzens kann eine solch eilige Reise sehr leicht den Tod bedeuten. Und ich stelle fest, dass sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet haben.«
Madeline war bereit, der Witwe ihre Unhöflichkeit nachzusehen. Es war nur natürlich, dass sie schockiert, sogar entsetzt war. Falls sie ihrem Enkel zugeneigt war, wünschte sie sich das Beste für ihn. Gewiss wollte sie den Namen und den Titel der Familie verteidigen. Und Rayne hatte eine Braut gewählt, die gänzlich anders war als all die Debütantinnen, von denen seine Großmutter eine für ihn vorgesehen haben dürfte.
»Diese Heirat ist nicht hinnehmbar«, sagte die Witwe.
»Sie sind nichts weiter als eine niedere Bedienstete. «
»Ich bin die Tochter eines Gentlemans, Mylady.«
Lady Haviland sah sie verächtlich an. »Ihr Vater war ein gemeiner Soldat.«
»Mein Vater war ein Offizier im Dienst des Duke of Wellington.«
»Pah, es ist wohl kaum eine Qualifikation für die Countess of Haviland, Armeegesindel zu entstammen! «
Unwillkürlich ballte Madeline die Hände zu Fäusten. Sie könnte darauf hinweisen, welche Opfer ihr heroischer Vater für sein Land
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