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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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der die Erde zu erobern drohte.
    Als sie in der Küche ankam, tat ihr der Rücken weh, aber das war ein harmloser, befriedigender Schmerz. Auf ihrer Haut stand ein leichter Schweißfilm, ihre Hände waren rauh von Waschwasser, und sie fühlte sich stolz wie ein Firmenpräsident nach einer sensationellen Übernahme.
    Sie schaute auf die Uhr und rechnete. Sie wollte fertig und aus dem Haus sein, bevor Ethan von der Arbeit kam. Trotz der Läuterung durch die Arbeit schwelte in ihrem Herzen immer noch ein kleines Glutstückchen aus Wut, und sie kannte sich gut genug, um zu wissen, daß es nur eines winzigkleinen Anstoßes bedurfte, um die Flamme hell auflodern lassen.

    Wenn sie mit ihm stritt, wenn sie auch nur einen Teil der Dinge sagte, die ihr in den letzten Tagen unaufhörlich durch den Kopf gingen, würden sie sich nie wieder versöhnen, geschweige denn Freunde sein können.
    Sie wollte die Quinns nicht zwingen, Partei zu ergreifen. Und sie wollte nicht riskieren, ihre kostbare und ihr so wichtige Beziehung zu Seth in Gefahr zu bringen, nur weil zwei Erwachsene, die in seinem Leben eine Rolle spielten, sich nicht beherrschen konnten.
    »Und ich werde deshalb auch meinen Job nicht verlieren«, murmelte sie, als sie sich an den Arbeitsflächen zu schaffen machte. »Nur weil er nicht sehen kann, was er wegwirft.«
    Sie atmete zischend aus, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das von der Hitze und der Anstrengung an den Schläfen feucht geworden war. Und lenkte sich ab, indem sie die Platten des alten Herds gründlich schrubbte.
    Als das Telefon läutete, schnappte sie sich ohne nachzudenken den Hörer. »Hallo?«
    »Anna Quinn?«
    Grace blickte aus dem Fenster und sah Anna fröhlich im Garten werkeln. »Nein, ich werde ...«
    »Ich hab’ dir was zu sagen, du Miststück.«
    Grace blieb zwei Schritte vor der Fliegentür stehen. »Wie bitte?«
    »Hier ist Gloria DeLauter. Was bilden Sie sich verdammt noch mal ein, mir zu drohen?«
    »Ich bin nicht ...«
    »Ich habe Rechte. Hören Sie mich? Ich habe Scheißrechte. Der Alte hat einen Handel mit mir abgeschlossen, und wenn Sie und Ihr Scheißehemann und seine Scheißbrüder sich nicht daran halten, wird es Ihnen noch leid tun.«
    Die Stimme war nicht nur hart und grausam, diese Frau war krank, erkannte Grace angesichts des Sturzbaches von
Beschimpfungen. Seth’ Mutter, dachte sie, die Frau, die ihn so verletzt, die ihm angst gemacht hatte. Die Geld für ihn genommen hatte.
    Ihn verkauft hatte.
    Sie bemerkte nicht, daß sie die Schnur um ihre Hand gewickelt, hatte so fest, daß sie sich in ihr Fleisch grub. Sie gab sich alle Mühe, ruhiger zu werden, und holte tief Luft. »Miss DeLauter, Sie machen einen Fehler.«
    »Sie sind es, die den verdammten Fehler gemacht hat, mir diesen Scheißbrief zu schicken statt das Geld, das Sie mir schulden. Sie sind es mir verdammt nochmal schuldig! Sie denken, ich hätte Angst vor Ihnen, weil Sie ’ne beschissene Sozialarbeiterin sind. Von mir aus können Sie sogar die verdammte Königin von England sein. Der Alte ist tot, und wenn Sie wollen, daß alles so bleibt, wie es ist, werden Sie sich mit mir einigen müssen. Meinen Sie, daß Sie mich mit beschriebenem Papier einschüchtern können? Sie werden mich nicht aufhalten, wenn ich komme und mir den Jungen hole.«
    »Sie irren sich«, hörte Grace sich sagen, aber ihre Stimme klang, als komme sie aus weiter Ferne, ein bloßes Echo in ihrem Kopf.
    »Er ist mein Fleisch und Blut, und ich habe das Recht, mir zu holen, was mir gehört.«
    »Versuchen Sie’s doch.« Wut durchfuhr sie wie ein Sturmwind. »Sie werden ihn nie mehr in die Finger kriegen.«
    »Ich kann mit ihm machen, was ich will. Er gehört mir.«
    »Er gehört Ihnen nicht. Sie haben ihn verkauft. Jetzt gehört er zu uns, und Sie werden ihm nie wieder zu nahe kommen.«
    »Er wird tun, was ich ihm sage. Er weiß, daß er sonst dafür bezahlen wird.«
    »Wenn Sie auch nur in seine Nähe kommen, reiße ich Sie eigenhändig in Stücke. Was Sie ihm angetan haben, wie
ungeheuerlich es auch war, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich mit Ihnen machen werde. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, kann man Sie höchstens noch vom Boden aufkratzen und in eine Zelle werfen. Genau da gehören Sie nämlich hin – wegen Kindesmißhandlung, Vernachlässigung, Körperverletzung, Prostitution und wie immer man es bezeichnen mag, wenn eine Mutter ihr eigenes Kind an Freier verkauft.«
    »Was für Lügen hat dieses kleine Biest erzählt? Ich

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